Der Bau der Mauer ist 60 Jahre her aber auch heute ein mahnendes Beispiel wie schnell Freiheit in Gefahr gerät, kommentiert Jörg Quoos.
Sechzig Jahre sind in einem Menschenleben eine lange Zeit. Es gibt immer weniger Deutsche, die sich an den nationalen Schock, den der Bau der Mauer am 13. August 1961 auslöste, persönlich erinnern können.
Die Teilung der Nation, diesmal nicht politisch, sondern faktisch mit Steinen und Beton, war sicher das dunkelste Kapitel unserer Nachkriegsgeschichte. Aber es endete 28 Jahre später mit einer Sternstunde der Deutschen, dem Fall der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung.
Daher ist der 13. August ein Datum des Gedenkens, das nicht nur rückwärtsgewandt ist. Die Lehren daraus haben eine Bedeutung für die Zukunft – weit über die deutschen Grenzen hinaus.
Mauer-Momente bedrohen auch heute noch Freiheit und Demokratie
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat recht. Die Erinnerung an den Bau der Mauer ist eine bleibende Herausforderung und mahnt uns tatsächlich, dass Freiheit und Demokratie nie naturgegeben sind.
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Auch heute gibt es diese Mauer-Momente, wo Freiheit über Nacht bedroht ist oder gar jäh endet. In der Ukraine durch völkerrechtswidrige Annexion.
In den USA, wo das frei gewählte Parlament gestürmt wurde. In Hongkong durch eine repressive Parteien-Diktatur. In Belarus, wo Menschenrechtler ohne Anklage einfach verschwinden. In Afghanistan, wo in diesen Tagen Scharia und Willkür eine zart gewachsene Freiheit brutal beenden.
Wenn man nicht aufpasst, kann Freiheit ganz schnell genommen werden. Das ist die eine Botschaft des 13. August und sie gilt heute wie 1961. Die zweite Botschaft aber macht Hoffnung. Sie lautet: Freiheit lässt sich wie bei der friedlichen Revolution in Deutschland wieder erkämpfen. Mit Mut, Prinzipienfestigkeit und dem festen Glauben daran, dass Demokratie, Rechtsstaat und Volkes Wille am Ende stärker sind als die Feinde der Freiheit.