Bochum. Ein Mitarbeiter einer Bochumer Praxis soll am Arbeitsplatz sexuell übergriffig geworden sein. Er stand vor Gericht. Der Fall endete ohne Urteil.
Fast fünf Jahre nach einem mutmaßlichen sexuellen Übergriff in der Belegschaft einer Bochumer Arztpraxis stand am Montag ein 44-jähriger Bochumer vor dem Schöffengericht. Er soll eine Kollegin (36), eine Arzthelferin, im Treppenhaus des Praxisgebäudes von hinten über die Schulter an beide Brüste gefasst haben und dies sehr massiv. Dann folgte laut Anklage ein sexistischer Spruch.
Der Prozess war für alle Beteiligte außerordentlich unangenehm. Schließlich ging es um höchstpersönliche Fragen. Ob der sexuelle Übergriff aber tatsächlich stattgefunden hat, blieb ungeklärt. Es stand Aussage gegen Aussage: Der Angeklagte wies die Vorwürfe zurück, die Arzthelferin bekräftigte ihre Strafanzeige. „Ich weiß, dass ich die Wahrheit sage.“ Als Mindeststrafe standen sechs Monate Haft auf Bewährung im Raum.
Anzeige wurde nach mehr als drei Jahren nach dem mutmaßlichen Übergriff erstattet
Die Anzeige erstattete die Frau erst sehr spät, im Juli 2021. Der Übergriff soll sich aber am 23. April 2018 ereignet haben. Dass Sexualdelikte erst nach längerer Zeit angezeigt werden, ist aber nicht ungewöhnlich.
Auch interessant
Die 36-Jährige, eine Familienmutter, sagte, dass ihr Kollege am Tag nach dem Vorfall um Entschuldigung gebeten habe: Er wisse nicht, was in ihn gefahren sei. Sie habe gesagt, dass das nicht noch einmal passieren dürfe, sonst werde sie den Chef informieren.
In den Tagen darauf habe sie sich aber so unwohl am Arbeitsplatz gefühlt, dass sie den Arzt doch informiert habe. Kurz danach unterschrieb die Frau einen Aufhebungsvertrag und wechselte den Arbeitgeber, der beschuldigte Kollege arbeitet bis heute in der Praxis.
Bochumer Gericht stellt Verfahren gegen Auflage ein
Es gab mehrere Ungereimtheiten in dem Fall, widersprüchliche Aussagen ergaben kein klares Bild. Das Gericht stellte das Verfahren am Ende ein, allerdings muss der Angeklagte 1500 Euro an eine Beratungsstelle für Opfer sexueller Gewalt zahlen.