Bochum. Ehrenamtliche des Deutschen Roten Kreuzes unterstützen Menschen auf der Straße. Männer nehmen Hilfe an und sprechen über ihre Lage.

In der Passage zwischen der U-Bahn-Station Rathaus-Nord und Süd betten sich obdachlose Menschen in Schlafsäcken auf Pappe. Doch am Donnerstagabend wirken die Mauernischen nach Abbild des historischen Hansa-Hauses verlassen. Dabei bringt Kai Ditges (39) vom Deutschen Roten Kreuz eine Überraschung mit. Einer der wohnungslosen Männer wünscht sich einen Rollator. "Bei einer meiner ersten Touren habe ich den Mann kennengelernt und irgendwie ins Herz geschlossen", schildert Ditges. Der Ehrenamtliche besorgte die Gehhilfe und will sie übergeben.
Kai Ditges gehört zum Kältebus-Team des Kreisverbands Wattenscheid. Acht Ehrenamtliche rücken an diesem Abend in drei kleinen Bussen aus. Sie wollen Menschen, die auf der Straße leben, unterstützen. In einem Wagen transportieren sie Lebensmittel und Getränke, im zweiten Kleiderspenden, Schlafsäcke und Hygieneprodukte. Der dritte dient als mobile Sanitätsstation, um bei Wunden oder alten Verbänden unkompliziert Hilfe zu leisten.
Den DRK-Kältebus gibt es seit 2020 in Bochum. Er erreicht Menschen, die nicht an stationären Anlaufstellen versorgt werden können.
Die Tour in die Innenstadt starten die jungen Ehrenamtlichen, wenn Minustemperaturen zu erwarten sind. "Anfang 2021 sind wir mehrere Wochen täglich gefahren, weil es so kalt war", berichtet Projektleiterin Lea Piske.

Unterschlupf finden die Menschen oft in Bahnhöfen. Kältebus-Mitarbeiter suchen sie dort auf

Zweiter Halt in der City ist der Hauptbahnhof. Auch der Eingang am Buddenbergplatz, wo oft Menschen ohne Bleibe sind, erscheint wie leergefegt. Sicherheitskräfte und Polizeibeamte ziehen ihre Kreise – die Stimmung wirkt angespannt. Bahnhöfe würden immer wieder geräumt vom Ordnungsamt oder Mitarbeitern der Deutschen Bahn. Es gebe zwar vereinzelt interne Absprachen, dass Obdachlose bei Minustemperaturen zum Beispiel in U-Bahn-Übergängen nächtigen könnten, doch die Situation sei unklar, schildert Piske. "Manchmal kommen wir, wenn sie gerade räumen und bitten, die Leute dort zu lassen. Dann machen sie das auch", berichtet die 18-Jährige.

Ein Brennpunkt ist der Bereich des Hauptbahnhofes

An der Vorderseite des Bahnhofs kommt das Kältebus-Team zum Einsatz. Dort finden sie Miguel, Zaza und weitere obdachlose Männer. Zaza (39) liegt in einem Schlafsack, bewegt sich kaum. Seit acht Monaten lebt der gebürtige Bochumer auf der Straße. Kriminalität, Gefängnis, Scheidung und zuletzt der Alkohol raubten ihm zuviel Kraft. Der gelernte Koch hat zwei Töchter, die in gewiss gerne anders sähen. "Allerdings", bekräftigt er diesen ausgesprochenen Gedanken.

Alkohol- und Drogensucht setzen zu

Auch Miguel (34) war im Gefängnis. "Ich habe im Gefängnis Zerspannungsmechaniker gelernt, aber kann den Job nicht ausüben, wegen meiner Hände", berichtet er. Seine Alkohol- und Drogensucht setze ihm jeden Tag zu. Alles drehe sich um das Geld für den Stoff, schildert Miguel weiter.
Der Moment, als die DRK-Ehrenamtlichen die Busse öffnen und freundlich grüßen, sorgt in dieser Lage für ein Aufatmen. Gerne nehmen die Männer einen warmen Snack an. Einer seufzt auf, als er seinen heißen Tee in den Händen hält. Die DRK-Helfer reichen Schlafsäcke, Decken, Alltagskleidung, Unterwäsche, Tüten mit Zahnpaste, Seife und mehr. Und weil ihr Wirken unersetzlich ist, sei hier das Team mit Namen genannt: Lea Piske (18), Björn Stahl (40), Kai Ditges (39), Phillip Reichert (23), Kimberley Piske (27), Max Hempel (22), Gina Klyszcz (21) und Umut Özdemir (19).

Projekt Kältebus des Deutschen Roten Kreuz ist auf Spenden ist angewiesen

Wer den Kältebus unterstützen möchte, kann dies mit einer Geldspende tun. Kontoverbindung: DRK-Kreisverband Wattenscheid e. V., IBAN: DE39430500010000932434 BIC:WELADEDBOC, Stichwort: Kältebus.

Des Weiteren können Menschen den Kältebus unterstützen mit Winterkleidung, Speisen (Dosen), Schlafsäcke oder durch Mitarbeit. Kontakt per E-Mail an: kaeltebus@drk-wattenscheid.de