Bochum. In der Bochumer Innenstadt schließt das nächste Geschäft. Nach zehn Jahren ist Schluss. Der Räumungsverkauf läuft. Das sind die Reaktionen.

Erneute Geschäftsaufgabe in der Bochumer Innenstadt: Das „Schuhwerk“ auf dem Boulevard wird bis zum Sommer geschlossen. „Unser Konzept hat dort nicht funktioniert“, sagt Inhaber Frank Beckmann.

Vor zehn Jahren war Beckmann als Geschäftsführer des Schuhhauses Lötte mit dem „Schuhwerk“ auf der Bongardstraße 21 (früher McDonald’s) an den Start gegangen: als dritter Standort neben dem 1891 gegründeten Traditionsgeschäft an der Bongardstraße 31 und dem 2011 eröffneten Ableger Beckmanns (Bongardstraße 20).

Aus für Bochumer Schuhhaus: SB-Konzept hat „nicht gepasst“

Anders als bei Lötte und Beckmanns setzte das Familienunternehmen im „Schuhwerk“ weitgehend auf Selbstbedienung im unteren Preissegment. Entsprechend gering war die Zahl der Mitarbeiter: Beckmann spricht von einer „Mini-Besetzung“ auf 500 Quadratmetern Verkaufsfläche.

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„Heute müssen wir feststellen: Das SB-Format hat nicht zu uns gepasst“, konstatiert der Geschäftsführer auf WAZ-Anfrage. „Unsere Kundinnen und Kunden legen Wert auf fachliche Beratung und persönlichen Kontakt.“ Dem habe das „Schuhwerk“ nicht entsprechen können. „Wir haben rote Zahlen geschrieben. Der Zehn-Jahres-Mietvertrag läuft im Juni aus. Wir haben uns daher zur Schließung entschieden.“

Händler: Um Bochumer Innenstadt muss sich niemand sorgen

Der Räumungsverkauf hat begonnen. „Alles muss raus!“ und „Bis zu 50 Prozent reduziert“ heißt es in Werbeschreiben an Stammkunden. Keinesfalls will Frank Beckmann (50) die Geschäftsaufgabe als Abgesang auf die Innenstadt werten. Seine beiden verbleibenden Geschäfte verzeichneten trotz Corona, Krieg und Krise steigende Umsätze. Um Lötte und Beckmanns mit insgesamt 70 Beschäftigten müsse sich niemand Sorgen machen – ebenso wenig wie um die Bochumer City.

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„Auch dank der inhabergeführten Fachgeschäfte mit Baltz als Leuchtturm haben wir eine der Innenstädte in der Region, die noch am besten funktionieren“, so Beckmann. „Natürlich gibt es Probleme. Der gesamte Einzelhandel steht vor großen Herausforderungen. Aber das bekommen wir in den Griff. Das Viktoria-Karree und das Haus des Wissens werden in den nächsten Jahren für eine zusätzliche Belebung sorgen.“

Zuletzt hatte es mehrere Geschäftsaufgaben in der Bochumer Innenstadt gegeben. Die Wirtschaftsentwicklung spricht gleichwohl von einer normalen Fluktuation.
Zuletzt hatte es mehrere Geschäftsaufgaben in der Bochumer Innenstadt gegeben. Die Wirtschaftsentwicklung spricht gleichwohl von einer normalen Fluktuation. © Verena Lörsch

Wirtschaftsentwicklung verzeichnet sechs Prozent Leerstand

Die Bochumer Wirtschaftsentwicklung bestätigt die Einschätzung. Die jüngsten Geschäftsschließungen werden von den Wirtschaftsförderern unter dem Leitwort „Handel im Wandel“ verbucht. Generell gelte, dass die Bochumer Innenstadt mit ihren rund 900 Ladenlokalen „trotz aller Krisen mit einem Leerstand von sechs Prozent im Vergleich positiv dasteht“, erklärt Geschäftsführer Rouven Beeck.

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Insbesondere in 1a-Lagen gelinge es bei Ladenschließungen, zeitnah Nachfolger zu finden. Aktuelle Beispiele: Die niederländische Kette Bram’s hat das frühere Nordsee-Lokal angemietet die Parfümerie-Kette David Walker eröffnet eine Filiale an der Kortumstraße/Huestraße.

Für Ladenlokal ist bereits ein Nachfolger in Sicht

Auch für das „Schuhwerk“ könnte es eine direkte Neuvermietung geben. Inhaber der Immobilie ist Familie Blennemann, Eigentümer des gleichnamigen Möbelhauses. „Es gibt zahlreiche Interessenten für das Ladenlokal“, berichtete am Mittwoch Stefan Blennemann im WAZ-Gespräch. Die Nachfragen kämen aus den Branchen Schuhe, Bücher, Spielwaren und Lebensmittel. „Die Verhandlungen laufen“, so Blennemann. Zeitnah werde entschieden, wer den Zuschlag erhält.