Bochum-Linden/Dahlhausen. Wie geht es weiter nach der schweren Explosion in Bochum: Unterstützung für alle Betroffenen sei jetzt wichtig, so der allgemeine Tenor.
Bei Google Maps ist es noch zu sehen, das gepflegt wirkende Eckhaus mit Fußmatte und Blumenkästen treppauf vor der Eingangstür und einem Hirschgeweih-ähnlichen Ornament an der hellgrauen Fassade. Seit Dienstagabend liegt das zweigeschossige Gebäude in Schutt und Asche. Die Keilstraße Nummer 60 gibt’s nicht mehr.
Explosion in Linden: Trümmerfeld lässt die Wucht der Detonation erahnen
„Unfassbar“, „beängstigend“, „furchtbar“: So lauten die Kommentare geschockter Anwohner und Passanten am Morgen danach. Mutmaßlich eine Gasexplosion hatte am Vorabend um 21.40 Uhr eine Katastrophe herbeigeführt im Grenzbereich Bochum-Linden/Dahlhausen, die die Feuerwehr als „Totaleinsturz“ beschreibt. Eine 61-jährige Frau starb in ihrem Zuhause, der 35-jährige Sohn liegt verletzt im Krankenhaus. Der Vater hatte offenbar großes Glück: Er war zur Unglückszeit nicht daheim.
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Das Trümmerfeld lässt die Wucht der Detonation erahnen. „Einen solchen Krach habe ich noch nie gehört“, sagt Bettina Böckmann, die Auf dem Pfade 55 wohnt: wenige Meter von dem Eckhaus entfernt. Sofort habe sie gewusst: „Das kann kein Silvesterböller gewesen sein.“ Mit den Nachbarn sei sie nach draußen gelaufen: „Da war das komplette Haus bereits eingestürzt. Ein Bild wie im Krieg.“
Anwohner bangen: Könnten auch wir in Gefahr sein?
Einem weiteren Anwohner steht der Schreck am Mittwoch noch ins Gesicht geschrieben: „Es ist ja fast ein Wunder, dass unsere Häuser noch stehen.“ Bis auf einige Schäden an Fenstern und Rollläden sowie zerborstene Autoscheiben sei im Umfeld relativ wenig passiert. Womöglich hätte das „auch ganz anders ausgehen können“.
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Am Mittwochvormittag fegt Bettina Böckmann die Trümmer- und Müllreste weg, die sich auf den Gehweg vor ihrem Haus verstreut haben. Freundlich sei die dreiköpfige Familie gewesen. „Die Frau kannte ich vom gemeinsamen Bo-Frost-Verkäufer.“ Zwar sei man erleichtert, dass man zügig in die Wohnungen zurückkehren durfte. Doch neben der Trauer um das Todesopfer bleibe im Viertel eine tiefe Besorgnis: „Wie konnte es zu dieser schweren Explosion kommen, obwohl das betroffene Haus gar keinen Gasanschluss hatte?“, fragt Bettina Böckmann. Die Angst schwingt seit der Horror-Nacht mit: Könnten auch wir in Gefahr sein?
Gas wurde abgestellt
Niklas Bogdahn (32) wohnt an der Keilstraße 63, rund 30 Meter entfernt vom Unglücksort. „Wir haben hier die Detonation gehört und gespürt. Ich bin sofort raus, wie zahlreiche andere Anwohner auch. Wir konnten erstmal nicht zurück in unsere Wohnungen wegen der Explosionsgefahr durch Gas. Wir haben bei Bekannten übernachtet. Auch jetzt ist hier das Gas noch abgestellt; Heizlüfter sind im Einsatz.“
Anwohner in Bochum-Südwest hörten den Knall am Abend
Nachbar Carsten Werner fegt am Tag nach dem Unglück die Scherben in seiner Einfahrt nur wenige Schritte vom Explosionsort zusammen. „Ich war als einer der ersten vor Ort und habe mit einer Lampe geleuchtet, als wir Hilferufe aus den Trümmern hörten.“ Wenig später habe der 35-jährige Sohn verletzt geborgen werden können.
Anwohner in Bochum-Linden geschockt
Auch Detlef Oleszak gehört zu den nicht weit entfernten Anwohnern, die die Explosion am Dienstagabend an der Keilstraße gehört haben. „Wir wohnen 350 Meter Luftlinie entfernt in der Straße Auf dem Pfade 8“, sagt der 71-Jährige, bekannt in Bochum als „Olly, der Poet“. Ehefrau Monika (69) und Sohn Christian waren an diesem Abend auch zu Hause, alle sind weiterhin geschockt.
„Wir wussten erst nicht, was die Ursache dafür war. Doch kurz darauf bekam an diesem Dienstagabend mein Sohn schon eine Whatsapp-Nachricht mit Fotos. Den Hubschrauber haben wir bestimmt eine Stunde lang kreisen hören, hörten auch das Martinshorn der zahlreichen Einsatzkräfte. Und da wussten wir schnell, dass hier etwas ganz Schlimmes passiert ist.“ Und so war es ja auch durch die schwere Explosion in dem Haus an der Keilstraße/Ecke Auf dem Pfade, die im weiten Umkreis zu hören war.
Gemeinsame Hilfe aller Kräfte steht nun in Bochum im Fokus
Und auch Bochums Südwest-Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD) ist, nicht nur durch die die örtliche Nähe zum Unglücksort, auch am Tag danach noch tief geschockt. Schäden sind auch hier zu erkennen.
Bestürzt ist ebenfalls Monika Engel von den Grünen in der Bezirksfraktion Südwest: „Wir müssen jetzt auch schauen, wie wir im Schulterschluss mit allen Kräften hier vor Ort helfen können, für alle direkt und indirekt Betroffenen in der Umgebung durch diese Explosion. Das ist jetzt wichtig für eine nachhaltige Unterstützung.“
Thema auf der Grünen-Ortsverbandssitzung am Mittwochabend seien deshalb auch die möglichen Hilfen für alle Betroffenen nach dieser schweren Explosion. „Wir müssen hier jetzt gemeinsam vorgehen, nicht einzeln – das ist ganz wichtig für eine effektive Unterstützung nach diesem Unglück.“
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Allgemeine Unterstützung für Betroffene in Bochum-Linden wichtig
Auch Hans Neubauer, Vorsitzender der CDU-Bezirksfraktion, hat schon intern die Partei-Organisationen um Unterstützung gebeten, „um dies dann gemeinsam, parteiübergreifend mit allen Kräften zu stemmen“. Was auch Stefan Rodemann als Vorsitzender der Werbegemeinschaft Linden unterstützt: „Gemeinsame Absprachen, wie hier zu helfen ist, sind jetzt wichtig, um effektive und schnellstmögliche Unterstützung zu leisten.“ Alle Vereine und Verbände wollen dabei in Bochum-Südwest - und womöglich auch darüber hinaus - ganz offenbar an einem Strang ziehen.