Bochum. Vor einem FSK-0-Kinderfilm flimmert im UCI im Ruhrpark Werbung für Computerspiele über die Leinwand – inklusive Baller-Szenen. Was das Kino sagt.

Im UCI-Kino im Ruhrpark ist in der Kindervorstellung am Sonntagnachmittag versehentlich Werbung für einen Ego-Shooter gelaufen. Ein Vater (42) aus Dortmund (Name der Redaktion bekannt) wollte gemeinsam mit seiner fünfjährigen Tochter den Film „Die Mucklas … und wie sie zu Pettersson und Findus kamen“ schauen. Freigegeben ist der Film ab 0 Jahren (FSK 0).

Im 15-minütigen Werbeblock vor dem Film sei dann ein Spot für das so genannte „Cine Gaming“ gelaufen. In 2 Minuten und 52 Sekunden wirbt dort das Kino dafür, dass man nun auch im Kino-Saal mit Freunden Computer-Spiele spielen könne.

Diese Szene aus der Kino-Werbung lief in der Kindervorstellung im UCI-Kino im Ruhrpark.
Diese Szene aus der Kino-Werbung lief in der Kindervorstellung im UCI-Kino im Ruhrpark. © WAZ | WAZ

Neben harmlosen Szenen, wie einem Autorennen mit Comic-Figuren, tauchen auf einmal auch Kampf-Szenen aus einem Ego-Shooter aus. Zu sehen ist eine Maschinenpistole, die – mit entsprechenden Geräuschen – auf Scheiben abgebildete Menschen schießt. Auf dem Bildschirmrand ist die Zahl der „getroffenen Zivilisten“ zu sehen.

UCI-Kino im Ruhrpark zeigt Ego-Shooter-Werbung – und entschuldigt sich

Der Dortmunder zeigt sich entsetzt. „(...) Ich erachte eine solche Handhabung (...) auch vor dem Hintergrund der damaligen Ereignisse in Erfurt und dem Aufwand, der in den Schulen zur Amok-Vorsorge betrieben wird, als unverantwortlich und für derart junge Kinder als potenziell extrem verstörend.“

Seine eigene Tochter habe zwar keine Angst gehabt – „ich weiß gar nicht, ob sie das überhaupt wahrgenommen hat“ – aber als unpassend habe er die Werbung in jedem Fall empfunden. „Das ist nicht vereinbar mit Kindern.“ Der Dortmunder hat sich beim Werberat und bei der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft GmbH (FSK) mit Sitz in Wiesbaden über das UCI-Kino im Ruhrpark beschwert.

Werbeclips werden von der FSK geprüft – Strafe von bis zu 50.000 Euro

Dieses zeigt sich auch auf Anfrage der WAZ zerknirscht. „Es war tatsächlich ein Versehen“, sagt Sprecherin Nadine Breuer. Der in der Kindervorstellung gezeigte Spot habe gar nicht mehr im Einsatz sein sollen. Er hätte durch einen neuen Werbefilm ersetzt werden sollen, so heißt es.

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Auch Werbeclips, die im Kino laufen, werden von der FSK nach Kriterien des Jugendschutzes geprüft, so heißt es. Kinder und Jugendliche dürfen im Vorprogramm demnach nur Werbeclips sehen, die für ihre jeweilige Altersgruppe freigegeben wurden. Werbung für Tabakwaren oder alkoholische Getränke dürfe grundsätzlich erst nach 18 Uhr bei öffentlichen Filmveranstaltungen gezeigt werden.

Bis zu 50.000 Euro Strafe drohe Gewerbetreibenden bei Verstößen. Auf freiwilliger Basis gebe es im Bundesgebiet sogar Kinobetreiber, die auf Werbung vor Kinderfilmveranstaltungen völlig verzichten, so die FSK.

UCI-Kino bietet Gratis-Karten als Entschuldigung

Für Kino-Filme mit FSK 0 – die also ab 0 Jahren freigegeben sind – gelte also, dass auch die Werbung der Altersklasse angepasst sein muss, so heißt es auf Nachfrage vom Werberat. Von dem „Cine Gaming“-Werbefilm sei im April des vergangenen Jahres eine Kurzversion (etwa 35 Sekunden) von der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) geprüft – und für Kinder ab 0 Jahren freigegeben worden. In der Kurz-Version fehlt die Ego-Shooter-Szene. Die Lang-Version ist der FSK nicht bekannt.

Das „Versehen“ erinnert an einen Vorfall im UCI-Kino im Jahr 2001. Im ausverkauften Kino wollten Familien einen Film mit 102 putzigen Dalmatinern sehen. Stattdessen waren aber die ersten Minuten vom Horrorfilm „Hannibal“ zu sehen. Ein Fehler, den man beim Kino damals mit dem starken Ansturm auf den neuen Horror-Streifen erklärt hatte. Weil für die Vorführung noch kurzfristig die Säle gewechselt werden mussten, seien die Filme vertauscht worden.

Beim UCI-Kino möchte man sich jedenfalls gerne wegen des vertauschten Werbe-Films bei der Familie entschuldigen. „Es tut uns wirklich sehr leid, dass der Leser diese negative Erfahrung mit seiner Tochter gemacht hat“, sagt Sprecherin Nadine Breuer. Man wolle es wieder gut machen und biete dem Dortmunder Freikarten für den nächsten Kinobesuch an.