Bochum. „Ist Luisa hier?“ Wenn eine Frau das in einer Kneipe, einem Club, einer Disko fragt, sollte sie Hilfe erhalten. Aber: Funktioniert das auch?

Für einen kurzen Moment zögert Lennart Hauke (25), als er gefragt wird, ob „Luisa“ hier sei. Jemanden mit diesem Namen kenne er nicht. Dann bekommt er einen Tipp von seiner Kollegin und es fällt ihm wieder ein: „Das ist ein Zeichen, dass sich jemand belästigt fühlt“ sagt er.

Im „Three Sixty“ im Bermudadreieck weiß man, wie man bei sexuellen Übergriffen reagiert. Die Sportbar ist Teil der Kampagne „Luisa ist hier“. Hinter dem etwas kryptischen Namen verbirgt sich ein Schutzzeichen für Personen – vor allem Frauen –, die sich belästigt fühlen und niedrigschwellig um Hilfe bitten können.

„Luisa ist hier“ in Bochum: Neue Plakate wurden aufgehängt

„Luisa ist hier“ gibt es seit 2016. Die Aktion wurde vom Frauennotruf Münster etabliert und hat sich in ganz Deutschland verbreitet. Hinter der landesweiten Bekanntmachung steht „Wildwasser“, eine Beratungsstelle, die von Missbrauch betroffenen Frauen und Mädchen Unterstützung bietet.

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In Bochum lief das Projekt schon vor der Pandemie an. Durch den Lockdown wurde es unterbrochen. Jetzt setzt die Bochumer Vertretung von „Wildwasser“ wieder alles daran, das Notzeichen im Bermudadreieck und anderen Hotspots des öffentlichen Lebens bekannt zu machen. Neue Plakate wurden aufgehängt, neue Partner gefunden.

Laut der Website des Vereins „Wildwasser“ beteiligen sich in Bochum mittlerweile über 20 Clubs, Kneipen und Kinos. Jedoch: Damit das Konzept funktioniert, müssen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Zeichen kennen und entsprechend reagieren.

Mit Plakaten wird auf Damentoiletten (hier im Union-Kino) über die „Luisa“-Kampagne informiert.
Mit Plakaten wird auf Damentoiletten (hier im Union-Kino) über die „Luisa“-Kampagne informiert. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

WAZ-Test auf der Partymeile führt zu unterschiedlichen Resultaten

Wie sieht es aus in Bars, die sich zu der Aktion bekannt haben und Plakate erhielten? Ein Realitätscheck fällt gemischt aus. Während das Personal einiger Lokale sofort Bescheid weiß, gibt es an anderen Stellen verdutzte Gesichter. Bei einer Stichprobe im „Café Extrablatt“ kennt von drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern keiner das Zeichen – und das, obwohl die Bar auf der Website von „Wildwasser“ als teilnehmende Location aufgeführt ist.

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Anders sieht es in der „Pinte“ aus. Das Bochumer Urgestein ist ein Paradebeispiel für eine erfolgreiche Umsetzung. Barfrau Sina Hübsch (36) weiß direkt Bescheid. „Das Plakat hängt auf dem Damenklo, das ist ja auch wichtig. Ich als Frau fühle mich hier gut behütet. Klar kommt es immer mal vor, dass sich jemand danebenbenimmt. Aber damit kommt hier niemand weit“ erzählt sie.

In einer Bermuda-Bar gilt auch eine Cocktail-Bestellung als Notsignal

Auch die Cocktailbar „Mississippi“ gegenüber ist gut gerüstet. Es dauert zwar einen Moment, bis der Groschen fällt. Aber dann gibt es auch hier jemanden, der Bescheid weiß. „Ja, das Zeichen ist bekannt. Außerdem gibt es ja auch noch den ,Angelshot’“ sagt Kellner Mevis Bauer (24). Einen „Angelshot“ zu bestellen gilt ebenfalls als Zeichen, auf sexuelle Belästigung aufmerksam zu machen.

Im Union-Kino hängt das Plakat gleich dreimal: auf den Damentoiletten und im Mitarbeiterraum. Auch eine interne Mitteilung für das Personal gab es. Mitarbeiter Henning D. (29) findet die Aktion gut, merkt aber an, sie müsse sich erst noch durchsetzen. „Man muss das Zeichen mehr publik machen“, sagt er.

Wirtin Frau Hübsch beteiligt sich mit der „Pinte“ im Bermudadreieck an der „Luisa“-Aktion.
Wirtin Frau Hübsch beteiligt sich mit der „Pinte“ im Bermudadreieck an der „Luisa“-Aktion. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Verein will künftig monatliche Rundgänge unternehmen

Damit ist er nicht allein. Auch „Wildwasser“ sieht den Bedarf. In Zukunft will der Verein einmal im Monat einen Informationsrundgang machen. Dabei hilft auch die Polizei Bochum. Es zeigt sich aber schon jetzt, dass „Luisa“ in den meisten Fällen funktioniert. Mit etwas mehr Übung kann das Bermudadreieck in Zukunft ein Stück sicherer werden. Regelmäßige Aufklärung der Mitarbeitenden und Plakate vor und hinter der Theke können helfen, das Notzeichen gegen sexuelle Belästigung zu verbreiten. So kann die Kampagne „Luisa ist hier“ es Betroffenen einfacher machen, Hilfe zu erhalten.

Informationen auf wildwasserbochum.de.