Bochum. . „Ist Luisa hier?“: Mit diesem Code sollen bald auch in Bochum Frauen, die sich in Clubs und Diskos belästigt fühlen, Hilfe finden können.

„Ist Luisa hier?“ Wenn eine Frau diese Frage in einer Kneipe, einem Club, einer Disko, einem Restaurant stellt, soll das Personal fortan wissen: Hier wird Hilfe gebraucht! In diesen Tagen starten die Beratungsstelle „Wildwasser“ und die Polizei die „Luisa“-Kampagne in Bochum. Besonders im Fokus: die Party-Meile Bermudadreieck.

Diplom-Sozialpädagogin Elke den Brave (58) weiß als langjährige „Wildwasser“-Mitarbeiterin um die Not von Opfern sexueller Gewalt. Jährlich 300 Mädchen und Frauen finden Unterstützung bei der 1989 gegründeten, von Stadt und Land finanzierten Fachberatungsstelle.

2016 in Münster erfunden

Die bemüht sich längst auch um die Vorbeugung. Heißt: Helfen, bevor es zu spät ist. Dabei kommt „Luisa“ ins Spiel. 2016 erfand der Frauen-Notruf Münster einen Code für Frauen, die sich beim Ausgehen und Feiern bedrängt fühlen, bedroht und begrapscht werden. „Natürlich kann jede Frau das Personal in solchen Fällen auch ganz normal um Hilfe bitten“, sagt Elke den Brave. „Aber das fällt vielen betroffenen Frauen nicht leicht.“ Der mutmaßliche Täter ist möglicherweise in direkter Nähe. Und: Mancher viel beschäftigte Mitarbeiter könnte den Hilferuf in der Eile nicht ausreichend ernst nehmen.

Verein und Polizei werben im Dreieck

Der Verein „Wildwasser“ wird in Kürze Kontakt zu den Gastronomen im Bermudadreieck aufnehmen und mit der Polizei auf der Partymeile für die Hilfsaktion „Luisa ist hier“ werben.

Gastronomen, die sich gleichfalls beteiligen wollen, melden sich unter 0234/ 29 76 66. Ausführliche Informationen gibt es auf www.luisa-ist-hier.de.

Anders bei „Luisa“. Die teilnehmenden Betriebe haben ihre Mitarbeiter geschult. Die Frage „Ist Luisa hier?“ dient als Code, bei dem ohne große Worte sofort klar ist: Diese Frau, dieses Mädchen ist in Gefahr. „Dabei muss nur in gravierenden Fällen die Polizei alarmiert werden“, so Elke den Brave. Auch ein sicherer Platz an der Theke oder im Personalraum, ein Taxi oder einige Minuten des gemeinsamen Wartens, bis die Freundin oder ein Familienmitglied kommt, können Schlimmeres verhindern.“

„Luisa“-Plakat auf dem Damen-WC

40 Städte und Kreise in Deutschland folgen inzwischen dem Münsteraner Beispiel. Nun auch Bochum. „Wildwasser“ hat Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier als Schirmherrin gewonnen, die die Aktion würdigt: „Aus polizeilicher Sicht macht das Angebot wirklich Sinn. Luisa ermöglicht es Frauen, sich rasch und unkompliziert aus unangenehmen Situationen herauszuziehen.“ Gemeinsam hoffen die Initiatoren, dass zahlreiche Gastronomen mitmachen, „Luisa“-Plakate auf dem Damen-WC und Aufkleber am Eingang anbringen, ihr Personal schulen und „damit zeigen, dass ihr Lokal sexualisierte Gewalt nicht akzeptiert“.

In Essen, wo „Luisa“ seit 2017 läuft, habe die Hilfsaktion guten Anklang gefunden, berichtet Michaela Düppe von der Beratungsstelle „Distel“. Über 30 Betriebe sind dabei. Zwar werde keine Statistik geführt. „Wir wissen aber von mehreren Fällen, in denen bedrängte Besucherinnen von dem Luisa-Code Gebrauch gemacht haben“, so Michaela Düppe. Das werde in Bochum nicht anders sein.