Bochum-Ost. Das Tierheim Bochum will sein Hundehaus 4 abreißen und ein neues bauen. Die Stadt hat nichts dagegen, doch von anderer Seite kommt jetzt Kritik.
Das Tierheim an der Kleinherbeder Straße in Bochum will bzw. muss sein Hundehaus 4 abreißen und an Ort und Stelle neu bauen lassen. Zu groß seien die baulichen Mängel am bestehenden Gebäude. Die Stadt Bochum hat da grundsätzlich nichts gegen und beabsichtigt, die Baugenehmigung zu erteilen. Dies wurde auch formell in einer Mitteilung gegenüber der Bezirksvertretung Bochum-Ost kundgetan. Von dort hagelt es jetzt allerdings Kritik am Vorgehen der Verwaltung.
Neubau am Tierheim in Bochum sorgt plötzlich für Unmut
Dabei hatten sich einige der Bezirksvertreter selbst am Tag der offenen Tür Anfang September im Tierheim ein Bild von der Situation vor Ort gemacht und zunächst keine Bedenken geäußert. Jetzt stößt man sich im Gremium jedoch an der Tatsache, dass der Neubau viel größer werden soll als der bisherige. Das vorhandene Hundehaus hat eine Fläche von 190 Quadratmetern. Das neue Gebäude soll auf einer Fläche von 339 Quadratmetern errichtet werden.
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„Als uns das alte Gebäude gezeigt wurde, hieß es nicht, es sei zu klein. Von Raumnot war keine Rede“, erinnert sich Beate Scheffler, die Sprecherin der SPD-Fraktion, an den Besuch im Spätsommer. „Und es soll ja auch noch aufgestockt werden für Lagerräume. Es wäre dann doppelt so groß. Es hieß uns gegenüber nur, es gebe bauliche Mängel und die damals ausführende Firma sei nicht mehr regressfähig – daher der Neubau.“
Tierheim-Neubau in Bochum: Politik kritisiert weitere Versiegelung von Natur
So viel Platz mehr – dafür bedürfe es doch wohl einer besonderen Begründung, findet Beate Scheffler. Detlef Kühlborn, Sprecher der Grünen-Fraktion, verweist auf das Landschaftsschutzgebiet, über das man in diesem Fall rede. Und an die Stadt gerichtet: „Wie kann man da nur prüfen, ob ein Neubau zulässig ist?Nützt es der Allgemeinheit, wenn es größer gebaut wird? Warum ist es zulässig, dass das Landschaftsschutzgebiet noch weiter versiegelt wird?“ Er fragt sich, wo da die Grenze gezogen wird. „Wir befinden uns im Klimawandel, da muss es doch Grenzen für die Versiegelung geben.“
Aus Sicht von Beate Scheffler müsse zwingend „,die Notwendigkeit für weiteren Platzbedarf dargelegt werden“. Das Gebäude, das abgerissen wird, sei „relativ neu und entsprach, Stand Sommer, den Bedürfnissen“. Es sei nun „blöd für uns, die Vorlage unter diesen Voraussetzungen nur zur Kenntnis nehmen zu können“.
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In der Verwaltungsmitteilung heißt es, der Neubau diene als Ersatz für das zu beseitigende Hundehaus. „Er wird Teil eines genehmigten Betriebes und nimmt somit an der Privilegierung der Hauptnutzung teil.“ Allerdings liegt das Tierheim laut Bebauungsplan auf einer für Landwirtschaft vorgesehenen Fläche. Die geplante Nutzung stehe dazu im Widerspruch. Jedoch sei eine Bewirtschaftung der Fläche mit Landwirtschaft bereits durch das Tierheim nicht mehr möglich. Daher beabsichtigt die Verwaltung, eine Befreiung von der Festsetzung im Bebauungsplan zu erteilen. Naturschutzrechtliche Bedenken bestünden nicht.
Immer mehr Versiegelung: Sorge um Landschaftsschutzgebiete
Das betont auch Thomas Overkott vom Bauordnungsamt. „Das Tierheim ist ja schon da, es handelt sich also um keine ungestörte Fläche, die maximalen Schutz erfordert.“ Das Ganze sei ein übliches Verfahren, „wir bekommen einen Bauantrag rein und prüfen, in diesem Fall sogar sehr intensiv.“ Der Eingriff in Natur könne kompensiert werden. Auch habe es einen landschaftspflegerischen Begleitplan gegeben.
Größeres Haus, weniger Platz für Hunde
Eine Instandsetzung des bestehenden Hundehauses (von 2006) samt Anbau lohne nicht mehr, hatte Nina Schmidt, Vorstandsmitglied im Tierschutzverein und zuständig für den Betrieb des Tierheims, im September beim Tag der offenen Tür erklärt. „Es wurden Schäden an den Stahlträgern, den Fliesen und Dichtungen festgestellt. Wir haben es ausgerechnet: Ein Abriss und Neubau wären günstiger als aufwändige Reparaturen.“
Das neue Haus werde zwar deutlich größer. Dennoch wird es weniger Platz für Hunde geben, denn: „Wir bauen zusätzlich einen Resozialisierungsraum“, so Nina Schmidt. Dieser werde wie eine kleine Wohnung eingerichtet und möbliert, um mit den Tieren Situationen wie bei neuen Besitzern zu trainieren.
1,3 Millionen Euro soll der Neubau kosten. Für ihn müssen zwei Bäume weichen. Als Ersatz werden fünf neue Bäume gepflanzt.
Detlef Kühlborn von den Grünen stellt das nicht zufrieden. „Wir hatten das ja schon häufiger hier: Es gibt ein Landschaftsschutzgebiet, da wird dann drauf gebaut, und da dies geschehen ist, darf dann noch weiter gebaut werden. Und die sogenannte Kompensation besteht aus fünf Bäumen.“ Aus seiner Sicht müsse man „grundsätzlich mal mit der Verwaltung sprechen, ob man da nicht mal Regeln aufstellen kann, damit nicht immer munter weiter versiegelt werden darf“.
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Beate Scheffler sieht das ähnlich. Die erste Frage dürfe nicht sein, ob es zulässig ist, sondern notwendig bzw. erforderlich. Sie bezeichnet das Vorgehen der Verwaltung als „merkwürdig“.
Auf sich beruhen lassen will die Bezirksvertretung die Angelegenheit nicht. „Auch wenn die Entscheidung schon getroffen ist“, so Bezirksbürgermeister Dirk Meyer (SPD). „Man muss die Grenzen plausibel machen, es muss doch harte Kriterien geben. Das soll uns Verwaltung noch einmal erklären.“ Fortsetzung folgt.