Bochum. An vielen Schulen in Bochum gibt es nun Tablets. Oft können sie aber nicht genutzt werden. Es fehlt gutes Internet, aber das ist nur ein Grund.
Mehr als 16.000 iPads hat die Stadt Bochum im vergangenen Jahr an die Schulen im Stadtgebiet verteilt. Das sind zwar gute Nachrichten – doch viele der Geräte können im Unterricht kaum richtig eingesetzt werden. Ein Hauptgrund: Oft ist das Internet nicht ausreichend.
„In der Schule ist kein verlässliches Internet. Also neben der Spüle im Lehrerzimmer ist schon ein kleiner Fleck, ansonsten muss man mehr Glück als Verstand haben“, schildert uns eine Lehrkraft. Auch auf Anfrage unserer Redaktion heißt es aus der Leitung einer Grundschule: „Wir haben nur in drei von elf Klassenräumen Wlan, gegebenenfalls reicht die Stärke, um jeweils noch eine Nachbarklasse zu erreichen.“ Zudem gebe es zwei mobile Übertragungsgeräte. Allerdings: „Teilweise muss das Fenster offen sein, damit eine Internetverbindung hergestellt werden kann.“
Schulen in Bochum sollen bis 2024 mit WLAN ausgestattet werden
Bis 2024 sollen alle Schulen in Bochum mit flächendeckendem WLAN ausgestattet sein, in den vergangenen zwei Jahren hat sich schon einiges getan. „Wir sind sehr positiv gestimmt“, sagt Petra Schlotzhauer, Lehrerin an der Grundschule Westenfeld. Es gebe nahezu eine Eins-zu-Eins-Ausstattung mit iPads. Nur das Internet sei noch ausbaufähig. Bisher gebe es nur sogenannte Giga-Cubes, aber kein WLAN. Lange sei an den Schulen in Sachen Digitalisierung nichts passiert. „Jetzt tun sie alles, was in ihrer Macht steht“, so Schlotzhauer, die seit 2014 Digitalbeauftragte ist.
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Auch die Lessing-Schule hat bisher noch kein WLAN, sondern nutzt einen Gigabit-Anschluss. „WLAN ist uns für dieses Jahr angekündigt worden“, so der stellvertretende Schulleiter Wolfram Hirschhausen. Probleme mit den Tablets gebe es nicht.
Sehr gut ist die Ausstattung an der Schiller-Schule: „Wir haben ein Hochleistungs-WLAN, das für die Anzahl der Geräte ausgelegt ist“, erklärt Eike Völker, stellvertretender Schulleiter. Jeden Tag seien in dem pädagogischen Netz über 1000 Geräte im Einsatz. „Das Netzwerk wurde vom Schulträger verbaut und mit externen Partnern geplant.“ Im Gegensatz zu anderen Schulen hat die Digitalisierung hier bereits vor Beginn der Corona-Pandemie begonnen.
Digitalisierung stellt Schulen vor Herausforderung
„Die Digitalisierung stellt alle, die damit zu tun haben, vor große Herausforderungen“, erklärt hingegen Kerstin Guse-Becker, Leiterin der Märkischen Schule. Schulen würden über eine telefonische Hotline von Schulträger und beauftragtem Dienstleister unterstützt, der größte Teil der Arbeit bleibe aber an ihnen hängen – ohne zusätzliche Ressourcen, die dringen notwendig wären. Bereits die Verteilung der iPads nach Vollausstattung des Gymnasiums nach den Herbstferien hätte zahlreiche Arbeitsstunden gekostet.
An jeder Bochumer Schule gibt es aktuell eine Lehrkraft, die Medienbeauftragter und damit Ansprechpartner für Kollegen ist. Für weitergehende Fragen hat die Stadt Bochum einen externen Helpdesk eingerichtet, zudem betreibt der Medienservice eine Hotline. „Der Support wird durch die Einbindung externer Firmen seitens der Stadt zunehmend besser“, erklärt Oliver Bauer, Leiter der Neuen Gymnasiums.
Allerdings: „Es muss also jemand aus dem Kollegium gefunden werden, der/ die das entsprechende Fachwissen und die zeitlichen Ressourcen hat, sich darum zu kümmern“, sagt Mathias Balliet, Leiter der Hellweg-Schule. Das sei schwierig.
Was passiert, wenn Tablets kaputt gehen?
Die iPads, es handelt sich dabei um Tablet-Computer der Marke Apple, sorgen an den Schulen in Bochum zudem für offene Fragen: Wer haftet, wenn eines kaputt geht? „Das ist für einige Schülerinnen und Schüler tatsächlich ein Problem. Auch gibt es z. B. kein standardisiertes Vorgehen bei Verlust und Beschädigung der Geräte“, sagt auch Ute Meyer-Lerch, die die Werner-von-Siemens-Schule leitet.
Ausstattung mit iPads: Unterschiede je nach Schulform
An 44 der 76 städtischen Schulen in Bochum haben alle Schülerinnen und Schüler ein mobiles Endgerät. Diese Zahlen nennt das Schulministerium auf Anfrage der WAZ. Die Ausstattung wurde mit 11,5 Millionen Euro gefördert.
Allerdings: „Die Ausstattung der Schulen bzw. Schulformen fällt sehr unterschiedlich aus“, sagt Mathias Balliet, Leiter der Hellweg-Schule. Die Gesamtschulen hätten eine Ausstattung von 100 Prozent erhalten. Bei den Bochumer Gymnasien sei nur eine Schule vollständig ausgestattet worden, die Quote liege gerade mal bei zehn Prozent. „Warum das so ist, konnte ich bisher nicht herausfinden“, so Balliet.
„Tatsächlich gibt es Vorbehalte von Eltern, die aber nur in Einzelfällen die Unterschrift unter dem Leihvertrag aus dem Grund verweigern“, erklärt Kerstin Guse-Becker für die Märkische Schule. Es würden bereits vermehrt Schäden bzw. Ausfälle bei den iPads gemeldet, die meist auf die mangelnde Qualität des Zubehörs (Tastaturen und Hüllen) zurückzuführen seien.
Die Leitung einer Grundschule ergänzt: „Laut Nutzungsvereinbarung sind die Eltern in der Haft. (…) Ich gehe also eher davon aus, dass wir zu der Situation kommen, dass manche Eltern sich weigern die Nutzungsvereinbarung zu unterschreiben, sodass z. B. fünf Kinder in der Klasse kein iPad haben.“ Das erschwere den Unterricht mit den digitalen Geräten.
Das sagt die Stadt Bochum
Doch wie ist die Haftung geregelt? Die Stadt erklärt dazu, dass Schülerinnen und Schüler beziehungsweise die Erziehungsberechtigten einen Leihvertrag unterschreiben, „in welchem ein sorgsamer Umgang bestätigt wird. Wir raten außerdem zum Abschluss einer Haftpflichtversicherung (...)“, so Sprecher Peter van Dyk. Sollte ein Schadensfall auftreten, werde die Schadensersatzpflicht geprüft.