Bochum-Langendreer. Eine neue Heimat hat die Musikschule Bochum-Ost. Ein sehr teures Projekt. Dafür gibt es nach dem Umzug die Möglichkeit ganz neuer Angebote.
Die Musikschule in Bochum-Ost hat eine neue Bleibe. Und sogar eine ganz besondere: Ab sofort wird in der früheren Kirchschule in Bochum-Langendreer Musik unterrichtet. Die Einrichtung an der Alten Bahnhofstraße 12 war bis zu ihrer Schließung vor zehn Jahren die älteste Schule Nordrhein-Westfalens. Nun wurde sie komplett entkernt und umgebaut. Ein sehr aufwendiges und kostspieliges Unterfangen. Doch dadurch bieten sich Musikschulleiter Norbert Koop und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nun ganz neue Möglichkeiten.
Musikschule Bochum-Ost zieht um: Das hat sie zu bieten
Mehr als drei Jahre hat der Umbau der alten Kirchschule gedauert. Diese stand zuvor leer, hatte eingeschmissene Fensterscheiben und gammelte vor sich hin. Im August 2019 wurde dann im Rahmen des Stadtentwicklungsprogramms „W-LAB“ (steht für Werne und Langendreer – Alter Bahnhof) mit dem Projekt begonnen. Die Kosten belaufen sich auf knapp vier Millionen Euro. 3,3 Millionen davon werden vom Land übernommen.
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Ab der zweiten Januarwoche 2023 beginnt die Musikschule Bochum-Ost mit ihren Angeboten am neuen Standort. „Kurz vor Weihnachten haben wir allen Musikschülern per Brief die frohe Kunde mitgeteilt“, erzählt Norbert Koop. Damit hat die Zeit der Übergangslösungen ein Ende. Schon im Bezirksverwaltungsgebäude am Carl-von Ossietzky-Platz sei die Situation suboptimal gewesen. Musizieren geht ja nicht lautlos, und dann noch in einem Bürogebäude?
Musikschule Bochum-Ost wechselt vom Schulzentrum in die ehemalige Kirchschule
Seit 2005 war man in der früheren Förderschule am Schulzentrum Ost, der Jakob-Muth-Schule, untergebracht. Schon besser für eine Musikschule, aber mit den riesigen Räumen und Fluren auch keine perfekte Lösung.
Nun habe man sicherlich einige Quadratmeter weniger, sagt Koop, dafür aber ganz andere Möglichkeiten. So könne man im eigens dafür umgebauten Keller erstmals Schlagzeug und Band-Unterricht anbieten. „Das wird beides stark nachgefragt.“ Equipment und Verstärker sind schon da, es muss nur noch aufgebaut werden. Und dann kann es losgehen. Von dem „Krach“ wird im übrigen Gebäude und außerhalb nichts zu hören sein.
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„Wir haben für jeden Raum ein Schallgutachten erstellen lassen“, erklärt Ulrich Taruttis, Abteilungsleiter Bauunterhaltung und Sanierung bei den Zentralen Diensten der Stadt. Die alten Holzdecken seien entsorgt und gegen moderne Akustikdecken ausgetauscht worden. „Das war ein enormer Aufwand.“ Auch der Hausschwamm stellte die Arbeiter vor Probleme. „Der zog sich durchs ganze Haus“, sagt Taruttis. Der komplette Putz habe abgeschlagen werden müssen.
1000 Musikschüler werden im Bochumer Osten unterrichtet
Anspruchsvoll sei auch der Umbau des Anbaus gewesen, in dem früher die OGS und anschließend zwischenzeitlich die Bücherei untergebracht waren. Um aus mehreren Räumen einen Saal zu machen, musste ein dicker Stahlträger eingesetzt werden. „Dazu mussten wir das Dach abfangen und überall Schwerlaststützen setzen“, so Taruttis.
Zahlen zum Umbau der Kirchschule
Ein paar Zahlen zum Umbau der Kirchschule: 6,5 Kilometer Stromkabel wurden verlegt, dazu 3,3 Kilometer an Datenkabeln. Über 191 Rauchmelder verfügt die neue Musikschule, zudem über 102 Sirenen. 240 Lampen gibt es im gesamten Gebäude, zusätzliche 50, die im Notfall leuchten. Jeder Raum verfügt über zwei Rettungswege.
Der zentrale Aufenthaltsraum soll zu einem Instrumentallabor werden. Schüler sollen hier jederzeit Instrumente spielen können, die die Musikschule dort zur Verfügung stellt. Ein Versuch, der bei Gelingen auch in den anderen Bezirksmusikschulen gestartet werden soll.
Der Auszug der Musikschule aus dem Schulzentrum Ost bedeutet nicht, dass dort, an der Unterstraße, nun das große Wohnungsbauprojekt „Wohnen am Volkspark“ umgesetzt werden kann. „Vorerst benötigen wir die früheren Schulräume noch für Flüchtlinge“, so Stadtsprecher Peter van Dyk.
Apropos Dach. Dieser Bereich der Kirchschule ist nicht mehr nutzbar. Der Boden dort sei nicht tragfähig, ein Ausbau zu teuer, erklärt Taruttis. „Dafür haben wir den kompletten Keller nutzbar gemacht.“ Für die Nutzung des Dachbodens hätte die äußere Brandschutztreppe vor die Kirchschule gesetzt werden müssen. Das sei ebenfalls aufwendig und zudem nicht schön gewesen. Denn die Stahlkonstruktion hätte die schöne Fassade des Gebäudes, die erhalten blieb, verdeckt. Auch die alte Eingangstür gibt es noch. „Wir haben die Kirchschule so behandelt, als stünde sie unter Denkmalschutz“, berichtet Taruttis.
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Aktuell besuchen 350 große und kleine Schüler die Bezirksmusikschule in Bochum-Ost. „Doch wir sind ja auch in Schulen und Kitas“, sagt Norbert Koop. „Insgesamt kommen wir auf rund 1000 Musikschüler im Stadtbezirk.“
Musikschule Bochum-Ost: Gemeinde darf neuen Musiksaal mitnutzen
Doch nicht allein die Musikschule ist in der früheren Kirchschule zu Hause. Auch die benachbarte evangelischen Kirchengemeinde hat einen Schlüssel. „Sie darf den Musiksaal und die angeschlossene Küche mitbenutzen“, verrät Norbert Koop. Hintergrund der Kooperation: Die Kirche musste dem Bauantrag zustimmen. Dafür darf sie sonntags nach dem Gottesdienst zum Kirchencafé in den Musiksaal einladen. Dafür wurde eigens im hinteren Bereich eine Tür zum Kirchengelände eingebaut.
Die Kirchschule in Langendreer wurde 1605 eröffnet. Sie war damit nicht nur die älteste Schule Bochums, sondern von ganz NRW. Der heute noch existente Nachfolgebau ist von 1858.