Bochum-Querenburg. Der Schimmelbefall im Uni-Center wird immer schlimmer, bis zu einer Sanierung dauert es wohl noch. Jetzt zieht die Stadt Bochum die Reißleine.

Die Lage im Uni-Center in Bochum-Querenburg spitzt sich zu. Zu den vielen Leerständen entlang der Ladenzeile des Einkaufszentrums neben der Ruhr-Universität werden bald auch viele leere Räume im Uni-Center-Gebäude selbst hinzukommen. Weil der Schimmelbefall und die Feuchtigkeit in den beiden oberen Etagen weiter zunimmt, plant die Stadt Bochum als Mieter der beiden Ebenen dort den Rückzug. Erste Konsequenzen wurden schon jetzt gezogen.

Schimmel im Uni-Center: Stadt Bochum zieht Konsequenzen

Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD) verkündete die Nachricht vor Beginn der Bezirksvertretung Bochum-Süd am Dienstagnachmittag, 13. Dezember, die nun schon zum zweiten Mal im Rathaus stattfinden musste – eben wegen des Schimmelbefalls im Uni-Center. „Und die Verwaltung geht nicht davon aus, dass wir noch einmal dorthin zurückkehren werden“, gibt Breitkopf aus Gesprächen mit der Stadt preis. Er spricht von Ratlosigkeit, die sich breit mache, und es sei „schwierig, Räume für alle möglichen Nutzungen der städtischen Dienste zu finden“.

An immer mehr Stellen im Uni-Center in Bochum bildet sich Schimmel an den Wänden. Die Stadt zieht daraus jetzt die Konsequenzen.
An immer mehr Stellen im Uni-Center in Bochum bildet sich Schimmel an den Wänden. Die Stadt zieht daraus jetzt die Konsequenzen. © VS

Nun werde man mit der Verwaltung „darüber nachdenken müssen, welche alternativen Möglichkeiten es gibt im Stadtteil“. Klar ist für Breitkopf: „Es wird wohl nicht alles an einer Stelle möglich sein“. So wie bisher: Im Uni-Center sind neben der Bezirksverwaltungsstelle und der Bezirksvertretung u.a. auch das Bürgerbüro, der Soziale Dienst des Jugendamtes, die Stadtteilbücherei und die Musikschule untergebracht.

Auch interessant

Die Stadt bestätigt: „Ziel ist es, zu Beginn des ersten Quartals 2023 alle Dienststellen, die von den vorhandenen Schäden betroffen sind, anderweitig unterzubringen“, heißt es auf WAZ-Anfrage. Schon Anfang des Jahres also will man raus sein aus dem Uni-Center, wo im Oktober auf der zweiten Ebene erstmals Schimmel an den Wänden entdeckt wurde.

Uni-Center: Feuchtigkeit dringt jetzt von der Seite ein

Nachdem das Dach saniert worden war, dringt die Feuchtigkeit nicht mehr von oben ein, dafür aber von der Seite, von der Terrasse, wie Verwaltungsstellenleiter Thomas Fründ Anfang November erklärte. Von dort ziehe das Wasser ins Innere, wo Bürgerbüro sowie die Räume von CDU und Grünen liegen. Letztere wurden sofort geschlossen, auch der Bürgersaal und der Sitzungssaal der Bezirksvertretung. Im Bürgerbüro musste zum Schutz der Mitarbeiter und Bürger eine Trennwand gezogen werden. Der Betrieb lief aber weiter.

Auch interessant

An diesem Standort aber bald nicht mehr, denn der Schimmel hat sich derart ausgebreitet, dass die Stadt Bochum nun die Reißleine zieht. In der Etage darunter, in der der Soziale Dienst des Jugendamtes für den Bezirk Süd beheimatet ist, dringt das Wasser von oben ein. „Es ist somit auch von dem derzeitigen Schaden betroffen“, erklärt Stadtsprecherin Karolin Breitschädel. „Hervorgerufen durch Wassereinbrüche gibt es fast auf der gesamten Mietfläche Wasser- und Schimmelschäden.“

Uni-Center: Stadt Bochum sucht nach Alternativen

Aktuell würden „alternative Unterbringungsmöglichkeiten“ überprüft. „Derzeit suchen wir zunächst für die unmittelbar betroffenen Bereiche nach Lösungen“, erklärt Breitschädel. „Sollte auch eine Verlagerung der Bücherei und Musikschule erforderlich sein, suchen wir auch hierfür eine Lösung.“ Diese seien aber „derzeit nicht unmittelbar von den Schäden betroffen“.

Gespräch zwischen Stadt und Eigentümer

Funkstille mit dem Besitzer des Uni-Centers, Aroundtown in Berlin, hatte die Stadt Bochum zuletzt abermals bemängelt. In der Folge wurde ein Bebauungsplan auf den Weg gebracht, um bei künftigen baulichen Veränderungen mitentscheiden zu können. Doch nun kam es doch zu einem gemeinsamen Austausch hinsichtlich der Zukunft des Einkaufszentrums. „Der Termin mit Aroundtown hat im November stattgefunden“, bestätigt Stadtsprecherin Karolin Breitschädel auf Anfrage.

„Wir haben den Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans und seine rechtlichen Folgen erörtert. Aroundtown hat dies zur Kenntnis genommen und mitgeteilt, dass auf dieser Grundlage Planungen vorgelegt werden sollen“, so Breitschädel weiter. Darüber hinaus wolle Aroundtown Informationen zur weiteren Vorgehensweise mitteilen. „Einen konkreten Zeitplan hat Aroundtown nicht kommuniziert“, so Breitschädel. „Bislang haben wir auch keine neuen Unterlagen, Planungen oder Ähnliches erhalten.“

Aus Berlin heißt es, aktuell werde „der Syntheseplan erstellt, der die Vorstellungen der Planungsbeteiligten vereint“.

Zumindest für die Musikschule wurde aber schon ein alternativer Standort gefunden, laut Stadt allerdings unabhängig von der aktuellen Schimmel-Problematik. Zum konkreten Stand der Vertragsverhandlungen könne man sich jedoch noch nicht äußern, sagt Stadtsprecher Thomas Sprenger. Nach WAZ-Informationen soll die Musikschule – aktuell in den Räumen der Bücherei untergebracht – ins evangelische Hustadtzentrum wechseln.

Stadt Bochum sucht langfristige Lösung für Außenstelle in Querenburg

Die Stadt arbeite aber „auch an langfristigen Lösungen mit dem Ziel, der Bezirksverwaltungsstelle Süd einen optimalen Standort zur Verfügung zu stellen“, sagt Karolin Breitschädel. Derzeit stünden die Überlegungen aber erst am Anfang. Zum Eigentümer des Uni-Centers bestehe Kontakt, „jedoch gibt es bisher keine konkrete Rückmeldung zum Beginn und der Dauer der Schadensbeseitigung“.

Auch interessant

Konkret wird auch Grand City Property, von Eigentümer Aroundtown als Verwalter beauftragt, nicht: „Alle erforderlichen Schritte sind erfolgt bzw. in die Wege geleitet und werden unter Einbindung externer wie interner Experten und Expertinnen weiter verfolgt, so wie es unserem üblichen Vorgehen entspricht“, teilt Unternehmenssprecherin Teresa Staill auf WAZ-Anfrage mit. Weiterhin sei es „unser Ziel, alle aktuell erforderlichen Arbeiten schnellstmöglich abzuschließen. Wir sind mit allen betroffenen Mietparteien diesbezüglich in Kontakt“. Es seien auch schon Ausweichflächen angeboten worden.

Auch interessant

Die Stadt will weiter „versuchen, mit dem Vermieter konstruktiv zusammenzuarbeiten“, so Karolin Breitschädel. Allerdings seien bereits „mietrechtliche Konsequenzen“ gezogen worden.