Bochum-Laer. Wie traurig: Der neue Elternrat einer Kita veranstaltet einen Weihnachtsmarkt, doch niemand kommt. Über die Gründe wird nun spekuliert.
Den Start als Vorsitzender des Kita-Elternrates hatte sich Tassilo Pütter ganz anders vorgestellt. Zusammen mit weiteren Vorstandsmitgliedern hatte er einen Weihnachtsmarkt für die Eltern und Kinder des evangelischen Kindergartens „Unterm Apfelbaum“ in Bochum-Laer organisiert. Doch niemand kam… Die Organisatoren sind natürlich geknickt und spekulieren jetzt über die Gründe. Und da kommen einige in Frage.
Bochumer Kita-Eltern laden zu Weihnachtsmarkt – und niemand kommt
Seit Sommer geht Pütters Tochter Marie (2) in die Kita an der Suntumer Straße. Er selbst sei auch supermotiviert als Papa gestartet, will sich einbringen – und ließ sich zum Vorsitzenden des Elternrates wählen. Der Weihnachtsmarkt jetzt am zurückliegenden Sonntag, 11. Dezember, sei ein erster Versuch gewesen, die Eltern der Kinder zusammen zu bringen. Und dann das: Nicht eine einzige Mama, nicht ein Papa der Kinder erschien im Kindergarten.
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Nur die an der Organisation beteiligten Eltern waren da – und deren Familien. Unter ihnen auch Tassilo Pütters Oma Edith Pütter. „Die haben sich alle so ins Zeug gelegt. Und dann kommt niemand“, zeigt sie sich untröstlich. „Das ist doch unmöglich.“ Der Erlös aus der Veranstaltung sei für den Förderverein gedacht gewesen. „Und jetzt haben die kaum die Unkosten wieder drin...“
Weihnachtsmarkt-Flop: Kita-Eltern machen sechs Euro „Gewinn“
Das stimme, sagt Tassilo Pütter. „Am Ende haben wir sechs Euro Gewinn gemacht.“ Aber das nur, weil die Familien tüchtig getrunken, gegessen und eingekauft hätten. Seine Frau habe im Vorfeld extra gebacken und gebastelt. Und dann das...
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Er und seine Mitstreiter seien natürlich enttäuscht, gesteht der 35-Jährige. Insgeheim habe man schon nicht mit großem Andrang gerechnet, „weil nach den Einladungen doch wenig Resonanz kam“. Aber dass am Ende nicht ein einziges Elternteil erschienen ist, habe ihn dann schon verwundert. Pütter ist selbst Erzieher und kenne das aus anderen Einrichtung ganz anders. „Da sind die Eltern eine Bank.“
Kita-Eltern betreiben Ursachenforschung: Liegt es nur an Corona?
Doch woran liegt es nun, dass die Uhren dahingehend in Laer anders ticken? An der allgemeinen Krankheitslage? Pütter sucht die Schuld erst einmal beim Elternrat selbst. „Vielleicht müssen wir Projekte attraktiver gestalten und besser bewerben“, sagt er. Dabei habe man schon vieles versucht: Aushänge im Schaukasten und an der Tür der Kita, zudem Flyer in jedem Fach der Kinder. „Aber offenbar weiß niemand so recht von diesen Fächern“, mutmaßt Pütter – und ist damit schon bei einem weiteren möglichen Grund: den Corona-Nachwirkungen.
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Corona habe schon eine Menge im gesellschaftlichen Miteinander kaputt gemacht, räumt er ein. Die Zeit sei ja sehr anonym gewesen, die Kinder hätten immer nur bis zur Tür gebracht werden dürfen. Da hätten viele der neueren Eltern die Kita-Abläufe womöglich noch nicht so verinnerlicht. „Vielleicht ist das aber auch so ein Gesellschaftsding“, sagt Pütter. „Vielleicht haben Eltern einfach kein Interesse mehr an so etwas.“
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Entmutigen lassen will er sich allerdings nicht. Den Elternrat sieht er „in der Verantwortung, die Eltern weiter zu motivieren, um ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln“. Dass das in Laer aktuell besonders schwierig sein könnte, ist Tassilo Pütter bewusst. Denn nach wie vor ist offen, ob der Kindergarten erhalten bleiben kann oder geschlossen wird. „Diese unklare Perspektive spielt natürlich eine Rolle“, hat Tassilo Pütter eine niedergeschlagene Stimmung ausgemacht. Auch „das Gefühl, ein Teil der Gemeinde zu sein“, fehle.
Sponsor(en) gesucht
Seit Jahren ist unklar, wie es mit der evangelischen Kita Unterm Apfelbaum in Laer weitergeht. Eine Sanierung des maroden Gebäudes ist laut Gutachten zu teuer. Um den Kindergarten unverzichtbar zu machen, soll er um eine Gruppe für Kinder mit heilpädagogischem Förderbedarf erweitert werden. Das Okay vom Landesjugendamt kam Anfang des Jahres, doch reicht der damit verbundene Zuschuss (1,45 Millionen Euro) nicht mehr aus. Denn inzwischen sind die Baukosten so dramatisch gestiegen, dass für einen Neubau 550.000 Euro fehlen.
Für diese Summe werden nun einer oder auch mehrere Sponsoren gesucht. Aktueller Plan ist, dass der Kindergarten Bestandteil des Sozialen Zentrums wird, das auf dem Kindergartengelände an der Suntumer Straße gebaut werden soll. Doch auch dafür würden die 550.000 Euro benötigt.
Tatjana Bahr, Pütters Vorgängerin im Elternrat, beneidet ihre Nachfolger nicht. „Die haben es schon ziemlich schwer, da ist ganz schön der Wurm drin.“ Auch beim Weihnachtsmarkt in Altenbochum, wo die Kita aus Laer einen Stand hatte, habe sich kaum ein Elternteil blicken lassen. Sie hat die Sorge, „dass die Leute durch so etwas bald keinen Bock mehr aufs Ehrenamt haben“.
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Bahr selbst ist noch im Förderverein aktiv, mit dem sie im Kindergarten eine Wunschbaum-Aktion gestartet hat. Am Donnerstag, 15. Dezember, sei die abschließende Weihnachtsfeier. „Aber da werden schon welche kommen“, ist sie sicher, „da gibt es Geschenke.“
Kita-Leitung erinnert an unterschiedliche kulturelle Familiengeschichten
Die Kita-Leitung schieb den Misserfolg des Weihnachtsmarktes auch eher auf Corona und die Nachwirkungen. „Die Eltern müssen sich erst wieder an den normalen Kita-Ablauf gewöhnen“, sagt Petra Pohl, die stellvertretende Leiterin. Es könne aber auch kulturelle Gründe haben: „Viele Eltern feiern aufgrund ihrer Religion ja gar nicht Weihnachten.“