Bochum-Laer. Evangelische Gemeinde und Caritas wollten gemeinsam ein Soziales Zentrum für Laer errichten. Doch die katholische Seite macht einen Rückzieher.
Diese Nachricht ist echt der Hammer: Fast zwei Jahre lang hat die Stadt zusammen mit der evangelischen Gemeinde und der Caritas an einer Lösung gebastelt, wie beide Seiten gemeinsam ein Soziales Zentrum mit zwei Standorten auf die Beine stellen können. Jetzt, wo ein fertiges Konzept vorliegt, bricht eine der beiden Säulen plötzlich weg – die Caritas macht nämlich einen Rückzieher. Ein herber Rückschlag für den Stadtumbau in Laer.
Absichtserklärungen waren schon unterschrieben
„Das ist echt ein Kracher“, sagt Stephan Kosel von der evangelischen Gemeinde und versucht erst gar nicht, seine Enttäuschung zu verbergen. „Das Ganze war so ein mühsamer Prozess, es war für beide Seiten nicht einfach, sich zusammenzuraufen. Aber wir haben es geschafft. Sogar die Absichtserklärungen beider Träger waren schon unterschrieben und auf dem Weg zur Landesregierung in Arnsberg.“ Umso überraschender kam für ihn die Absage der Caritas.
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Fronleichnamkirche war Grund für Richtungswechsel
Deren Rat hatte am 18. September entschieden, nun doch nicht zusammen mit der evangelischen Gemeinde ein Soziales Zentrum für Laer aufzubauen. Einer der beiden Standorte sollte die Fronleichnamkirche sein. Doch ausgerechnet das seit 2008 entwidmete Gotteshaus ist offenbar der Grund für den überraschenden Richtungswechsel.
Caritas ging es nicht schnell genug
Denn der Caritas geht das nun folgende Prozedere für die Bereitstellung von Fördermittel wohl nicht schnell genug. „Uns wurde erst jetzt kürzlich von der Stadt bewusst gemacht, dass das Ganze nun erstmal nach Arnsberg geht und erst im April 2020 mit der europaweiten Ausschreibung für Baufirmen begonnen werden kann“, teilt Caritas-Sprecherin Annette Borgstedt mit. „Das heißt, mit den Bautätigkeiten nicht vor 2021 begonnen werden kann. Doch diese Zeit haben wir nicht, denn die Kirche verfällt zusehends.“ Man könne angesichts des derzeitigen Gebäudezustands kaum noch für die Sicherheit garantieren.
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Caritas greift nun wieder auf alte Pläne zurück
Von daher hat die Caritas entschieden, die Reißleine zu ziehen – und sich aus dem Projekt „Soziales Zentrum“ zu verabschieden. Man verfolge jetzt wieder den ursprünglichen Plan, aus der Fronleichnamkirche ein Caritas-Zentrum für Verwaltung und Beratungsdienste zu machen, teilt Annette Borgstedt mit. „Diese Pläne liegen vor und wir können direkt mit der Ausschreibung beginnen, um dann schon in 2020 mit dem Umbau der Kirche zu starten.“
„Leuchtturmprojekt“
Die nun hinfällig gewordene Planung für das Soziale Zentrum sah eine Kostensteigerung vor: Pauschal wurden vor Beginn des Stadtumbaus 3 Millionen Euro für das Soziale Zentrum (inklusive Jugendtreff) ins Integrierte Stadtentwicklungskonzept (Isek) aufgenommen. Der anschließend in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie zufolge sollte es letztlich auf knapp 5 Millionen Euro hinauslaufen. Der Eigenanteil der Stadt hätte knapp 1 Million Euro betragen. Nun allerdings muss komplett neu geplant und auch berechnet werden.
Ein Soziales Zentrum für Laer wird als nötig erachtet, weil es im Ort an Veranstaltungsräumen fehlt. Ein neuer Stadtteiltreff soll dieses Defizit beheben. Für Stephan Kosel von der evangelischen Gemeinde hat das Soziale Zentrum eine hohe Bedeutung: „Es ist ein Leuchtturmprojekt für den Stadtteil im Stadtumbau-Projekt.“
Stadt und evangelische Gemeinde stehen dagegen nun vor einem Neustart. „Wir halten allerdings an dem Plan fest, in Laer im Rahmen des Stadterneuerungsprogramms ein Soziales Zentrum zu etablieren. Der Bedarf ist da“, heißt es aus dem Rathaus. „Zusammen mit der evangelischen Gemeinde werden wir nun nach neuen Kooperationspartner suchen“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyk.
Evangelische Gemeinde spricht von Herausforderung
Die evangelische Gemeinde sitzt weiter mit im Boot. „Auch wenn das eine große Herausforderung wird“, weiß Presbyterin Frauke Sukkel. „Doch der stellen wir uns gern.“ Man müsse nun schauen, ob das Soziale Zentrum allein auf dem Grundstück der Gemeinde entstehen kann. Doch das wird schwierig, ist Stephan Kosel skeptisch. „Bisher sah es so aus, dass das Raumkonzept an einem Standort allein nicht zu realisieren ist. Daher auch die Idee mit zwei Standorten.“