Bochum. Pickepackevoll war es am verkaufsoffenen Sonntag in Bochum. Guter Besuch, aber nicht überall gute Geschäfte. Ohnehin gibt es Diskussionsstoff.

Händlerherz, was willst Du mehr? Pickepackevoll war die Innenstadt von Bochum am verkaufsoffenen Sonntag (11.) – anders noch als vor einem Jahr. Die Bilanz des Handels fällt knapp 14 Tage vor dem Weihnachtsfest aber dennoch durchwachsen aus: Gute und mäßige Geschäfte, je nach Branche, halten sich offenbar die Waage.

Zigtausende Besucher in der Innenstadt

Zigtausende Bochumerinnen und Bochumer und bestimmt etliche Gäste aus den Nachbarstädten sind an dem kauffreundlichen, knackig-kalten, aber trockenen Sonntag die Kortumstraße samt Nebenstraßen und Plätzen rauf- und runterflaniert. „Es war wirklich voll“, sagt Marco Incantalupo, Geschäftsführer von Saturn Bochum im Kortumhaus. Vor allem der Weihnachtsmarkt und der „Wunsch der Menschen, wieder nach draußen zu gehen und Weihnachtsstimmung zu erfahren“, so Modehändler Andor Baltz, „spielen dabei eine große Rolle“.

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Auch in den Geschäften haben sich viele Kunden getummelt. Allerdings: Nicht überall haben die Kassen geklingelt. Die Bilanz zur „Halbzeit“ des Weihnachtsgeschäfts hält sich beim Geschäftsführer von Saturn Bochum, immerhin einer der Anker-Geschäfte und Frequenzbringer in der Stadt, noch in Grenzen. „Ich würde sagen ‘schwach’“, antwortet er auf die Frage, wie er den Umsatz bislang beschreiben würde.

Tablets, Smartphones und Konsolen gehen gut

Die „Klassiker“ der vergangenen Jahre, Tablets, Smartphones und Konsolen, „gehen immer“. Vieles anderes nicht; darunter auch etwa der von einer guten Frequenz abhängende Umsatz bei Tonträgern. Dass ausgerechnet Essen, der nur wenige Kilometer weiter liegenden anderen großen Einkaufsstadt der Region, seinen verkaufsoffenen Sonntag auf den 11. Dezember gelegt hat, findet er höchst unglücklich. „Da könnten sich die Städte besser absprechen.“

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Der Saturn-Chef setzt nun auf die letzten zwei Wochen vor dem Fest. „Ich habe die Hoffnung, dass es in den nächsten Tagen besser wird. Früher war es ja immer so, dass das Weihnachtsgeschäft schon im Oktober begonnen hat. Heute geht es eigentlich erst so richtig mit dem Black Friday los und verschiebt sich deutlich nach hinten, also auf die letzten Tage vor dem Weihnachtsfest.“

Modehandel profitiert von kalten Temperaturen

Wenn auch nicht in allen Branchen. „Kurz vor Weihnachten“, so Andor Baltz, „läuft es bei Bekleidungen nicht mehr so gut. Dafür derzeit umso besser. Wir profitieren vom Nachholeffekt durch das Wetter. Unsere Kunden kaufen ganz viel dicke Jacken und Pullover. Wir sind zufrieden, anders noch als etwa im Oktober. Da haben wir wegen der hohen Temperaturen noch Verluste gemacht.“

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Dankbar sei er auch dafür, dass die Bedingungen für Händler und Kunden heute ganz anders sind als noch vor einem Jahr. Damals hat es Corona u.a. wegen des 2G-Kontrollsystems allen Beteiligten schwer gemacht. Die Klage seines Kaufmannskollegen aus der Elektrobranche, dass ein verkaufsoffener Sonntag in zwei direkt nebeneinanderliegenden Großstädten unglücklich sei, teilt Andor Baltz. Indes: „Es gibt eben nicht so viele Sonntage in der Adventszeit, die dafür in Frage kommen.“

Auch im Bermudadreick würden Geschäfte gerne am Sonntag öffnen

Gerne hätten im Übrigen auch andere von den Effekten der vollen Innenstadt profitiert. Aber: Die Händler unmittelbar am, aber eben nicht innerhalb des Innenstadtrings, bleiben außen vor. Sie dürfen an diesem besonderen Sonntag nicht öffnen.

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Nicht alle wollen das unbedingt. Auch Nils Janssen, dessen Buchhandlung an der Brüderstraße nur einen Steinwurf vom Geltungsbereich des verkaufsoffenen Sonntags in der City liegt, würde, wie er sagt, eher nicht öffnen. „Aber ich weiß, dass andere Händler hier das gerne täten. Die fühlen sich veräppelt.“

Zumal: „Wenn es um die Attraktivität und die Bedeutung für die Innenstadt von Bochum geht, dann wird gerne auf das Bermudadreieck verwiesen. Aber wenn es um den verkaufsoffenen Sonntag geht, bleiben wir außen vor. Das finde ich nicht richtig.“

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Bochumer Autoren Büsing und Gerland sind der Renner

Seine Zwischenbilanz fällt dennoch positiv aus, zumal die im Buchhandel erfahrungsgemäß umsatzstärkste Woche vor dem Fest noch kommt: „Gelesen wird immer noch, was uns natürlich freut; auch wenn das nicht mehr so ist wie vor 30 Jahren.“ In der Corona-Zeit und gerade im Lockdown hat die Buchhandlung notgedrungen einen Online-Handel aufgebaut und mittlerweile auch ganz gut etabliert. „Das Hauptgeschäft läuft aber nach wie vor im Laden.“

Und dabei gibt es mehrere Renner: zwei davon mit ganz starkem lokalen Bezug. „Zum ersten Mal wird bei uns das Buch einer Bochumer Autorin sehr gut verkauft: Nordstadt von Annika Büsing“, so Nils Janssen. Und: „Gut geht auch die Biographie von Hermann Gerland, ein Drittel des Buchs handelt von Bochum.“ Händlerherz, was willst Du mehr!