Bochum. Es gibt nur mäßigen Zuspruch beim verkaufsoffenen Sonntag in der Bochumer City. Doch wie die Händler das einschätzen, ist trotzdem überraschend.
Bei unangenehmem Nieselwetter und sechs Grad Celsius lief der verkaufsoffene Sonntag zunächst schleppend an. Doch nach eigenem Augenschein und dem von etlichen Beteiligten bewährt sich das am Samstag eingeführte „2G-Kontrollsystem“ mit einen Stempel bereits. Dadurch müssen die Kunden nicht jedes Mal vor Eintreten in ein Geschäft den Impfnachweis vorlegen. „Für unsere Kunden und die aller anderen Innenstadtgeschäfte ist das viel einfacher“, so Baltz-Prokurist Heinz Illinger auf Nachfrage. 16 Prüfstellen wurden dafür eigens eingerichtet.
Beschluss wurde bereits am 11. November gefasst
Der Rat hatte die Öffnung der Geschäfte in einem klar umrissenen Bereich der Innenstadt bereits am 11. November beschlossen. Die Stadt hatte dies am 3. Dezember offiziell angekündigt und dies auch nach Abgleich mit den aktualisierten Corona-Regeln aufrecht erhalten.
Maskenpflicht, 2G-Regeln und strenge Kontrollen sollten sicher stellen, dass es eine sichere Veranstaltung werden sollte. Vor allem aus dem Einzelhandel heraus aber auch von Bochum Marketing war die Bedeutung des Verkaufsoffenen Sonntags als Werbeveranstaltung für die Bochumer Innenstadt betont worden.
Kunden kamen ganz gezielt
Die Kunden kamen gezielt und nicht in allzu großen Massen. Gefragt waren vor allem warme Bekleidung, Accessoires für den Winter oder auch Weihnachtsgeschenke. Der Handel betonte, wie wichtig es sei, zu öffnen, denn „wir verkaufen natürlich verderbliche Ware“, so Illinger. Denn Saisonartikel verlieren extrem an Wert, wenn sie in den Regalen liegenbleiben.
Lüftung läuft bei Saturn „auf volle Pulle“
Vor einer der Stempelstellen am Dr.-Ruer-Platz hat sich eine Schlange gebildet. Eine Kundin, die sich brav anstellt, möchte ihren Namen nicht nennen, hat aber eine Meinung: „Man muss einfach mal raus. Natürlich nervt die ganze Situation extrem. Aber wenn ich die Regeln einhalte und Abstand halte, fühle ich mich hier einigermaßen sicher.“ Es dürften immerhin mehr als tausend Menschen einen Stempel-Abdruck auf Arm oder die Hand erhalten haben.
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Doch für Marco Incantalupo, Geschäftsführer von Saturn im Kortumhaus, ist das natürlich eine trügerische Sicherheit. „Mir persönlich wäre die 2G-Plus-Regel lieber gewesen. Gleichzeitig muss ich sagen, dass in einem großen Haus wie unserem mit über 6000 Quadratmetern Verkaufsfläche meiner Meinung nach das Ansteckungsrisiko eher gering ist.“
Die Lüftung laufe auf „volle Pulle“ und die Kunden hielten Abstand. Immerhin, so Incantalupo, nutzten etliche Kunden die Gelegenheit, um kleinere Elektronikgeräte wie Laptops, Smartphones oder iPads zu kaufen – was halt auf den Gabentisch passt. Waschmaschinen oder Kühlschränke seien derzeit weniger stark nachgefragt.
Die Frequenz, das unterstreicht auch Frank Korten vom traditionsreichen Bettenhaus Korten, sei allerdings an diesem Sonntag eher mau. „Das liegt aber wohl eher nicht an Corona, sondern an dem miesen Wetter“, meint Korten. Er war selbst ein wenig skeptisch, ob es klug sei, den verkaufsoffenen Sonntag in der aktuellen Situation durchzuziehen. Aber: „Ich weiß von vielen Händlern in der Innenstadt, die während des Lockdowns viel verloren haben und sich über jeden Tag freuen, an dem sie öffnen können.“
Einig sind sich die befragten Geschäftsleute, dass dieses Jahr nicht mit einem normalen Weihnachtsgeschäft zu vergleichen ist. Aber besser als im letzten Winter, als zwischen dem 16. Dezember und 10. Januar der Einzelhandel dichtmachen musste und an einen Weihnachtsmarkt schon gar nicht zu denken war, sei die Situation heute allemal.