Bochum. Zum Tag der Menschenrechte erzählen Bochumer Studierende aus dem Iran, wie sie die Proteste wahrnehmen. Und wie Bochumer helfen können.

Jedes Jahr am 10. Dezember wird daran erinnert, dass Menschen weltweit dieselben Grundrechte haben. An diesem Tag wurde 1948 von den Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verkündet. Im Iran werden sie jedoch mit Füßen getreten.

Das ist eine Realität, mit der sich die beiden Bochumer Studierenden Rozhina und Khashayar täglich konfrontiert sehen. Die beiden stammen aus dem Iran, ihre Freunde und Familien leben noch immer dort. Vor kurzem organisierten sie mit anderen iranischen Studierenden eine Kundgebung am Uni-Center. Sie wollten Solidarität zeigen mit den jungen Menschen, die in ihrer Heimat gegen das Mullah-Regime auf die Straße gehen und dafür ihr Leben riskieren.

Gedenken an die getöteten Kinder im Iran

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Zusammen mit anderen Studierenden wurde der getöteten Kinder gedacht und sich gegenseitig Mut gemacht. Es wurden Lieder gesungen. Wie lebt man, wenn die Familie ständig in Gefahr schwebt?

Rozhina lebt in Deutschland, seit sie 14 ist, mit ihrer Mutter und Schwester. Die heute 21-Jährige studiert im vierten Semester Jura. „Ich komme aus einer politisch verfolgten Familie“, erzählt sie. „Viele meiner Freundinnen und Freunde im Iran sind politisch aktiv.“ Zur Rechtslage im Iran sagt sie: „Menschenrechte gibt es dort eigentlich gar keine. Im Iran werden gerade Menschen umgebracht, wie man Wasser trinkt – so sagt man das bei uns. Kinder werden auf dem Weg zur Schule von Kugeln erfasst. Ein Bekannter ist an einer Schusswunde verblutet.“

Forschungen zum Thema Feminismus sind im Iran eigentlich nicht erlaubt

In einer ähnlichen Situation befindet sich auch Khashayar (30). Er ist erst vor einem Jahr für einen Master in Sozialwissenschaften nach Deutschland gekommen. „In Teheran habe ich Soziologie studiert. Meine Freunde haben Drohungen bekommen, weil ihre Forschung dem Regime nicht gepasst hat. Ich habe meine Masterarbeit zur Rolle von Frauen im iranischen Film geschrieben. Eigentlich darf man zum Thema Feminismus nicht forschen. Ich habe mir gedacht: So kann ich nicht weiterarbeiten.“

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Auf der Demo an der Ruhr-Uni hat er eine Rede zu den Forderungen der Gruppe gehalten. Adressiert sind sie auch an Deutschland. „Der Staat sollte sich dafür einsetzen, dass der Iran aus der UN-Frauenrechtskommission ausgeschlossen wird. Dass er dort vertreten ist, ist einfach lächerlich.“ Die UN-Frauenrechtskommission ist eigentlich ein Gremium, das Geschlechtergerechtigkeit fördern soll – eine Disziplin, bei der der Iran selbst nicht besonders gut abschneidet.

Uni Bochum lehnt politische Veranstaltungen auf dem Campus ab – wegen der Neutralität

Proteste im Iran werden weiter unterstützt

Wer sich weiter informieren möchte, wie aus Bochum die Proteste im Iran unterstützt werden, kann das auf Instagram tun, unter jinjiyanazadinrw oder Bochum_Supporting_Iranians.

Auch am vorigen Samstag waren weitere Veranstaltungen geplant.

Von Bochum wünschen sich die beiden zwei Dinge: „Die Uni könnte uns die Erlaubnis erteilen, auf dem Campus Veranstaltungen durchzuführen. Das hat sie abgelehnt und ihre Entscheidung mit Neutralität begründet. Ich verstehe das nicht“, sagt Rozhina.

Bochumer könnten außerdem dabei helfen, dass das Thema nicht vergessen wird. „Wenn die Leute aufhören, über den Iran zu sprechen, verlieren wir die Hoffnung. Andererseits: Ich bin dankbar für jeden Unterstützer.“