Essen. Die gebürtige Perserin Sepideh Desol will Zeichen setzen für die Freiheitsbewegung in ihrer ersten Heimat. Und machte sich selbst zum Bildmotiv.
7300 Euro für ein großformatiges Foto von Ralf Schultheiß, das der PopArt-Künstler Sharyar Azhdari künstlerisch verfremdete – übermäßig teuer ist das nicht. Fotos des Essener Fotografen und Herausgeber des Top Magazins erreichen oft Summen im fünfstelligen Bereich, und auch Azhdari hat in der Szene einen Namen. Insofern kann sich Olaf Vössing, der das Foto jüngst zu diesem Preis ersteigerte, durchaus glücklich schätzen. Und eine gute Tat getan hat er auch noch.
Der Reihe nach: Die Essener Gesundheitsmanagerin und gebürtige Perserin Sepideh Desol ist wie viele Iraner hierzulande erschüttert und bewegt über die Freiheitsbewegung in ihrer ursprünglichen Heimat, zu der sie noch vielfältige Bindungen auch verwandtschaftlicher Art pflegt. „Als Ralf Schultheiß Fotos von mir für einen Bericht machte, kam das Gespräch darauf, was wir machen können, um zu helfen“, so Desol. Rasch war die Idee geboren: Lass uns ein Bild versteigern!
Der Künstler Sharyar Azhdari unterstützte die Benefiz-Aktion
Auch Sharyar Azhdari hat Wurzeln im Iran und auch seine Gedanken sind bei diesem Freiheitskampf. So gab es die zusätzliche Idee, den bekannten Künstler zu bitten, das Grundfoto zu bearbeiten. Und auch Azhdari war bereit, die Benefiz-Aktion zu unterstützen. Schultheiß inszenierte die entschlossene schauende Sepideh Desol in einem großformatigen Schwarz-Weiß-Foto, das sich mit dem Einsatz der kräftigen Farben und der Ausdruckskraft von Azhdaris PopArt förmlich in ein Protestplakat verwandelt.
Die Farben der iranischen Flagge grün-weiß-rot umwehen die bewusst zart gewandete junge Frau mit freiem Gesicht und wehendem Haar. Um sie herum entdeckt der Betrachter das drängende Chaos, den Schatten der Frauen, die mit offenen Haaren für ihr Recht auf Selbstbestimmung kämpfen.
In den Iran wird Sepideh Desol auf absehbare Zeit nicht mehr reisen können
Heike Werner-von Nissen und ihr Mann, Uniklinikum-Chef Jochen Werner, organisierten die Versteigerung, die aus Anlass der Vernissage der Schultheiß-Ausstellung „Forty Faces“ in der Galerie S-ART in der Lindenallee stattfand – und sie hatten mehr Erfolg, als sie dachten. Der Erlös von 7300 Euro geht an die Hilfsorganisation Amnesty International, die damit Projekte fördern will, bei denen es um Frauenrechte geht, im Iran und anderswo.
Eines allerdings hat sich Sepideh Desol verbaut: Auf Verwandtenbesuche wird sie auf absehbare Zeit verzichten müssen. Zu groß wäre die Gefahr, dass das Regime eine solche Gelegenheit nutzt, um die 38-Jährige zu verhaften, die neben der deutschen auch die persische Staatsangehörigkeit besitzt. Sie findet, das ist es wert: „Wenn wir nie etwas riskieren, wird sich auch nie etwas ändern.“