Weitmar-Mitte. Stadt Bochum will Discounter in Weitmar verhindern. Einige Kunden finden: Weiterer Lebensmittelmarkt im Stadtteil sei dringend nötig.

Die einen geben sich mit dem kleinen Nahversorgungszentrum in Weitmar-Mitte zufrieden, anderen reicht das Angebot nicht aus: Das Vorhaben der Stadt Bochum, einen Discounter an der Hattinger Straße in einem kleinen Gewerbegebiet nahe der Schlossstraße zu verhindern, stößt bei einigen Anwohnerinnen und Anwohnern auf Kritik. Die Stadt will damit baurechtlich Weitmar-Mitte und Weitmar-Mark vor Kaufkraftverlust bewahren.

Anwohnerin: Wir brauchen weiteren Lebensmittelmarkt

Ein falscher Schritt, findet Gabriele Krawinkel: „Als Anwohnende von Weitmar-Mitte sind wir der Meinung, dass in unserem Stadtteil dringend ein weiterer Lebensmittelmarkt benötigt wird. Der einzige im Zentrum von Weitmar-Mitte ansässige Rewe-Markt ist aufgrund des großen Einzugsgebietes (z.B. Neubaugebiet Brantropstraße, Oberdahlhausen, Eppendorf) zu Stoßzeiten völlig überlaufen und für den Zustrom der Kundenmassen flächenmäßig viel zu klein. Dementsprechend ist die Parkplatzsituation vor Ort unzumutbar.“ Auch durch das geplante Neubaugebiet an der Schlossstraße werde sich die Lebensmittelversorgungslage in Weitmar-Mitte weiter verschärfen.

Jennifer Bajorat kauft lieber in Eppendorf oder Höntrop Lebensmittel ein.
Jennifer Bajorat kauft lieber in Eppendorf oder Höntrop Lebensmittel ein. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Unzufrieden zeigt sich auch die Familie Bajorat. „Wir kaufen hier gar nicht ein. Der Laden gefällt uns nicht; zu düster, zu klein. Der Getränkemarkt ist ausgelagert. Aber ein zusätzlicher Discounter im Stadtteil würde die Situation auch nicht ändern. Der hätte ja ein anderes Angebot als ein normaler Supermarkt“, sagt Manfred Bajorat. Tochter Jennifer ergänzt: „Wir kaufen in Höntrop oder Eppendorf ein. Dort sind größere, hellere Märkte.“

Supermarkt ist gut sortiert

Angelika Jeanette und Rolf Hüpen erklären: „Fakt ist, dass es in Weitmar-Mitte zwei Supermärkte gibt: Rewe Feiertag und Edeka Mavrici, wobei letzterer keine Frischetheke aufweist und nur noch bis Ende 2023 verpachtet ist. Somit konzentriert sich das Einkaufen der Weitmarer Bürgerinnen und Bürger hauptsächlich auf Rewe Feiertag. Dieser Supermarkt ist zwar gut sortiert, doch viel zu klein, um dem täglichen Ansturm der Kundinnen und Kunden gerecht zu werden.“

Bebauungsplan soll helfen

An der Hattinger Straße, unweit des Bogestra-Busbetriebshofs, will ein Lebensmitteldiscounter eine Filiale samt Parkplatz errichten.

Bislang vereitelt seit Februar 2021 eine Veränderungssperre, dass sich hier Lebensmittelmärkte ansiedeln. Doch die läuft im nächsten Jahr aus. Während ihrer Geltungsdauer kann diese Sperre genehmigungspflichtige Neu- und Umbauten im Plangebiet ausschließen. Doch nun muss ein neues Instrument her: ein Bebauungsplan.

Rewe Feiertag versorge das umliegende Gebiet in Weitmar-Mitte bis hin nach Oberdahlhausen, da dort nur ein Netto-Markt existiere. „Durch neu erschlossene Baugebiete an der Brantropstraße kommen massenhaft zusätzliche Kundinnen und Kunden zu Rewe Feiertag. Künftig auch noch mehr durch die Bebauung der Schlossstraße“, so die Kritik der Eheleute. Sie fragen: „Wo bleibt die Mitbestimmung? Wo bleibt eine Befragung der Menschen, ob sie die vorgegebenen Einkaufsmöglichkeiten für ausreichend halten?.“

Christel Becker ist zufrieden mit dem Angebot in Weitmar-Mitte.
Christel Becker ist zufrieden mit dem Angebot in Weitmar-Mitte. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Zufrieden mit dem Angebot in Weitmar-Mitte

Das sehen Christel und Herbert Becker ganz anders. „Wir sind zufrieden mit dem Angebot hier in Weitmar-Mitte. Hier fehlt doch nichts: Es gibt den Supermarkt, Bäcker, die Post, die Sparkasse. Große Ansprüche stellen wir nicht. Der Vorteil ist auch: Man muss nicht weit laufen, um das Zentrum zu erreichen.“

Dieter Treute: „Wir brauchen hier keinen zusätzlichen Discounter.“
Dieter Treute: „Wir brauchen hier keinen zusätzlichen Discounter.“ © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Ähnlich die Meinung von Dieter Treute: „Wir brauchen hier nicht noch einen zusätzlichen Discounter. Mich stört auch, dass die immer so große Parkplätze bauen, wenn eine neue Filiale eröffnet wird. Wie in Berlin sollten die Discounter verpflichtet werden, in die Höhe zu bauen, mit Wohnungen über dem Markt. Der Rewe hier versorgt uns Anwohner mit allem, was man braucht.“