Bochum-Weitmar-Mark. Der geplante Edeka sorgt in Bochum-Weitmar-Mark für hitzige Diskussion. Die einen befürchten ein Verkehrschaos, andere haben große Hoffnungen.

Eigentlich sollte man meinen, dass es in Bochum-Weitmar-Mark derzeit vor allem ein Thema gibt: Die Baustelle am neuen Kreisverkehr im Ortskern, die wirklich eine enorme Belastung für Verkehr, Geschäftswelt und Anwohner bedeutet. Doch es hält sich weiter hartnäckig noch ein zweiter Diskussionspunkt: der geplante Edeka, nur ein paar Meter vom künftigen Kreisel die Karl-Friedrich-Straße hoch. An diesem Bauvorhaben scheiden sich vor Ort die Geister.

Bochum: Geplanter Edeka in Weitmar-Mark erhitzt die Gemüter

Schon seit vielen Jahren zieht sich das Bebauungsplanverfahren für den Supermarkt-Bau hin. Immer wieder muss(te) nachgebessert werden. Aktuell geht es noch einmal um den Lärmschutz. Eine neuerliche lärmtechnische Untersuchung soll inzwischen fertig sein. Das hat zur Folge, dass die Planung ebenfalls überarbeitet werden muss. Ist dies geschehen, werde die Stadt prüfen und anschließend die politischen Gremien informieren. In der Hoffnung, dass der Bebauungsplan dann beschlossen wird.

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Sollte dies geschehen, will die Bürgergemeinschaft Weitmar-Mark/Stiepel klagen. Dort findet man die Planung „grob rücksichtslos“, spricht „Mitglied“ Jürgen Fahnenstich für die Gruppe. Wer das Projekt befürworte, müsse wissen, „dass die Verkehrsanbindung unlösbare Probleme besonders bei der Anlieferung mit sich bringen wird, die letztendlich nur über das dahinter liegende Wohnviertel gelöst werden können“. Die Bürgergemeinschaft, zu der vor allem direkte Anwohner zählen, befürchtet, dass der Edeka erstmal gebaut wird, es zu Chaos auf der Karl-Friedrich-Straße kommt und anschließend eine andere Lösung „hintenrum“ gefunden wird.

Sind gegen einen weiteren Supermarkt im Stadtteil: die Mitglieder der Bürgergemeinschaft Bochum-Weitmar-Mark/Stiepel.
Sind gegen einen weiteren Supermarkt im Stadtteil: die Mitglieder der Bürgergemeinschaft Bochum-Weitmar-Mark/Stiepel. © KE

Ähnliches schwant der Bürgergemeinschaft hinsichtlich der Verkaufsfläche. „Diese liegt zwar angeblich knapp unter 2000 Quadratmeter“, sagt Jürgen Fahnenstich. „Die gesamte Fläche ist aber mehr als doppelt so groß. Diese weitere Fläche soll angeblich als Lagerfläche dienen.“ Das sei im Einzelhandel absolut unüblich und auch unwirtschaftlich. In der Bürgergemeinschaft geht man davon aus, „dass nach einiger Zeit im genehmigten und ausgeführten Bau die Verkaufsfläche drastisch zu Lasten der angeblichen Lagerfläche anwachsen wird“.

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Fahnenstich räumt allerdings ein, die aktuelle Planung nicht zu kennen. „Von daher ist das alles auch ein bisschen Sternenguckerei. Aber wir haben uns gerade in Sachen Verkaufsfläche schlau gemacht, Fachliteratur gewälzt und mit Experten aus der Branche gesprochen“, beteuert Fahnenstich.

Manfred und Ulrike Böttcher (hinten) sowie Jörn und Inga Rüsen von der Bürgerstimme Bochum-Weitmar-Mark freuen sich auf den geplanten Edeka, der im Hintergrund gebaut werden soll.
Manfred und Ulrike Böttcher (hinten) sowie Jörn und Inga Rüsen von der Bürgerstimme Bochum-Weitmar-Mark freuen sich auf den geplanten Edeka, der im Hintergrund gebaut werden soll. © Gernot Noelle

Ulrike und Manfred Böttcher wohnen auch in Nachbarschaft zum geplanten Edeka. „Wir wollen ihn unbedingt“, sagen die beiden, die zur Bürgerstimme Weitmar-Mark gehören. In dieser Gruppe sei man „durch die Bank“ für einen weiteren Supermarkt. Es gebe zwar Rewe, Aldi und Netto, aber die seien klein, der Edeka viel größer, finden die Böttchers, die deshalb oft extra bis nach Eppendorf fahren, um dort im Edeka einzukaufen.

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Auch Inga Rüsen und ihr Mann Jörn, ebenfalls zur Bürgerstimme zählend, freuen sich auf den Edeka. „Die Versorgung hier reicht nicht, und die Kaufkraft ist auf jeden Fall da“, sagen sie. Auch ein kleines, an den Supermarkt angeschlossenes Café würde das Stadtteilzentrum aus ihrer Sicht bereichern. Außerdem, so Inga Rüsen, belebe Konkurrenz ja auch das Geschäft.

Zweite Bürgerversammlung gefordert

Eine weitere Bürgerversammlung fordert das Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung in Sachen Edeka-Neubau. Die bisher einzige habe im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit am 10. September 2015 stattgefunden. In der Folge sei es zu einer „Fortschreibung der Verkehrsuntersuchung, der schalltechnischen Untersuchung, des Landschaftspflegerischen Fachbeitrags sowie des Umweltberichtes und erstmalig einer Luftschadstoffuntersuchung“ gekommen.

Diese veränderten Grundlagen sollten aus Sicht des Netzwerkes eine zweite Bürgerversammlung nach sich ziehen, „um offene Fragen durch die Verwaltung zu klären“ – auch wenn diese gesetzlich nicht vorgesehen sei. Nur so könne Transparenz und Akzeptanz erreicht werden.

Für sie kann der Edeka nicht früh genug gebaut werden. Dann wären auch die schon lange leerstehenden Häuser verschwunden sein. „Seit acht Jahren gammeln die vor sich hin. Das sind richtige Lost Places geworden“, ärgert sich Inga Rüsen.

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Wichtig sei, so die Mitglieder der Bürgerstimme, dass der Lärmschutz für die Anwohner ernst genommen und entsprechende Maßnahmen ergriffen würden. „Aber das scheint ja bisher der Fall zu sein“, so Rüsen. Und auch die Anlieferung von vorne, also von der Karl-Friedrich-Straße, sei ja nach wie vor so vorgesehen.

Am Mittwoch, 24. August, kommt das Thema Edeka in der Bezirksvertretung Bochum-Südwest (15.30 Uhr, Bezirksverwaltungsstelle Südwest, Hattinger Straße 389) wieder auf den Tisch. Dann als Verwaltungsmitteilung, die kürzlich auch schon dem Ausschuss für Planung und Grundstücke vorgelegt worden war.