bochum. . Das Bochumer Fleischerhandwerk reagiert gelassen auf Fleisch-Label der Supermärkte. Die Verbraucherberatung sieht mehr Verwirrung für die Kunden.
Die großen Supermarktketten haben am 1. April eine einheitliche Kennzeichnung auf ihren Fleischverpackungen eingeführt. Dadurch soll der Verbraucher besser erkennen können, wie die Haltungsbedingungen von Rindern, Schweinen oder Geflügel sind. Die Bochumer Fleischereien beobachten diese Initiative gelassen. „Im Grunde ist doch alles, was dem Tierwohl dient, nur zu begrüßen. Doch die jetzt eingeführte Kennzeichnung geht mit persönlich nicht weit genug“, sagt Bernd Kruse, Obermeister der Fleischerinnung Ruhr.
Obermeister warnt vor „sinnlosem Aktionismus“
Um wirklich etwas an den Lebensbedingungen in der Tierhaltung zu verbessern, müssten seiner Meinung nach andere Wege beschritten werden. Kruse, der für die 15 Bochumer Fleischereien und 13 weitere im Ennepe-Ruhr-Kreis spricht, will mit seinen Kollegen jetzt nicht in „sinnlosen Aktionismus“ verfallen. Er setzt auf eine gute Abstimmung mit der Landwirtschaft. Seine Fleischerei geht selbst mit gutem Beispiel voran. Einen großen Teil des Rindfleisches, das in seinen Betrieben über die Theke geht, kommt eh aus dem eigenen Beitrieb im niedersächsischen Pinnau an der Elbe. „Unsere eigenen Rinder laufen ohnehin 365 Tage im Jahr frei herum.“ 200 Stück an der Zahl seien es aktuell. „Auf 60 neue Kälber warten wir derzeit“, so Kruse.
Die von der „Initiative Tierwohl“ vereinbarten einheitlichen Labels, die die Haltungsformen in vier Stufen aufteilen, brächten nicht wirklich eine Verbesserung für die Tiere vor Ort. Die Label sind in vier Stufen unterteilt. Wobei mit der ersten Stufe Fleisch gekennzeichnet ist, das aus Stallhaltung stammt (lediglich die gesetzlichen Anforderungen werden erfüllt), bis zur Stufe 4 „Premium“. Tiere aus dieser Stufe haben außerdem Auslaufmöglichkeiten im Freien.
„Unser Fleisch kommt ohnehin ausschließlich von Betrieben aus der näheren Umgebung“
Ralf Krümmel ist Geschäftsführer des gleichnamigen Bochumer Unternehmens für Wurst- und Fleischwaren, das mit seinen 40 Mitarbeitern seine Waren direkt neben dem Schlachthof an die Kunden verkauft. „Unser Fleisch kommt ohnehin ausschließlich von Betrieben aus der näheren Umgebung“, so Krümmel.
Es habe schon vor dem jetzt vom Handel neu eingeführten Label eine Bewegung zu artgerechterer Nutztierhaltung gegeben. Das habe bereits konkrete Auswirkungen. Krümmel nimmt Kaninchen, die gerade zur Osterzeit gern auf den Tisch kommen, als ein Beispiel. Früher brachten die Tiere im Schnitt zwischen 1,5 und 1,8 Kilogramm auf die Waage. „Heute haben sie mehr Auslauf und wiegen deutlich weniger, durchschnittlich rund 1,2 Kilogramm pro Tier“, so Krümmel. „Ja, es stimmt, die Tiere haben jetzt mehr Freiheit.“
Verbraucherberatung sieht auch Labelflut
Die Verbraucherberatung Bochum sieht die wachsende Labelflut an den Fleischregalen auch kritisch Beraterin Marina Steiner: „Von einer Vereinfachung, wie sie die Verbraucherberatung seit langem fordert, sind wir leider weiterhin weit entfernt.“
Außerdem weist die Beraterin darauf hin, dass sich an einer Fleischverpackung auch über ein Label wohl kaum feststellen lässt, unter welchen Bedingungen die Tiere gehalten würden. Mit dem neuen Label gebe es allerdings einen „Haltungskompass“, was zu begrüßen sei. Ein Tierwohllabel sei dies jedoch keineswegs, so jedenfalls die Verbraucherberatung.
>>>Informationen für die Verbraucher
Die Verbraucherzentrale NRW informiert über ihre Homepage, www.verbraucherzentrale.nrw ausführlich über die unterschiedlichen Label. Maria Steiner betont auch, dass jeder, der darüber hinaus Fragen hat, sich auch direkt an die Verbraucherberatung in Bochum, Große Beckstraße 15, 44787 Bochum, wenden kann. Tel. 0234/ 974737-01 oder per Mail: bochum@verbraucherzentrale.nrw