Bochum. Eine internationale Studentin an einer Bochumer Uni wurde mit dem DAAD-Preis für ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. Eine Erfolgsgeschichte.

Nadiya El Achouri mag Deutschland sehr, daran lässt die Marokkanerin keinen Zweifel – nur einmal hat sie eine schlechte Erfahrung gemacht, als sie noch nicht so gut deutsch sprach wie jetzt. Bei einem Arztbesuch hatte sie etwas falsch verstanden, das Personal machte sich über sie lustig. Die Studentin nahm das als Ansporn, die Sprache noch mehr zu üben. Vier Jahre später wird sie nun in Bochum für ihr ehrenamtliches Engagement mit dem DAAD-Preis für internationale Studierende ausgezeichnet.

El Achouri strahlt Energie und Strebsamkeit aus, sie lächelt viel. 2018 kam sie für ihr Studium nach Deutschland, seit 2020 studiert sie Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Georg Agricola in Bochum. Das Besondere an der 24-Jährigen: Sie engagiert sich unermüdlich. Im DRK-Kleidershop, bei Ingenieuren ohne Grenzen, als Ansprechpartnerin für Erstsemester, beim Projekt „Impuls“ der Ehrenamtsagentur, das alleinstehende Seniorinnen und Senioren unterstützt.

Sie wusste zuerst nichts über ihre Nominierung

Dafür wurde sie in diesem Jahr von ihrem Professor Dirk Brakensiek für den DAAD-Preis vorgeschlagen. Der mit 500 Euro dotierte Preis wird an internationale Studierende verliehen, die sich durch besonderes ehrenamtliches Engagement auszeichnen. Dass El Achouri gewann, überraschte sie: „Ich wusste gar nichts von meiner Nominierung. Erst durch eine E-Mail habe ich davon erfahren. Zwei Wochen später bekam ich dann die Nachricht, dass ich gewonnen hätte.“ Das Geld kann sie gut gebrauchen. Auch, wenn sie neben ihrem Studium als Tutorin arbeitet, macht ihr die Inflation zu schaffen. Wie sie zeitlich alles miteinander vereinbart? Sie lacht. „Man muss gut planen können.“

„Es bricht mir das Herz, Menschen einsam zu sehen“

El Achouri weiß noch genau, wie sie anfing, sich für Schwächere einzusetzen. Aufgewachsen ist sie in einem kleinen Dorf in der Nähe von Rabat, wo viele Familien wenig Einkommen haben. Schon damals bot sie Nachhilfe für Schüler an, die sich keine schulische Unterstützung leisten konnten. In Bochum begann ihr Studium während des Lockdowns, sie wollte aber die Stadt kennenlernen. „Das Ehrenamt hat so viele positive Auswirkungen auf den eigenen Charakter. Für mich war es aber auch eine Möglichkeit, Leute zu treffen“, sagt sie.

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Ihre Lebensgeschichte erklärt teilweise ihre Motivation für den gesellschaftlichen Einsatz. So auch bei ihrer Arbeit als „Impulspatin“ bei der Ehrenamtsagentur. Das Projekt unterstützt alte Menschen dabei, ihren Alltag zu bestreiten. „Ich helfe einer 74-jährigen, deren Ehemann gestorben ist. Sie erinnert mich an meine Großeltern zu Hause – es bricht mir das Herz, sie einsam zu sehen.“

Studentin will Deutsch-Marokkanische Beziehungen stärken

Dass sie ein mehrheitlich von Männern dominiertes Fach studiert, bemerkt El Achouri kaum, das sei schon immer so gewesen. „Schon in der Schule habe ich mich für Physik und Mathematik interessiert.“ Darüber, dass man sie als junge Frau aus dem Ausland in einem Männerberuf als echtes Vorbild sehen kann, muss sie erst einen Moment nachdenken, dann strahlt sie. Auch Michael Bendrat, Vizepräsident für Studium und Lehre an der Hochschule, sieht das so: Auf der Preisverleihung sagte er: „Sie sorgen dafür, dass die Gesellschaft als Gemeinschaft besser funktioniert.“

Nach dem Studium will El Achouri in Deutschland als Ingenieurin arbeiten, erzählt sie. Für eines ihrer späteren Projekte stellt sie sich eine deutsch-marokkanische Kooperation vor, um die Kommunikation zwischen den Ländern zu stärken. Was sie Studierenden aus dem Ausland raten würde? „Wenn ihr euch einsam fühlt, geht raus, engagiert euch und arbeitet an euren Zielen!“