Essen. Schauspielerin Birgit Minichmayr schwelgt bei „Jazz in Essen“ in den bitterbösen Sarkasmen der New Yorker Gesellschaftskritikerin Dorothy Parker.
War das voll bei „Jazz in Essen“, das erlebt man längst nicht alle Tage. Aber auch das Grillo-Theater hat nur selten eine derart famose Stimmartistin zu Gast wie die Burgtheater-Schauspielerin Birgit Minichmayr.
Dass die nun bei der beliebten Konzertreihe auf der Bühne stand, verdankt sich dem Konzept von Impresario Berthold Klostermann, zwischen den Jahren stets die Verbindung von Jazz und Darstellender Kunst zu präsentieren. Freilich blieb die pianististische Grandezza des Jazz Pott-Preisträgers Chris Hopkins, der sich mit Bernd Lhotzky (dem Tasten-Ass seiner Band „Echoes of Swing“) am zweiten Flügel fabelhaft ausgefeilte Dialoge quer durch die Hitparade der 30er Jahre lieferte, bei aller Brillanz nur schmückendes Beiwerk zwischen den bitterbösen Geschichten der scharfzüngigen New Yorker Trinker- und Geistesgröße Dorothy Parker (1893–1967).
Blasierte Langeweile der oberen 10.000 aufs Korn genommen
Deren Motto war schlicht „Am leichtesten lässt sich über die Leute schreiben, die man hasst“. Und dass waren ganz klar die oberen 10.000 der New Yorker Society, deren blasierte Gelangweiltheit im „Jazz Age“ sie mit beißendem Sarkasmus beschrieb. Und dies in überwältigend rasanten Monologen, denen die große Minichmayr in überbordender Emotionalität derart fabulös Leben einflüsterte, hauchte, fauchte, dass es schien, als seien Dorothy Parkers „New Yorker Geschichten“ (TB Kein & Aber, 13 Euro) eigens für sie zu Papier gebracht worden.
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Schon wie die 42-Jährige zum Auftakt mit der Erzählung „Ein Arrangement in Schwarz und Weiß“ eine Dame der abgehobenen Gesellschaft gab, die plakativ ihre Aufgeschlossenheit vor sich her trägt, weil sie unbedingt dem schwarzen Gesangsstar Walter Williams vorgestellt werden möchte, sich aber bald als rassistische Hexe erweist, war ein hypnotisches Meisterwerk grandioser Vortrags- und auch Schauspielkunst.
Ein musikalisches Denkmal von Cole Porter
Denn mit Verve zog Birgit Minichmayr im Laufe des kurzweiligen Abends („Ob ich mich amüsiere? Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber“) gestenreich alle Register zwischen heulendem Elend und brutalem Zynismus, winselte, jaulte, lallte und schallte schließlich gar auch als eindrucksvolle Sängerin von Cole Porter’s „Just One Of Those Things“, mit dem der berühmte Entertainer Dorothy Parker ein musikalisches Denkmal gesetzt hatte.
Danach gab’s von der Grande Dame Sekt für die ersten Reihen – hübsch ironischer Ausklang eines überwältigenden Schauspiels, das von Chris Hopkins und Bernd Lhotzky fabelhaft beflügelt wurde.
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