Bochum-Hofstede. Die Rückkehr eines Schrotthandels sorgt in Bochum-Hofstede für Zündstoff. Die Lage ist verfahren. Das sagen Stadt, Metallhändler und Anwohner.

„Wir sind alle erschüttert“, sagt Klaus Evers, auch stellvertretend für seine Nachbarn. Seit sie auf einem Schild am Gewerbegebiet nebenan gelesen haben, dass der Schrottplatz dorthin zurückkehren wird, herrscht im Wohnviertel rund um die Straße In der Provitze in Bochum-Hofstede helle Aufregung. „Dann ist es mit unserer Lebensqualität wieder vorbei“, fürchten die Anwohner.

Schrottplatz-Rückkehr: Stadt Bochum weist Kritik von sich

Mit Schrecken erinnern sie sich an die Zeit zwischen 2013 und 2018. „Morgens um 7 ging der Krach auf dem Schrottplatz los“, sagt ein Mann, der seinen Namen nicht nennen möchte. Teils bis in die späten Abendstunden sei das gegangen. „Und auch samstags.“ Fünf Jahre habe man darunter gelitten, schildert eine ältere Dame, die ebenfalls lieber anonym bleiben möchte. „Das war einfach fürchterlich. Allein der Gedanke, dass das nun wieder passiert, macht mich krank.“

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Und wieder formiert sich der Widerstand gegen die Ansiedlung des Metallhandels, auch unterstützt durch die örtliche Politik. Damals, 2018, schien der Protest zu fruchten. In Verhandlungen zwischen Stadt und dem Grundstückseigentümer Walter Bauer sollte u.a. ein Ersatzstandort innerhalb Bochums angeboten werden. Der Schrotthandel zog dann auch um, allerdings nach Herten. Damit kehrte vor Ort Ruhe ein.

Mehrere Plakate an einem Zaun an der Straße In der Provitze in Bochum-Hofstede kündigen die erneute Ansiedelung eines Schrottplatzes an dieser Stelle an.
Mehrere Plakate an einem Zaun an der Straße In der Provitze in Bochum-Hofstede kündigen die erneute Ansiedelung eines Schrottplatzes an dieser Stelle an. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Damit ist es nun vorbei, seit Plakate die Rückkehr des Schrotthandels auf das Gelände neben dem Hannibal-Center ankündigen. Über seinen Anwalt Berthold Witteler ließ Walter Bauer bestätigen, dass es Verhandlungen mit der Stadt Bochum gab. Das Kaufangebot sei aber nicht tragbar gewesen. Auch sei ein weiterer Teil der Vereinbarung, die Aufstellung eines Bebauungsplans, nicht erfüllt worden. Somit gelte weiterhin Baurecht für einen Schrottplatz.

Schrottplatz-Comeback: SPD sieht Schuld beim Eigentümer

Für die SPD scheint die Schuldfrage klar: „Es ist schon überraschend, wie es dem Eigentümer und seinem Anwalt immer wieder gelingt, der Stadt und der Politik den ,schwarzen Peter’ zuzuschieben“, erklärt SPD-Ratsfrau Martina Schnell. Sie sei davon überzeugt, „dass die fehlende Bereitschaft des Eigentümers, Vereinbarungen zu schließen und zu halten, der Grund für die Misere rund um den ärgerlichen Schrottplatz an der Provitze ist“.

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„Stadt und Politik haben bereits 2016 den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan gefasst“, so Martina Schnell weiter. „Wirtschaftlicher Nutznießer ist der Eigentümer. Dieser hat sich seinerzeit im Gegenzug zur Rückgabe der Schrottplatzgenehmigung und vollständigen Sanierung des GMU-Geländes verpflichtet. Das ist leider bis heute nicht passiert.“ Sie verwundere zudem, dass der Status-Quo, der seit vielen Jahren an der Provitze herrsche, nun ohne erkennbaren Grund aufgekündigt werde.

Schrottplatz-Diskussion: Stadt Bochum bedauert Scheitern der Verhandlungen

Die Stadt weist auf WAZ-Anfrage jede Schuld von sich, hält sich insgesamt aber bedeckt. „Es wurde vier Jahre verhandelt und auch ein Ersatzstandort (Untere Stahlindustrie, Anm. d. Red.) vorgeschlagen. Auch haben wir Kompromissvorschläge gemacht“, teilt Stadtsprecher Thomas Sprenger mit. „Leider hat das zu keinem positiven Ergebnis geführt. Das bedauern wir sehr, aber es lag nicht an uns.“ Aktuell sei man „am Ende unserer Möglichkeiten angelangt“.

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Angesprochen auf mögliche Verstöße des Grundstückseigentümers gegen Auflagen heißt es aus dem Rathaus nur, dass dies geprüft werde. Der angebotene Ersatzstandort stehe im Übrigen immer noch zur Verfügung und man sei auch weiterhin gesprächsbereit.

Einvernehmliche Lösung gefordert

Auch die SPD setzt weiterhin auf eine einvernehmliche Lösung, ohne dass es zum Neubetrieb des Schrottplatzes kommen muss. „Wir bieten dem Eigentümer und allen Beteiligten die Hand zum Gespräch. Gemeinsam kann es uns gelingen, das Gelände für den Stadtteil sinnstiftend, lösungsorientiert und zukunftsgerichtet zu entwickeln“, heißt es in einer Stellungnahme.

Der Aufstellungsbeschluss eines Bebauungsplans von 2016 ist aus Sicht der SPD ein guter Anknüpfungspunkt. „Hier sind Rechte, Pflichten und schützenswerte Interessen des Stadtteils klar benannt.“ Der Eigentümer wird aufgefordert, auf ein Miteinander und auf Dialog zu setzen, „nicht auf Ärger und Nachbarschaftskonflikte“.

So oder so hält Tarik El-Hamad, der Besitzer des umstrittenen Schrottplatzes, weiterhin an seiner Rückkehr fest. Ende Januar, „spätestens Mitte Februar“ soll es soweit sein. Bis dahin müsse das Grundstück erstmal hergerichtet werden. Doch dann will der 39-Jährige „wieder Vollgas geben“, um am alten/neuen Standort wieder schnell Fuß zu fassen.

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Die Verlagerung seines Unternehmens nach Herten sei von Anfang an nur als Übergangslösung vorgesehen gewesen. Dennoch überlegt El-Hamad, dort zu bleiben und zudem in Hofstede sein Comeback zu geben. „Das steht aber noch nicht endgültig fest.“

Schrotthändler will nahe bei seinen Kunden in Bochum sein

Dass das Grundstück an der Provitze recht klein ist, stört den Metallhändler nicht. Es seien die Kunden, die ihn zurück nach Bochum kommen lassen. Diese hätte er jetzt viele Jahre vertrösten müssen. Nun sei er bald auch für sie wieder in der Nähe erreichbar.

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Tarik El-Hamad bekommt den Wirbel um seine Rückkehr natürlich mit. Er bedauert, „dass keine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung gefunden wurde“. Der Ärger im Umfeld sei auch für ihn nicht angenehm. „Ich möchte meinen Betrieb ja in Ruhe führen und habe zur Nachbarschaft lieber ein gutes Verhältnis. Für Zank habe ich keine Zeit.“ Klar erzeuge die Arbeit auf einem Schrottplatz Lärm. Doch er verspricht den Anwohnern, dass er sich an alle gesetzlichen Vorgaben halten werden.