Bochum. Anwohner in Bochum sind entsetzt: Nach vier Jahren soll ein Schrottplatz in ihre Nachbarschaft zurückkehren. Ein alter Streit flammt neu auf.

Der umstrittene Schrottplatz In der Provitze in Hofstede soll wieder eröffnet werden. Davon künden Plakate, die seit einigen Tagen am Zaun hängen. Der Rechtsanwalt des Grundstückseigentümers bestätigt: „Im Januar 2023 wird der Schrottplatz neu starten.“

2013 war der „Rohstoffhandel Bochum“ auf der Gewerbefläche am Hannibal-Center in Betrieb gegangen. Schnell kam es zu massiven Beschwerden von Anwohnern, die sich über Krach und Schmutz bis in die Abendstunden und am Wochenende beklagten. „Der Lärm macht uns hier alle krank!“, hieß es in der Nachbarschaft. Der Schrotthändler Tarik El-Hamad verwies auf das geltende Baurecht, das einen Schrottplatz an dieser Stelle ausdrücklich erlaube, zeigte sich mit Blick auf die Proteste und eigene Expansionspläne jedoch verhandlungsbereit.

Streit um Bochumer Schrottplatz: Baurecht gilt bis heute

2018 schien eine Einigung nahe. Die Stadt bot dem Betreiber einen Ersatzstandort an der Oberen Stahlindustrie in Stahlhausen zum Kauf an. Grundstückseigentümer Werner Bauer erklärte sich bereit, bis 2021 keinen Schrotthandel In der Provitze betreiben zu lassen. Zugleich verpflichtete sich die Stadt, in dieser Zeit einen Bebauungsplan für die künftige Nutzung des GMU-Geländes aufzustellen.

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Zu einem Umzug des Schrotthandels zur Oberen Stahlindustrie ist es nie gekommen. „Es gab Verhandlungen. Aber das Kaufangebot der Stadt hätte das Verbot einer Teil- oder Untervermietung vorgesehen. Das war nicht tragbar“, erklärt Rechtsanwalt Berthold Witteler. Auch Teil zwei der Vereinbarung sei nicht erfüllt worden. Witteler: „Bis heute ist kein neuer Bebauungsplan aufgestellt worden. Das Baurecht für den Schrottplatz gilt somit weiter.“

Mit diesem Plakat kündigt der Schrotthändler seine baldige Rückkehr nach Bochum an.
Mit diesem Plakat kündigt der Schrotthändler seine baldige Rückkehr nach Bochum an. © Jürgen Stahl

Schrotthändler bekräftigt: Anfang 2023 bin ich wieder da

Das „Stillhalteabkommen“ ist vor bald einem Jahr abgelaufen. Der Schrotthändler, der seinerzeit nach Herten umzog, habe somit das Recht, den Platz in Hofstede wieder in Betrieb zu nehmen, so Anwalt Witteler. Das werde zum Jahresbeginn 2023 geschehen, bekräftigte Tarik El-Hamad am Montag auf WAZ-Anfrage: zusätzlich zu seinem Platz in Herten, voraussichtlich im früheren Umfang. Das wären 800 Quadratmeter.

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Während sich in dem angrenzenden Wohngebiet erster Protest rührt (wir berichten in Kürze), übt die CDU Kritik an der Stadt. „Viele Bewohner sind auf das Plakat aufmerksam geworden und haben sich bei uns gemeldet. Sie befürchten die Wiederaufnahme des lärmintensiven Gewerbes am alten Standort“, berichtet Susanne Dewender von der CDU Hamme-Hofstede. „Damit scheinen die jahrelangen, auch von der Politik vor Ort geforderten Bemühungen um eine dauerhafte Verlagerung ohne Erfolg zu bleiben.“

CDU: Anwohner befürchten, dass alles wieder von vorne losgeht

Als „volle Rolle rückwärts zulasten der Anwohner“ wertet die Union die angekündigte Rückkehr. Vielfach werde befürchtet, „dass die ganze Geschichte wieder von vorne losgeht“, so Susanne Dewender.

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Unverständlich sei, weshalb die Stadt über die Wirtschaftsförderung dem Schrotthändler in den letzten Jahren kein Ersatzgrundstück vorschlagen konnte, welches das Problem gelöst hätte. „Noch im Mai hatte die Verwaltung im Planungsausschuss auf unsere Anfrage berichtet, dass grundsätzlich eine wohnverträgliche gewerbliche Nutzung mit geringer Verkehrserzeugung vorgesehen sei“, erklärt der CDU-Ortsvorsitzende Sascha Dewender. Ein Schrottplatz stehe dem entgegen. Deshalb sei die Verwaltung dringend aufgerufen, dem Schrotthändler ein anderes geeignetes Grundstück anzubieten.

Die Stadt bestätigt in einer ersten Stellungnahme, dass das Baurecht eine Rückkehr des Schrottplatzes zulasse. „Alles andere können wir nicht erzwingen“, so Sprecher Peter van Dyk.