Bochum-Wiemelhausen. Seit Jahren sammelt eine Gemeinde in Bochum-Wiemelhausen Geld für einen Aufzug. Doch es hakt – nicht nur an den Finanzen. Die Hintergründe.

Das Gemeindehaus der katholischen Gemeinde St. Johannes im Kirchviertel in Bochum-Wiemelhausen soll einen Aufzug bekommen. So schnell wie möglich. Seit Jahren wird für dieses Projekt Geld gesammelt, mit vielen Aktionen macht eine Arbeitsgruppe darauf aufmerksam. Bald findet zu diesem Zweck auch wieder ein Rock-Konzert in der Kirche an der Brenscheder Straße statt. Eine hübsche Summe haben die Ehrenamtlichen schon zusammen. Doch es hakt nicht nur an den Finanzen.

Bochum: Gemeinde in Wiemelhausen steckt im Aufzug-Dilemma

„Wir müssen was tun für unsere älteren Gemeindemitglieder und auch die viele Familien, die kleine Kinder haben“, sagt Raimund Schlenker, der zugleich Mitglied im Pfarrgemeinderat wie auch in der Arbeitsgruppe „Aufzug fürs Gemeindehaus“ ist. Ins Erdgeschoss kommt man ja noch über eine Rampe. Aber in die erste Etage? Da haben schon viele Probleme. „Und ausgerechnet dort liegt unser Gemeindesaal.“ Ein zentraler Ort des Gemeindelebens also.

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„Wir haben hier im Kirchviertel eine sehr gute Seniorenarbeit“, sagt Franz Jung aus der Arbeitsgruppe. „Aber viele ältere Mitglieder haben sich jetzt abgemeldet, weil sie nicht mehr hoch können“, berichtet er. „Dieser Zustand ist nicht länger tragbar.“

Wie 2019 wird am 25. November wieder das Rock-Orchester Ruhrgebeat in der Kirche von St. Johannes in Bochum-Wiemelhausen auftreten, um Geld für den Gemeindehaus-Aufzug einzuspielen.
Wie 2019 wird am 25. November wieder das Rock-Orchester Ruhrgebeat in der Kirche von St. Johannes in Bochum-Wiemelhausen auftreten, um Geld für den Gemeindehaus-Aufzug einzuspielen. © Gemeinde

Aus diesem Grund fing man in St. Johannes vor etwa fünf Jahren an, für einen Aufzug zu sammeln. „Wir müssen alles selbst finanzieren“, berichtet Schlenker. „Das Bistum Essen hat kein Geld.“ Viele Aktionen wurden ins Leben gerufen, um die Kasse zu füllen. Unter anderem 2019 ein Rock-Konzert in der St.-Johannes-Kirche. Bei der Premiere habe es auch viele kritische Stimmen gegeben, erinnert sich Schlenker, aber diese seien inzwischen verstummt. Und so gibt es am Freitag, 25. November, eine Neuauflage des „Glocken-Rock“ mit dem Rock-Orchester Ruhrgebeat (siehe Info-Box).

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Dabei soll es nicht bleiben. „Fürs nächste Jahr planen wir einen Bauernmarkt und eine Aktion ,Kulinarisch international’“, blickt Raimund Schlenker schon einmal voraus. Und er könne sich auch vorstellen, die Bundeswehr-Band nach Wiemelhausen zu locken – auch wenn das die nächste Protestwelle geben dürfte. „Es geht nicht anders, wir in St. Johannes brauchen verrückte Ideen und wollen ein bisschen rebellisch sein, um unsere Ziele zu erreichen.“

Aufzug-Projekt: Mehr als 80.000 Euro hat die Gemeinde schon zusammen

Für den Aufzug sind inzwischen mehr als 80.000 Euro zusammen, so Schlenker. Doch die Kosten für das Projekt sind in den vergangenen Monaten natürlich gestiegen. Und so sei man mehr denn je auch auf Fördermittel, etwa von der NRW-Stiftung, angewiesen.

Vorverkauf läuft

Der „Glocken-Rock“ mit dem Rock Orchester Ruhrgebeat (ROR) findet am Freitag, 25. November, um 20 Uhr in der St.-Johannes-Kirche, Brenscheder Straße 43, in Wiemelhausen statt. Einlass ist um 19 Uhr (freie Platzwahl). Eintritt: 19,90 Uhr zzgl. Gebühr im Vorverkauf, Abendkasse 26 Euro. Personen mit dem Merkzeichen B im Schwerbehindertenausweis können eine Begleitperson kostenlos mitnehmen.

Karten-Vorverkaufsstelle: Brillen Kock, Brenscheder Straße 49,, Tel. 0234 904 85 67 oder über den ROR- Ticket-Service, Tel. 0162 919 09 69 (Wedding), tickets@rorlive.de bzw. www.rorilve.de .

Doch selbst wenn die Finanzierung steht, gibt es noch eine weitere Hürde zu überspringen. Der vorgesehene Standort des Aufzuges – links neben dem Eingang – bringt Probleme mit sich. Durch den Einbau würde der Bewegungsraum im Erdgeschoss kleiner. Dieser wird aber auch von der benachbarten Kindertagesstätte (Kita) mitgenutzt. „Würde der Raum noch kleiner, unterschreitet er die Mindestgröße, dann würde die Kita eine Gruppe verlieren. Von daher würde uns die Pfarrei für diesen Fall den Aufzug nicht genehmigen“, weiß Stephani Adams aus der Arbeitsgruppe zu berichten.

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Die Kita soll aber ohnehin erweitert werden. Nur wann, das wisse man nicht. Es gebe immer wieder Gespräche und auch schon einige Entwürfe, aber die seien aus Sicht der Gemeinde inakzeptabel, weil dadurch ein Großteil der Gemeindewiese wegfallen würde. „Wo soll dann die Gemeinde hin, wo soll die Jugend hin?“, fragt Raimund Schlenker.

Anderer Standort für Aufzug? Gemeinde hat auch einen Plan B

Aufgrund dieses Dilemmas verfolgt die Arbeitsgruppe auch noch einen Plan B. „Dieser sieht vor, den Aufzug vor der Treppe am Eingang hochzuziehen“, erklärt Stephani Adams. Hätte den Vorteil, dass man unabhängig vom Zeitplan, den der Kitazweckverband bei der Kita-Erweiterung verfolgt, planen könnte. „Doch dafür fielen auch mehr Kosten an“, so Adams.