Bochum. Dem E-Taxi gehört die Zukunft – heißt es. In Bochum gibt es einen Vorreiter, aber sonst kaum Interesse. Das soll sich ändern.

Seit dem 1. Oktober gilt ein neuer Taxitarif in Bochum, nächstes Jahr folgt eine weitere Preiserhöhung. Um insgesamt satte 23,9 Prozent werden die Kosten für Fahrgäste dann gestiegen sein. „Das ist überfällig“, sagen die Unternehmer. Derweil regt die Politik an, den Blick auf E-Taxis zu richten.

Bochum war mal Vorreiter in Sachen E-Taxi

„Der Anteil von E-Taxen an der Taxiflotte in Bochum ist insgesamt leider noch recht gering“, sagt Vicki Marschall, die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen im Rat. Tatsächlich war Bochum mal der Vorreiter in Sachen E-Taxis in NRW. Dank Markus Wahl. Er hat vor fünf Jahren die ersten vier elektrisch betriebenen „Droschken“ vom Typ Nissan Leaf in Hellelfenbein angeschafft. Mittlerweile hat er einen fünften Wagen gekauft. „Mit doppelter Reichweite, 400 Kilometer“, sagt Wahl nicht ohne Stolz. „Das reicht für eine ganze Schicht.“ Er ist der einzige unter mehr als 100 Taxiunternehmern mit etwa 260 Fahrzeugen in Bochum, der bislang auf Elektromobilität setzt. „So weit ich weiß gibt es einige Hybridfahrzeuge. Das war es dann aber auch“, so Wahl.

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Andere Städte sind da weiter. Das Münchner Taxi Zentrum hat seit geraumer Zeit zehn Jaguar I-Pace im Bestand. In Hamburg fahren bereits mehr als 200 Taxen elektrisch, Tendenz steigend. Denn: Die Hansestadt fördert den Umstieg von Diesel- auf E-Taxis. Fördermittel für 400 E-Taxen und 60 E-Inklusionstaxen wurden vergeben.

Wirtschaftsentwicklung soll Beratungsangebot schaffen

So weit ist Bochum nicht. Gleichwohl gibt es Handlungsbedarf, sagt die Politik. Die Fraktionen von SPD, Grünen und FDP haben im Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur gemeinsam einen Antrag gestellt. Der Ausschuss soll anregen, dass die Bochum Wirtschaftsentwicklung (WEG) in Zusammenarbeit mit anderen Akteuren wie Industrie- und Handelskammer (IHK) oder Stadtwerke Bochum für Taxi- und Mietwagenunternehmer ein kostenloses Beratungsangebot zur E-Mobilitätsförderung schafft.

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Den Stadtgestaltern ist das nicht genug. „Nur Werbung für E-Taxis zu machen, reicht nicht“, argumentieren sie und haben vorgeschlagen, dass Fahrten mit E-Taxis günstiger für Kunden sein sollten. Das stärke den Wettbewerb.

Stadtgestalter schlagen günstigeren Tarif für E-Taxis vor

Eine Mehrheit gefunden hat dies nicht. Noch nicht. Ratsmitglied Leon Beck (FDP) hat nach eigenen Worten durchaus „Sympathie dafür“. Da es aber bislang erst einen Anbieter gebe, sollte erst die Infrastruktur verbessert werden. Bochum sollte – wie dies in Dortmund bereits der Fall sei – „erst einmal auf Information statt strenger Vorgaben“ setzen. Und: Vom Wissen, dass Taxiunternehmer Markus Wahl seit fünf Jahren mit seinen elektrisch betriebenen Fahrzeugen gesammelt habe, könnten andere Unternehmen profitieren, die ihre Flotte umstellen möchten.

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„Ja, könnten sie“, sagt Vorreiter Markus Wahl. „Allerdings hat bis jetzt kein einziger angefragt. Ich hatte Anrufe aus Lippstadt, aus München, aus Baden-Württemberg. Aber die Bochumer Kollegen setzten wohl weiter auf Verbrenner.“ Und: Auch die gewünschte Beratungsleistung durch die WEG ist nicht neu. „Die gibt es eigentlich schon“, so WEG-Sprecherin Sabine Bersin.

Taxi-Unternehmer schwört auf elektrisch betriebene Fahrzeuge

Markus Wahl hat seine Entscheidung, auf Elektro zu setzen und dies auch im Firmennamen zu dokumentieren – der Betrieb heißt mittlerweile Bednarz Elektro Taxi GmbH – nicht bereut. „Für den Stadtverkehr sind die Elektrofahrzeuge optimal. Wenn ich allein daran denke, was ich in den vergangenen fünf Jahren an Wartungskosten gespart habe“, sagt der Unternehmer. Die Gesamtkosten pro Kilometer sind um 60 Prozent niedriger als bei einem Verbrennerfahrzeug, heißt es auf der Homepage von Elektro Taxi. Dazu kommen die ökologischen Vorteile.

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Gerne hätte er schon mehr als die fünf E-Fahrzeuge in der Garage und seine ganze Dieselflotte – bis auf das Großraumfahrzeug und das behindertengerechte Auto – umgestellt. Aber die Umsatzeinbrüche durch Corona und eine Meinungsverschiedenheit mit dem Hersteller seiner Wagen über die finanziellen Bedingungen beim Austausch strapazierter Batterien haben das bislang verhindert. Dennoch schwört Markus Wahl auf das E-Taxi. Jetzt hofft er nur, dass die Strompreisanhebung sich in Grenzen hält.