Bochum-Werne/-Kornharpen. Wie soll die Deponie in Kornharpen in Zukunft aussehen? Gesamtschüler aus Bochum haben da ganz eigene Vorstellungen. Das sagt der Betreiber dazu.

Wie soll die Deponie in Bochum-Kornharpen einmal aussehen? Darüber haben sich Oberstufenschüler der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bochum-Werne Gedanken gemacht und nach einer Besichtigung vor Ort unterschiedliche Modelle entworfen. Diese wurden inzwischen der lokalen Politik und auch dem Umwelt-Service Bochum (USB) als Betreiber der Deponie präsentiert. Die Resonanz ist durchweg positiv. Aber können die Ideen der Jugendlichen auch umgesetzt werden?

Bochum: Schüler haben tolle Ideen für Zukunft der Deponie

„Mons Solaris“ hat sich die Projektgruppe der Gesamtschule genannt, betreut wurden sie von Physiklehrer Jürgen Dassow und Kunstlehrerin Ramona Lämmlein-Eisenstein. So sehr sich die Ideen der Zweierteams auch unterscheiden, so sind doch alle gleichermaßen zu dem Schluss gekommen: Auf der 60 Meter hohen Halde, die auf der Grenze Kornharpen/Laer entstanden ist, sollte eine weithin gut sichtbare Landmarke installiert werden.

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„Jeden Tag fahren zigtausend Menschen auf der A 43 an der Deponie vorbei“, sagt Jürgen Dassow. Er selbst auch. „Da muss doch eine Landmarke hin. Das wäre doch ein idealer Werbestandort für die Stadt Bochum.“ Wichtig ist der Projektgruppe, die riesige Fläche mehr noch als bisher für Solarenergie zu nutzen. Die Solarmodule sollten allerdings künstlerisch angeordnet sein, wie die einzelnen Modelle zeigen. Und da kommt dann die Kunst ins Spiel.

Tim Dronia (von links), die Lehrer Jürgen Dassow und Ramona Lämmlein-Eisenstein sowie Tim Lehnert und Anton Behrendt von der Projektgruppe „Mons Solaris“ der Willy-Brandt-Gesamtschule präsentieren die Zukunftsmodelle von der Deponie in Bochum-Kornharpen.
Tim Dronia (von links), die Lehrer Jürgen Dassow und Ramona Lämmlein-Eisenstein sowie Tim Lehnert und Anton Behrendt von der Projektgruppe „Mons Solaris“ der Willy-Brandt-Gesamtschule präsentieren die Zukunftsmodelle von der Deponie in Bochum-Kornharpen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Auf Styroporplatten wurden die Ideen von den Schülern aufgeklebt. „Ich hatte noch Füllspachtel im Keller, den haben wir nutzen können“, erzählt Jürgen Dassow lachend. Die Modelle haben den Maßstab 1:1000. Sie könnten auch die Landschaft einer Spielzeugeisenbahn darstellen. Doch Gleise kommen in den Gedankenspielen für den „Mons Solaris“ nicht vor, dafür Landmarken in Form eines Papierfliegers (aus Solarmodulen, versteht sich), eines Förderturms und einer Pyramide. Ein Zweier-Team formte aus Solarmodulen das Statement „I love Bochum“.

Deponie in Bochum-Kornharpen: Schwierigkeiten mit dem Untergrund

Die Schwierigkeit mit dem Untergrund ist der Projektgruppe durchaus bewusst. „Die Folienabdichtung darf ja nicht durch irgendwelche Verankerungen beschädigt werden“, weiß Jürgen Dassow. Aber er findet, jetzt, wo die Deponie modelliert und zukunftssicher gemacht wird, sei der richtige Zeitpunkt, dies auch gestalterisch ansprechend zu tun. Der Kurs von ihm und seiner Kollegin wolle da gerne Impulse geben.

Diese sind beim USB auch willkommen. „Die Schüler der Gesamtschule haben wirklich tolle Ideen für nachhaltige Nutzung der Deponie entworfen“, lobt Sprecher Jörn Denhard. „Wir sehen in den Projekt-Vorschlägen sehr viel Kreativität und Gestaltungswillen für eine sinnvolle Nutzung der Deponie.“ Leider müsse man diese Kreativität an behördlichen Vorgaben und baulichen Möglichkeiten messen.

USB: Deponie nicht mit Halden im Ruhrgebiet vergleichbar

„Unsere Deponie ist ein technisches Bauwerk, das technischen Vorgaben entsprechen muss und daher unter strenger Überwachung der Bezirksregierung Arnsberg steht, unter Beachtung bundeseinheitlicher Vorgaben betreut und jetzt aktuell abgedichtet wird“, so Denhard weiter. „Eine Bebauung der Deponie mit Landmarken kommt daher leider nicht in Frage. Es können und dürfen auf der Deponie weder tiefe Fundamente noch Gebäude erstellt werden.“

Darüber hinaus bestehe auf der gesamten Deponie ein technisches System zur Erfassung und Verwertung des Deponiegases, welches betreut und gewartet werden muss. „Das unterscheidet eine Hausmülldeponie deutlich von den Halden mit Landmarken, die das Ruhrgebiet prägen“, erklärt Jörn Denhard. Bergehalden böten viel mehr Möglichkeiten zur Bebauung als Deponiekörper, die aus Hausmüll bestehen – wie in Kornharpen

Eine Aufgabe für die Ewigkeit

14 Jahre nach der Stilllegung der Deponie Kornharpen (2009) startet 2023 die Abdichtung. Aktuell erfolgen dafür schon die Geländemodellierung und Planung. Das Gas, das sich im Untergrund bildet, wird in Gasbrunnen gesammelt und in ein Blockheizkraftwerk der Stadtwerke weitergeleitet. Dort wird es in Strom und Energie umgewandelt. Nichts von den Gasen dringe in die Atmosphäre, versichert der USB. Ebenso wenig gelange belastetes Wasser aus der Tiefe an die Oberfläche. Dieses werde in eine Sickerwasseraufbereitungsanlage geleitet und gesäubert.

Das Mehrschichtensystem aus Spezial-Matten, -Platten und -Kunststoffbahnen hat laut USB eine Lebensdauer von 100 Jahren. Auch darüber hinaus müsse die Deponie gesichert werden. „Das ist eine Ewigkeitslast.“

Zurzeit befindet sich die Deponie in einer mehrjährigen Bauphase, in der eine Oberflächenabdichtung hergestellt wird. „Diese Abdichtung kann man sich wie eine stabile Folie mit weiteren abdichtenden Schichten vorstellen“, erklärt Denhard. „Diese Schichten dürfen nicht gefährdet werden. Deswegen werden leider die Vorschläge der SchülerInnen nicht realisiert werden können.“

Eine Planung zur Nachnutzung der Deponie sei durchaus in sieben Jahren denkbar, wenn die Oberflächenabdichtung vollständig aufgebracht wurde und die Deponie damit in die sogenannte Nachsorgephase überführt werden kann. „Denkbar ist dann eine Ausweitung des Solarkraftwerkes“, sagt Jörn Denhard. Dies habe der USB bereits planerisch geprüft. „Ein Modelvorschlag einer Schülerin hat eine solche Idee in ähnlicher Weise ebenfalls aufgegriffen.“

Landen die Modelle der Deponie am Ende doch beim USB?

Nachdem die Modelle zuletzt im Amtshaus Gerthe ausgestellt wurden, gingen sie jetzt zurück an die Schüler. Im Besucherzentrum des USB sei nicht genug Platz, wurde Jürgen Dassow gesagt. Wie lange die Schüler ihre Arbeiten aufbewahren werden, ist offen. Die Modelle sind schon ziemlich groß und nehmen Platz weg. Gut möglich also, dass sie am Ende so oder so beim USB landen – über den Hausmüll...