Bochum-Weitmar. Auf einem ehemaligen Kraftwerk-Gelände in Bochum soll ein Klimapark entstehen. Eine tolle Idee, doch geht einigen der Grundgedanke verloren.

Viel Grün gibt es auf dem Gelände des ehemaligen Kraftwerks Springorum in Bochum-Weitmar schon. Ebenso ein paar Wege. Allerdings alles eher durcheinander. Die Stadt Bochum will das Ganze nun ordnen, attraktivieren und einen Landschafts- und Klimapark daraus machen. Dieser soll den Menschen nicht nur als Erholungsgebiet dienen, sondern auch die Klimafunktionen dieses Areals stärken. Grundsätzlich eine tolle Idee, nur geht einigen die Planung inzwischen in die falsche Richtung.

Bochum: Klimapark in Weitmar gilt als gute Idee, aber...

Dies zeigte sich bei der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Bochum-Südwest, in der die Verwaltung ihre Planung für den Landschafts- und Klimapark vorstellte. Man wolle ein zusammenhängendes Wegenetz erstellen, denn es gebe viele Trampelpfade, der Bedarf sei also da. Die Eingänge sollen wahrnehmbarer werden, aktuell sehe man sie kaum.

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Von der Holtbrügge aus soll es über eine Treppe einen Zugang zu einem Aussichtspunkt geben, der aufgeschüttet wird. Oben gibt es dann ein Podest mit Sitzstufen. Es ist vorgesehen, den Spielplatz zu erweitern, u. a. mit einem Mehrgenerationenbereich. Auch ein Calisthenics-Bereich (Sport an Stangen) ist angedacht.

In diesem Bereich zwischen Wasserstraße, Kuhlenkamp und Springorumallee in Bochum-Weitmar soll der Klimapark Springorum entstehen.
In diesem Bereich zwischen Wasserstraße, Kuhlenkamp und Springorumallee in Bochum-Weitmar soll der Klimapark Springorum entstehen. © Funke-Grafik

Der frühere Gasometer-Standort in Weitmar – heute eingezäunt und überwuchert – soll frei geschnitten und neu aufbereitet werden. Die Stadt will die Form des alten Gasometers mit zwei Kreisen nachbilden und Betonwände außen für Graffiti-Künstler freigeben. Der Methangas-Ausstoß auf dem Gelände soll genutzt werden – entweder zur Inszenierung von Verbrennungen oder (in Energie umgewandelt) für Handyaufladestationen.

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Solarleuchten sind nur in intensiv genutzten Parkbereichen vorgesehen. Für Reiter ist ein Extra-Weg angedacht. Wichtig ist aus Sicht der Stadt auch der Artenschutz, u. a. die Kreuzkröte lebt im Springorumpark. Aus diesem Grund will man Bereiche für Schutz und Fortpflanzung schaffen.

Klimapark in Bochum: Anwohner hat Änderungsvorschläge

Klingt alles schön und gut. Allerdings hat das Ganze aus Sicht von Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD) „nur noch wenig mit Klimapark zu tun, eher mit einem Fun-Park“. 2013 hatte die Stadt mit den Planungen begonnen und dafür auch eigens ein Planungsbüro mit ins Boot geholt. „Das fanden wir damals toll“, sagt Gräf. „Nun aber habe ich die Sorge, dass sich das in die falsche Richtung entwickelt. Sonst müssen wir dem Ding nachher einen anderen Namen geben.“

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Kritik kommt auch von einem Anwohner, der einen langen Brief mit Änderungsvorschlägen an die Bezirksvertretung geschrieben hat. Für Jürgen Dassow, seit mehr als 20 Jahren an der Holtbrügge wohnhaft, ist bei der Planung für den Klimapark „weniger mehr“.

Aus Industriebrache wurde Innovationspark

Da die Bezirksvertretung die Planung für noch nicht ausreichend ausgereift ansieht, wurde die Vorlage in die Januar-Sitzung des Gremiums (26.) geschoben. Bis dahin könne die Stadt noch nachbessern und auch die Einwände von Jürgen Dassow berücksichtigen. Zeitlich passt das: Die finale Entscheidung trifft der Ausschuss für Umwelt, Nachhaltigkeit und Ordnung am 9. Februar.

Auf dem heutigen Gelände des Springorumparks war bis zur Stilllegung im Jahre 1986 das Steinkohle-Kraftwerk Springorum beheimatet. Die Kraftwerkstechnik wurde im Anschluss nach China verkauft und das Gebäude abgerissen. 1990 wurde die Industriebrache zum Innovationspark Springorum umgestaltet. Heute sind dort zahlreiche Unternehmen angesiedelt. Viele Grün- und Freiflächen komplettieren das Gebiet. Des Weiteren befindet sich die abgedeckte Alt-Deponie „An der Holtbrügge“ auf dem Gelände.

Hier könne man viel Geld sparen und dabei noch mehr für die Natur tun, findet er. Dabei ist er zum Teil mit der Verwaltung einer Meinung: „Der Park verdient in der Tat eine Aufwertung.“ Nur über das Wie ist er anderer Ansicht. Der Aussichtspunkt sei eine gute Idee, „nur zerstört man mit dem geplanten Treppenaufgang den einzigen Rodel-Hang in der Gegend“.

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Ganz in Ruhe gelassen möchte Jürgen Dassow den östlichen Bereich des Geländes sehen. „Der stellt ein Problem dar. Hier stand die Kokerei und wurde der Abfall des Kraftwerks entsorgt – ein schwer zu sichernder Untergrund, die Bäume kippen dort um.“ Die Natur hole sich diesen Bereich bereits zurück, man solle sie lassen und das Gebiet mit „Achtung, Gefahr!“-Schildern sichern. Dassow: „Dieser Bereich ist zu unsicher für Menschen, auch wegen Altenlasten. Und die Sicherung würde richtig Geld kosten.“

Sorge wegen Untergrund: Gelände des künftigen Klimaparks war früher eine Deponie

Der Baugrund ruft auch Mark Gräf auf den Plan. „Das war ja eine Deponie“, erinnert er. „Wegen so etwas konnten wir andernorts Spielplätze nicht umbauen… Ist das schon geprüft worden?“ Ja, das Thema sei bekannt, heißt es von Seiten der Stadt: „Im Bereich der Wege wurde geprüft, das würde funktionieren.“ Weiterhin werde der Untergrund in weiteren Bereichen bei der Umsetzung von Maßnahmen im Detail geprüft.