Bochum-Kornharpen/-Laer. Stillgelegt ist die Zentraldeponie in Bochum schon lange. Jetzt wird über Jahre abgedichtet. Doch damit ist die Arbeit längst nicht getan.

Die Zentraldeponie in Bochum ist wieder geöffnet. Nein, keine Sorge – nicht für weiteren Müll. Die Zeiten sind endgültig vorbei. Aber Besucher dürfen sich vom USB jetzt wieder über die ca. 30 Hektar große Halde führen lassen. Eine erste Gruppe wurde nun nach der Corona-Zwangspause wieder empfangen. Die Teilnehmer interessierte dabei vor allem eine Frage: Wie sieht die Zukunft der Deponie aus?

Bochum: Wie es auf der Zentraldeponie jetzt weiter geht

Der Blick vom Plateau der Zentraldeponie ist atemberaubend. Selbst an diesem verregneten Nachmittag. Der Ruhr-Park ist trotz wolkenverhangenem Himmel gut zu erkennen, das Ruhrstadion, das Exzenter-Haus. Interessant ist aber vor allem, was auf dem 158 Meter hohen Berg passiert, dessen Fundament aus Hausmüll besteht.

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Denn dort wird in den nächsten Jahren kräftig gearbeitet und unglaublich viel Erde verschoben. Nach der Stilllegung der Zentraldeponie folgt nun der nächste Schritt: die endgültige Abdichtung. Diese startet im kommenden Jahr, im Frühjahr 2023. In Kürze wird die Planung dafür aufgenommen und ein Unternehmen für die Arbeiten gesucht.

Sigrun Kreulich, Leiterin der Zentraldeponie in Bochum, vor einer Luftaufnahme der 30 Hektar großen Halde. Rechts ist die A 43 zu sehen.
Sigrun Kreulich, Leiterin der Zentraldeponie in Bochum, vor einer Luftaufnahme der 30 Hektar großen Halde. Rechts ist die A 43 zu sehen. © Gernot Noelle

Schon jetzt ist der USB dabei, die Vorarbeiten für die ersten beiden Bauabschnitte zu erledigen. „Noch ist das Gelände an vielen Stellen buckelig“, erklärt USB-Sprecher Jörn Denhard. „Wir müssen nun den Hang glätten, damit die finale Abdichtung erfolgen kann.“ Insgesamt neun Jahre wird das dauern, dann ist die Halde abgedichtet und fertig modelliert.

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Dass erst jetzt, 13 Jahre nach der Stilllegung der Deponie 2009, die endgültige Abdichtung vorgenommen wird, hat seinen Grund. „Der Berg war dafür noch zu sehr in Bewegung“, erklärt Deponieleiterin Sigrun Kreulich. Wegen des instabilen Untergrunds sei die Deponie immer wieder mal abgesackt. Doch die chemischen Prozesse an der Basis lassen nach. „Vor sechs Jahren waren es gerade mal noch 15 Zentimeter Senkung, da war klar, dass wir mit der Planung für die Oberflächenabdichtung beginnen können“, sagt die Bauingenieurin.

Zentraldeponie: Gas aus der Tiefe wird in Strom und Energie umgewandelt

Das Gas, das sich im Untergrund bildet, wird in Gasbrunnen gesammelt und in ein Blockheizkraftwerk der Stadtwerke weitergeleitet. Dort wird es in Strom und Energie umgewandelt. „Nichts von den Gasen dringt in die Atmosphäre“, versichert Sigrun Kreulich. Ebenso wenig gelange belastetes Wasser aus der Tiefe an die Oberfläche. „Das wird in unsere Sickerwasseraufbereitungsanlage geleitet und gesäubert.“ Der USB als Betreiber sei ja verpflichtet, dass keine Gefahr von der Deponie ausgeht.

Von 1978 bis 2009 in Betrieb

1978 wurde die Zentraldeponie in Betrieb genommen. Bis 2005 wurde dort Hausmüll abgekippt. Dann kam die Deponieverordnung mit der Entscheidung, diesen künftig nur noch zu verbrennen. Fortan wurden auf der Deponie nur noch Boden, Bauschutt und Baumischabfälle entsorgt – bis die Kapazität 2009 ausgeschöpft war.

Die Deponie hat ein Volumen von rund 21 Millionen Kubikmetern. Für die Geländemodellierung werden 400.000 Kubikmeter saubere Boden benötigt. Der Bodenaushub kommt vornehmlich von Bochumer Baustellen.

Die ganze Maßnahme steht unter ökologischer Aufsicht. Denn unter anderem gilt es, den Lebensraum der Kreuzkröte zu erhalten. Für sie wurden eigenes drei Bereiche abgesperrt.

Durch die nun folgende Abdichtung wird gewährleistet, dass kein Wasser mehr in den belasteten Untergrund dringt. Dafür soll ein Mehrschichtensystem sorgen, bestehend aus Spezial-Matten, -Platten und -Kunststoffbahnen. Diese sein zwar ziemlich dünn, aber äußerst effektiv, sagt Sigrun Kreulich. „Mit einer Lebensdauer von 100 Jahren.“

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„Aber was ist danach?“, fragt eine Besucherin – und erntet von der Expertin erstmal ein Schulterzucken. Das wisse sie selbst nicht genau, gesteht Sigrun Kreulich. „Wahrscheinlich alles noch einmal neu abdichten, wenn Gefahr besteht.“ Das Ganze sei schon eine „Ewigkeitslast“. Was dort unten schlummert, sei aber im Altlastenkataster für die Nachwelt verzeichnet, versichert Kreulich. Und mit der Abdichtung sei der USB auch nicht raus aus der Nummer. Dann sei man für die Nachsorge verantwortlich.

Bochum: Zukunft der Zentraldeponie ist noch offen

Kreulichs Hauptaugenmerk gilt jetzt aber erst einmal der Aufgabe, die Deponie für die Zeit „danach“ sicher zu machen. Und damit hat sie bis 2030 noch gut zu tun. Was anschließend auf der Halde passiert, ist indes noch nicht sicher. „Da gibt es noch keine Konzepte“, sagt Jörn Denhard. Ein Naherholungsgebiet wie der Tippelsberg, auch eine ehemalige Deponie, sei zwar eine Möglichkeit. „Aber dort wurde nur Boden und Bauschutt abgekippt. Wir haben hier strengere Vorgaben.“