Köln/Bochum. Die Höhner zählen zu den kultigsten Kölner Kapellen. Ein Bochumer Junge hat dort gleichwohl Platz: Die erstaunliche Geschichte des Freddi Lubitz.

„Da simmer dabei, dat is prima!“ Für Freddi Lubitz gewinnt der Klassiker „Viva Colonia“ eine besondere Bedeutung. Seit dem vergangenen Jahr ist er Mitglied der Höhner – als Bochumer Junge inmitten kölscher Jungs.

Ein Bochumer bei den Höhnern: Schon Klein-Freddi war musikbegeistert

Mit 50 Jahren ist die Kultband aus der Domstadt acht Jahre älter als Frederik Lubitz, den alle nur Freddi nennen. Dass der Hildegardis-Abiturient einmal im kölschen Hühnerstall landen würde? Kaum vorstellbar.

Dabei war Klein-Freddi schon früh musikbegeistert. Mit sechs Jahren nahm er in der Musikschule Bochum Gitarren- und Gesangsunterricht, mit elf gründete er seine erste Band mit dem bemerkenswerten Namen „Rückkopplung“. „Ich hatte als Schüler zwei Berufswünsche: Musiker oder Kameramann“, sagt Lubitz im WAZ-Gespräch.

„New York Nights“ im Riff ebneten den Weg zur Profi-Karriere

Die Mucke macht das Rennen. Nach dem Zivildienst beim Evangelischen Jugendpfarramt zieht er ins niederländische Arnheim, wo er Jazz und Popmusik studiert und sich fortan auf den Elektrobass fokussiert. An den Wochenenden geht’s zurück in die Heimat, wo Lubitz mit diversen Bands (u.a. „Sons of Gastarbeita“) mit Pop, Rock, Rap, Ska und Blues sein Studium finanziert.

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Auch der Mittwoch in Bochum ist gesetzt. Bei den „New York Nights“, die Pamela Falcon unglaubliche 19 Jahre im Bermuda-Club Riff präsentierte, zählt Lubitz zu den Stammgästen. „Irgendwann hat mich Pams Band mitspielen lassen. Im Rückblick war das mein Einstieg als Profimusiker.“

Vor den Höhnern war Lubitz mit Sasha und Alex Klaws auf Tour

Freddi ist kein Frontmann, keine Rampensau, hält sich auf der Bühne eher im Hintergrund. Doch als Bassist macht er sich einen Namen. Sasha, Alexander Klaws und Stefanie Heinzmann begleitet er auf Tour, im Studio und bei diversen TV-Produktionen. Irgendwann ist klar: „Ich kann mit der Musik Geld verdienen.“

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Wie er zu den Höhnern kommt? Zufall, Kontakte und eine Tür, die sich öffnet. Beim Studium in Arnheim war der heutige Höhner-Schlagzeuger Heiko Braun ein Kommilitone von Lubitz. „Im Sommer 2020 rief Heiko mich an und fragte: ,Hast du morgen Zeit?’“ Die Höhner spielen in Köln ein Innenhof-Konzert, wie es sie zu Beginn der Corona-Pandemie häufiger gibt. Der Bassist Hannes Schöner ist erkrankt. „Ich sollte kurzfristig einspringen. Ich empfand das als große Ehre.“

42-Jähriger löste Anfang 2021 die Höhner-Legende Hannes Schöner ab

Freddi Lubitz ist bei den Höhnern auch als Songschreiber aktiv. In Köln fühlt er sich wohl: „Die Menschen sind genauso offen und ehrlich wie im Ruhrgebiet.“
Freddi Lubitz ist bei den Höhnern auch als Songschreiber aktiv. In Köln fühlt er sich wohl: „Die Menschen sind genauso offen und ehrlich wie im Ruhrgebiet.“ © Kay-Uwe Fischer

Über Nacht schafft sich der Bochumer die Hits der Höhner drauf. „Einige kannte ich, andere überhaupt nicht.“ Die Notbesetzung funktioniert – und wird ein halbes Jahr später zur Dauerlösung. Die damals 67-jährige Höhner-Legende Schöner kündigt an, Ende 2020 in Rente zu gehen. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, sagt sich Lubitz, bewirbt sich auf die frei werdende Stelle und wird Anfang 2021 fester Teil des Kölner Kulturgutes.

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Mehr als 100 Auftritte hat der 42-Jährige seither mit den Höhnern absolviert. Aktuell werden die kölsche Tön beim „Rock and Roll Circus“ in Mönchengladbach angeschlagen. Lubitz schwärmt von der Herzlichkeit und Kameradschaft in der Band, in der er mittlerweile auch als Songschreiber anerkannt ist: Das Lied „Engel vun Linie 8“ brachte er quasi als Einstiegsgeschenk mit. Auch die aktuelle Single „Prinzessin“ stammt mit aus seiner Feder. Dabei betont Lubitz die Vielseitigkeit und den Anspruch der Höhner jenseits von Kölle alaaf: „Wir sind weit mehr als Karneval und ,Viva Colonia’.“

Im Karneval stehen mehr als 200 Auftritte bevor

Gleichwohl spielt der Fastelovend eine zentrale Rolle. Noch weiß Lubitz nicht so recht, wie er die mehr als 200 jecken Auftritte in der bevorstehenden Session überstehen soll. Was er weiß: Henning Krautmacher (65) wird fehlen. Der Höhner-Sänger hat zum Jahresende sein Ausscheiden nach mehr als 35 Jahren angekündigt.

Mit Patrick Lück als Frontmann geht’s weiter. Und mit Freddi Lubitz am Bass, der inzwischen in Köln lebt, aber regelmäßig nach Bochum fährt, um seine Mutter in Harpen und seine Neffen zu besuchen. Im Sommer stand er hier sogar wieder auf der Bühne: als Gast von Pamela Falcon beim Zeltfestival Ruhr.

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