Bochum-Wiemelhausen. Eine Verteilerstation für Glasfaserkabel sorgt in Bochum-Wiemelhausen für Ärger. Die Politik sieht sich überrumpelt. Die Stadt räumt Fehler ein.

Eine neue Verteilerstation für Glasfaserkabel „schmückt“ seit ein paar Tagen das Kirchviertel in Bochum-Wiemelhausen. Groß wie eine Garage, besteht das Häuschen an der Brenscheder Straße bisher nur aus nacktem, grauem Beton. Kein schöner Anblick. Dieser stört die Politik vor Ort aber weniger als Art und Weise, wie es zu dem Bau kam. Denn gefragt bzw. informiert worden sei man nicht.

Bochum: Glasfaser-Verteilerstation in Wiemelhausen wird zum Zankapfel

Die Mitglieder der Bezirksvertretung Süd waren – wie die Bürger im Kirchviertel auch – erst vergangene Woche auf die Baumaßnahme aufmerksam geworden, als diese schon begonnen hatte. Schnelle Recherchen ergaben, dass die Glasfaser Ruhr ein Verteiler-Häuschen, eine sogenannte POP-Station, auf einem großen Grünstreifen errichtet. Die Grube war auch schon ausgehoben. Aus Sicht der Politik allerdings an der falschen Stelle. Deshalb wurde rasch ein Ortstermin an der Brenscheder Straße mit den Verantwortlichen und Vertretern der Fraktionen ausgemacht. In diesem wurde dann geklärt, dass die Verteilerstation doch, bitte schön, anders angeordnet werden sollte.

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„Sie steht nun längs und nicht quer“, sagt Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD). „Und auch nicht mehr dort, wo die einzige Möglichkeit für Sitzbänke besteht.“ Bis zur Sitzung der Bezirksvertretung am Dienstagnachmittag, 23. August, habe die Entscheidung nicht warten können, erklärt Breitkopf, denn die Aufträge seien alle vergeben gewesen. Und am Montag, 22. August, wurden auch schon die Fertigteile angeliefert. „Außerdem wollen wir Glasfaseranschlüsse ja auch nicht verhindern und nicht für eine Verzögerung sorgen.“ Gleichwohl wurde die Verwaltung für die Dienstags-Sitzung zum Rapport bestellt.

Bochum: Lokalpolitiker kritisieren Vorgehensweise

Denn die Vorgehensweise, komplett an der Politik vorbei, stößt der Bezirksvertretung übel auf. „Das soll auch nicht noch einmal passieren“, versichert Marcus Kamplade als Vertreter der Stadt Bochum. Man habe keine Verwirrung stiften wollen, „dass die Bezirksvertretung beim Standort andere Vorstellungen hat, war uns nicht klar“.

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Kamplade erklärt, dass die Glasfaser Ruhr in den kommenden zehn Jahren 1400 Kilometer Kabel in den Gehwegen verlegen werde. Dafür brauche man diese POP-Stationen. „Das sind jetzt die ersten, die gebaut werden. Es werden noch 30 bis 40 weitere im Stadtgebiet aufgestellt werden müssen, um die Umverteilung hinzubekommen.“ Diese sollen laut Stadt „im Bereich des Straßengrüns“ errichtet werden, weil nah an den Gehwegen.

Baum für Anlieferung beschnitten

Bei der Anlieferung der Fertigteile für die Glasfaser-Verteilerstation musste auch ein baum beschnitten werden, was ein Anwohner kritisiert. Da werde nicht nur weitere Fläche versiegelt, sondern auch in einen gesunden baum eingegriffen.

Marcus Kamplade, Baum-Manager der Stadt Bochum, beruhigt: „Diese Maßnahme war mit uns abgesprochen. Sie ist auch von einer Fachfirma vorgenommen worden.“

So grau wie jetzt soll der Betonklotz nicht bleiben. Im Frühjahr werde eine Blumenwiese eingesät, kündigt Marcus Kamplade, der Baum-Manager der Stadt, an. Dazu sind Sitzbänke vorgesehen. Auch die Verteilerstation soll begrünt werden, entweder mit wildem Wein (Nachteil: verliert im Winter die Blätter) oder mit Efeu (immergrün). „Mehr Optionen gibt der Boden nicht her“, sagt Experte Kamplade. Eine Dachbegrünung, von den Grünen ins Spiel gebracht, komme nicht in Frage: „Dafür ist die Dachstatik nicht stark genug.“

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Kamplade verspricht, über weitere Standorte von Glasfaser-Verteilstationen künftig rechtzeitig und umfassend zu informieren. „Wir werden mitteilen, was wo wie technisch möglich ist. Dazu sind wir mit Glasfaser Ruhr auch schon im Gespräch.“ So, wie es auch Michael Bringmann, Sprecher der CDU-Fraktion, fordert: „Wir dürfen als Bürgervertreter erwarten, informiert zu werden.“

Glasfaser-Ausbau in Bochum: Nächste Verteilerstation kommt nach Stiepel

Marcus Kamplade geht dann auch gleich mit gutem Beispiel voran und verweist auf einen weiteren, schon feststehenden Standort an der Ecke Galgenfeldstraße/Kemnader Straße in Stiepel. „Mit dem Anlieger dort haben wir schon gesprochen, es besteht genug Abstand zu Grundstück und Bürgersteig.“ Auch dort habe man – wie im Kirchviertel - nicht viele Alternativen, so Kamplade. „Die Stelle ist die einzige Möglichkeit.“ Eine schriftliche Mitteilung soll noch folgen.