Duisburg. In der Ampel-Koalition gibt es Pläne für einen Preisausgleich, um grünen Stahl zu fördern. Thyssenkrupp Steel könnte jahrelang profitieren.
Die nordrhein-westfälische Landesregierung will den grünen Umbau des Stahlherstellers Thyssenkrupp mindestens mit einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag unterstützen. Das Unternehmen hofft aber auch auf Geld vom Bund. Wie in NRW mit Wirtschaftsministerin Mona Neubaur spielen dabei auf Bundesebene die Grünen eine Schlüsselrolle. Hier hat Vizekanzler Robert Habeck als Wirtschaftsminister besonderen Einfluss auf die Entscheidungsfindung. Der Duisburger Grünen-Bundestagsabgeordnete Felix Banaszak geht davon aus, dass die Summen, um die es gehe, „nicht gering“ sein werden. „Die Transformation der Stahlindustrie ist eine Mammutaufgabe“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion.
Felix Banaszak, der von 2018 bis zu seinem Wechsel in den Bundestag gemeinsam mit der jetzigen Landeswirtschaftsministerin Mona Neubaur die Grünen in NRW geführt hat, spricht sich allerdings klar gegen eine Staatsbeteiligung am Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel aus, wie es die IG Metall fordert. „Ich
bin selbst Mitglied der IG Metall, aber hier vertrete ich eine andere Position als meine Gewerkschaft“, sagt Banaszak, der als Abgeordneter im Haushaltsausschuss und im Wirtschaftsausschuss sitzt. „Es ist gut, wenn die Thyssenkrupp-Stahlsparte vom Mutterkonzern unabhängig wird, aber sie sollte dann auch auf eigenen Beinen stehen“, so der Grünen-Politiker. „Ein Staatseinstieg – wie er bei kriselnden Unternehmen diskutiert wird – wäre aus meiner Sicht kein starkes Signal dafür, dass Stahl Zukunft hat. Deshalb wäre meine Formel: Förderung ja, Beteiligung nein.“
Im Jahr 2026 will Thyssenkrupp Steel in Duisburg mit der Produktion von CO2-armem Stahl beginnen. Hierfür soll eine rund 150 Meter hohe Direktreduktionsanlage gebaut werden – als Nachfolgetechnologie für die bestehenden Hochöfen. Die DRI-Anlage soll eine Kapazität von 2,5 Millionen Tonnen direkt reduziertem Eisen pro Jahr haben und damit die bundesweit größte ihrer Art sein. Damit ist Unternehmensangaben zufolge eine Investition von mehr als zwei Milliarden Euro verbunden. Thyssenkrupp setzt auf finanzielle Hilfe vom Staat und hat einen Eigenanteil zugesichert. Wie sich die Kosten verteilen sollen, ist noch unklar.
Preis-Ausgleich für grünen Stahl im Wettbewerb mit konventioneller Produktion geplant
Staatliche Förderung erhofft sich Thyssenkrupp nicht nur für den Bau der neuen Anlage, sondern später auch im fortlaufenden Betrieb, da grüner Stahl in der Herstellung voraussichtlich teurer sein dürfte als in der konventionellen Produktion. „Mit den sogenannten Klimaschutzverträgen entwickeln wir gerade ein Instrument, das die richtigen Anreize setzt. Noch in diesem Jahr wollen wir erste Verträge abschließen“, sagt Banaszak. „Die Logik ist simpel: Solange die Kosten für die CO2-freie Produktion höher sind als die für die konventionelle Herstellung, zahlt der Staat die Differenz.“ Steige der CO2-Preis und sinke etwa der Preis für grünen Wasserstoff, verringere sich die Differenz und damit auch die staatliche Förderung.
„Nach einiger Zeit kommt der Punkt, an dem die klimafreundliche Produktion auch wirtschaftlich günstiger ist. Ab dann zahlt das Unternehmen die Kostenvorteile an den Staat zurück“, so Banaszak. „Damit können wir Investitionsrisiken abfedern, ohne dauerhafte Subventionen zu leisten. Denn dauerhaft wird sich der Umbau für die Unternehmen rechnen.“