Bochum. Ein Junge (6) ist im Ruhrpark in einen Lichtschacht gestürzt. „Ich dachte, mein Kind wäre tot“, sagt die Mutter. Sie will andere Eltern warnen.
„Ich dachte, mein Kind wäre tot“, sagt die Mutter im Gespräch mit unserer Redaktion. Mit ihrem Mann und den beiden Kindern ist sie am Samstag, 10. September, im Ruhrpark einkaufen. Die Eltern sitzen auf der Bank gegenüber des McDonalds, während Sohn (6) und Tochter (5) in der Nähe spielen. Dann passiert das traumatische Ereignis, das die Familie noch lange nicht verarbeitet hat.
Junge (6) fällt in Lichtschacht: „Das war ganz schlimm, schrecklich“
Die Eltern aus Castrop-Rauxel, die hier einen schönen Samstag mit den beiden Kindern verbringen wollen, hören ein lautes Knallen. Es wird hektisch, Sekunden später laufen Leute auf das Paar zu. Die Eltern rennen los, als ihnen eine Frau entgegenkommt, die ihren Sohn in den Armen hält – bewusstlos.
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Seine Lippen sind blau, er ist nicht ansprechbar. „Das war ganz schlimm, schrecklich, er hat einfach nicht reagiert“, schildert die Mutter mit brüchiger Stimme. Auch mehr als eine Woche nach dem Ereignis fällt es ihr nicht leicht, darüber zu reden.
Ein Mann von der Feuerwehr kommt hinzu, der privat mit seiner Familie unterwegs ist. Er leistet Erste Hilfe. Kurz darauf kommt auch ein Arzt, der sich durch die Menschen drängt. Beide versorgen das Kind, solange bis der Rettungsdienst eintrifft. Da ist der Sechsjährige wieder wach und ansprechbar. „Nach der Untersuchung an der Einsatzstelle wurde ein Transport in ein Krankenhaus durchgeführt“, erklärt ein Sprecher der Feuerwehr auf Anfrage, der den Einsatz gegen 20 Uhr am Ruhrpark Bochum bestätigt.
Drei Tage lang bleibt der sechsjährige Junge im Krankenhaus. „Er hat Flüssigkeit im Bauch“, erzählt seine Mutter. Die ist auch nach der Entlassung noch dort. Die Eltern müssen das Kind dauerhaft beobachten, schauen, ob sich sein Zustand verändert. In die Schule kann es nicht gehen. Zudem plagen den Jungen Schmerzen im Rippenbereich und auch in den Schienbeinen, er muss regelmäßig zum Arzt.
Kind kämpft weiterhin mit den Folgen
Der Sechsjährige kann sich an den Vorfall zwar nicht richtig erinnern, trotzdem kämpft er mit der Situation. „Er ist traumatisiert, träumt davon, dass er irgendwo reinfällt“, erzählt seine Mutter.
Familie sucht Feuerwehrmann und Zeugen
Die Familie aus Castrop-Rauxel möchte sich bei den Ersthelfern und insbesondere bei dem Feuerwehrmann, der privat im Ruhr Park war und Erste Hilfe geleistet hat, bedanken. Zudem erhofft sie sich so Hilfe, den genauen Unfallhergang rekonstruieren zu können. Die Familie bittet ihn und weitere Zeugen, sich zu melden.
Unsere Redaktion vermittelt den Kontakt via E-Mail an redaktion.bochum@waz.de oder unter 0234 966-14 33.
Was genau bei dem Unfall passiert ist, wissen die Eltern bis heute nicht zu 100 Prozent. „Unsere Tochter sagt, dass das Gitter vorher über dem Lichtschacht war“, so die Mutter. Das Mädchen stand in unmittelbarer Nähe, als der Unfall passierte. Im Nachhinein liegt das Gitter nur noch schräg im Schacht, das zeigen auch Fotos, die die Familie auf Anraten von Passanten noch am Abend selbst gemacht hat. „Am Sonntag war das Gitter dann wieder drauf“, sagt die Frau aus Castrop-Rauxel.
Management des Ruhrparks hat Vorfall nicht mitbekommen
Auf Anfrage unserer Redaktion äußert sich auch das Shopping Center Management des Ruhrparks. „Ich habe intern nachgeforscht, wir haben von dem Einsatz nichts mitbekommen“, sagt Andreas Ulmer, Senior Centre Manager. „Das ist eine schreckliche und dramatische Sache, die zukünftig nicht wieder passiert.“ Das stelle der Ruhrpark derzeit sicher, er arbeite den Vorfall auf.
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Zu einem solchen Unfall sei es in dem Einkaufszentrum bisher nie gekommen. Die Schächte würden turnusmäßig überprüft. Dem verletzten Jungen sendet Ulmer die besten Genesungswünsche, er würde sich wünschen, dass ein persönliches Gespräch mit der Familie stattfinden kann.
Generell gebe es im Ruhrpark standardisierte Prozesse für den Fall, dass der Rettungsdienst gebraucht wird. „Wenn das Center Management oder der Sicherheitsdienst einen RTW rufen, geben wir immer direkt Bescheid, welchen Bereich des Geländes er anfahren soll“, so Ulmer.
Mutter möchte andere Eltern warnen
Ruft eines der Geschäfte den RTW oder ein Kunde, dann melden sich die Einsatzkräfte selbst im Ruhrpark, um die Örtlichkeit zu erfragen. Doch dieser Anruf sei am 10. September ausgeblieben. „Vermutlich wusste der Rettungsdienst, wo sich der McDonalds befindet“, schätzt der Senior Centre Manager, der es sehr bedauert, nicht informiert gewesen zu sein.
Die Eltern aus Castrop-Rauxel haben sich entschieden, öffentlich über den schlimmen Unfall zu sprechen. „Ich möchte andere Eltern warnen“, sagt die Mutter. Damit es nicht noch mal dazu kommt, dass ein Kind beim Spielen in einen Lichtschacht stürzt – im Ruhrpark oder anderswo.