Bochum. Eine Feuerwehr-Gewerkschaft in NRW schlägt Alarm: zu viele Einsätze, zu wenig Personal. Dazu äußern sich Bochumer Feuerwehrmänner.

„Es brennt bei der Feuerwehr und im Rettungsdienst in NRW. Es ist schon lange fünf vor zwölf.“ Mit dramatischen Worten hat der Landesverband der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft (DFeuG) strukturelle Missstände bei Feuerwehren und im kommunalen Rettungsdienst beklagt. Bei der Feuerwehr Bochum hält man die Lage aber für entspannter.

Die DFeuG in NRW schreibt: „Dauerhaft steigende Einsatzzahlen, ausbleibende personelle Verstärkung in den Feuer- und Rettungswachen sowie den Leitstellen, Pensionierungswellen und Krankenstände sind nur einige der gravierenden Probleme, die das Rettungswesen in NRW weit über das erträgliche Maß belasten.“ Ständig würden Lücken gestopft, Augen zugedrückt und Schutzziele nicht erreicht. Vieles werde improvisiert.

Feuerwehrmann: Lage in Bochum ist „nicht so dramatisch“

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Die Lage in Bochum sei aber „nicht so dramatisch“, wie der Bochumer Feuerwehrmann Udo Lipp von der DFeuG auf WAZ-Anfrage sagte. „In den vergangenen sechs Jahren hat es insgesamt eine in vielen Bereichen positive Entwicklung gegeben. Hier sind beispielsweise die annähernd komplette Erneuerung von Fahrzeugen und Technik, eine Anpassung der Personalstruktur an ständig steigende Anforderungen und die baldige Fertigstellung einer neuen Feuer- und Rettungswache an der Hattinger Straße zu nennen.“

Auch bei der Gewinnung von qualifiziertem Personal bestünde in Bochum kein Mangel – nicht zuletzt dank der WDR-Serie „Feuer und Flamme“. „Das erkennen wir an.“

Gefahrenabwehr werde in Bochum „nicht immer erreicht“

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Dennoch sieht auch Lipp „Handlungsbedarf“ wegen „punktueller Überlastungen im Rettungsdienst“ und eines hohen Krankenstands. „Regelmäßig kommt es zu sogenannten Unterstärken in der Personalplanung. Dann können nicht alle Löschfahrzeuge und Rettungswagen besetzt werden. Das Ziel, in Bochum Gefahren schnell und effizient abzuwehren, kann so nicht immer erreicht werden.“

Bochumer Feuerwehrchef: „Brandschutz und Rettungsdienst werden immer voll bedient“

Mehr als 500 Kräfte bei der Berufsfeuerwehr

Für die Berufsfeuerwehr Bochum arbeiten 516 Menschen, fast alles Feuerwehr- und Rettungskräfte. Die übrigen sind in der Verwaltung tätig.Rund 100 Kräfte sind immer rund um die Uhr einsatzbereit. Für die neue Wache an der Hattinger Straße werden 30 weitere Beschäftigte erwartet.

Feuerwehrchef Simon Heußen bestätigt, dass viele Kräfte krank sind, viele auch langfristig – wie bei anderen Feuerwehren auch. Allein wegen Corona fallen zurzeit neun Personen aus. Das liege aber nicht an strukturellen Problemen. „Der Brandschutz und der Rettungsdienst werden immer voll bedient.“ Obwohl die Einsatzzahlen wieder auf das Niveau der Zeit vor Corona gestiegen seien.

In den vorigen Jahren sei „extrem viel“ in die Feuerwehr investiert worden, so Heußen. Und mit der neuen Wache an der Hattinger Straße (ab 2024) würden erneut mehr Personal und Fahrzeuge kommen. Nachwuchsmangel gebe es in Bochum auch nicht.