Bochum. Wegen der Trockenheit will der Ruhrverband Wasser in den Talsperren sparen. Deshalb kann er jetzt den Abfluss in die Ruhr senken. Ausnahmsweise.

Der kräftige Regen am Wochenende tat der Pflanzenwelt sehr, sehr gut, aber der Pegel der Ruhr ist trotzdem schon wieder so niedrig wie vorher. Am für Bochum maßgeblichen Pegel in Hattingen war er am Montagmittag von gut zwei Metern am Samstag wieder auf 93 Zentimeter abgesunken – das ist weniger als „mittleres Niedrigwasser“. Angesichts der Trockenheit seit Monaten hat der Ruhrverband jetzt das fünfte Jahr in Folge eine Ausnahmegenehmigung beim Umweltministerium erwirkt, mit der der Pegel unter die gesetzliche Grenze gesenkt werden, die sonst unbedingt eingehalten werden muss. Die Ausnahme gilt nur bis Ende Oktober.

Ziel ist es, den Wasservorrat in den Talsperren zu schonen, denn niemand weiß, ob sich die Trockenheit auch in den kommenden Monaten fortsetzt. Der Ruhrverband kann mit dieser Maßnahme eigenen Angaben zufolge bis zu knapp 260.000 Kubikmeter Wasser pro Tag einsparen.

Sommer 2022 war der mit Abstand trockenste im Einzugsgebiet der Ruhr

Bäche in Hattingen trocknen aus- Gefahr für viele TierartenSchon seit 13 Jahren in Folge führt die Ruhr weniger Wasser als sonst im Durchschnitt. In diesem Jahr war es ganz besonders trocken. „Mit nur 120 Millimetern Niederschlag, 57 Prozent weniger als im langjährigen Mittel, war der Sommer 2022 der mit Abstand trockenste, der im Ruhreinzugsgebiet je verzeichnet wurde“, heißt es beim Ruhrverband. Im August seien gerade einmal 15 Prozent des für diesen Monat üblichen Niederschlags gefallen.

Der gesetzliche Auftrag für den Ruhrverband sah bisher vor, dass die Talsperren in den drei Sommermonaten durchschnittlich 15,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde an das gesamte Flusssystem der Ruhr abgeben mussten – das Achtfache dessen, was ihnen im selben Zeitraum zufloss. Wegen der Höhe dieser Abgaben waren die Talsperren am 31. August nur noch zu 69,3 Prozent gefüllt. Das sind gut neun Prozent weniger als im langjährigen Mittel.

So sieht der Plan aus, den Wasserabfluss in Bochum zu senken

Deshalb darf der Ruhrverband den Abfluss aus den Talsperren jetzt senken. Der Plan: Der durchschnittliche Abfluss an fünf aufeinanderfolgenden Tagen darf im Ruhrverlauf ab dem Pegel Hattingen bis zur Ruhrmündung nie niedriger sein als 12,0 (statt 15,0) Kubikmeter pro Sekunde und am Pegel Villigst (Schwerte) nie niedriger als 6,5 (statt 8,4) Kubikmeter pro Sekunde. Der niedrigste Tageswert darf dabei 10,0 (statt 13,0) Kubikmeter pro Sekunde ab Hattingen und 5,5 (statt 7,5) Kubikmeter pro Sekunde ab Villigst nicht unterschreiten.

Folgen für die Wasserqualität befürchtet der Ruhrverband dadurch nicht. In den vergangenen Absenkphasen habe man die Wassergüte intensiv beobachtet und „keine negativen Veränderungen“ festgestellt. Dasselbe gelte für Fische und andere Lebewesen im Wasser.