Bochum. Wegen Drogenhandels im großen Stil steht ein ehemaliges Pärchen aus Bochum vor Gericht. Vorangegangen war eine große Razzia der Kripo.

Eine große Razzia der Bochumer Kripo in den frühen Morgenstunden des 15. März war ein Volltreffer. Am Montag begann ein weiterer Prozess vor dem Landgericht Bochum. Und wieder gab es Geständnisse. Es geht um gewaltige Umsätze mitten in Bochum.

An jenem 15. März hatte die Polizei morgens um 6 Uhr 13 Objekte in Bochum, Herne und Gelsenkirchen durchsucht. Unter anderem eine Privatwohnung und einen Kiosk in Altenbochum. Ein damaliges Pärchen, das in der Wohnung gelebt hatte, steht jetzt vor der 11. Strafkammer. In der Anklage ist vom Handel im zweistelligen Kilobereich in 58 Einzelfällen die Rede: vor allem Marihuana, aber auch Kokain, Amphetamine und Dopingmittel. 219.000 Euro soll der 32-jährige Angeklagte damit zwischen 2018 und dem Tag der Razzia umgesetzt haben.

Kokain kam aus Bolivien und Kolumbien

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Das Kokain kam laut Anklage aus Bolivien und soll eine sehr gute Qualität gehabt haben. Weiteres Kokain stammte aus Kolumbien – mit schlechter Qualität. Der Angeklagte nahm das Zeug auch selbst zu sich. „Vom Konsum durch die Nase war es okay“, sagte er den Richtern.

Der Bochumer sitzt in U-Haft und ist wegen Drogenhandels und anderer Straftaten schon erheblich vorbestraft. Erst kurz vor den Verbrechen, die ihm jetzt vorgeworfen werden, hatte er eine Gefängnisstrafe abgesessen. Es sei „eine Katastrophe, dass Sie wieder hier sitzen“, sagte Richterin Susanne Schön-Winkler.

Die mitangeklagte Frau (29), mittlerweile seine Ex-Freundin, soll bei dem Handel kräftig mitgeholfen haben, etwa als Bunkerhalterin. Auch sie, eine nicht vorbestrafte Bürokauffrau, hatte zeitweise in U-Haft gesessen. Deutlich war ihr stark erhöhter Puls zu sehen, als das Gericht den Saal betrat.

Während ihr Ex-Freund zu großen Teilen geständig ist, räumte sie alle Vorwürfe ein. Mit nur 150 Euro im Monat soll sie für ihre Dienste entlohnt worden sein.

Richterin lobte die Arbeit der Bochumer Polizei

Vor der Razzia hatte die Kripo die Angeklagten und ihre vielen Geschäftspartner intensiv im Auge gehabt. Die Richterin lobte die Beamten für ihr „Top-Verfahren“ mit „zig Observierungen“ und ihre „sehr akribischen Ermittlungen“. Mittlerweile sind alle Beteiligten dieser Drogengeschäfte festgenommen worden.

Darunter auch einer der Lieferanten (39) des Angeklagten. Der Mann aus Herne steht seit August vor einer anderen Strafkammer des Landgerichts: Ihm werden sogar 105 An- und Verkäufe vorgeworfen. Es geht um Mengen im insgesamt dreistelligen Kilobereich mit einem Gesamtumsatz von 643.000 Euro. In seinem Auto hatte er sich für seine Drogentransporte extra ein großes geruchssicheres Versteck einbauen lassen. Er hatte eine Art Lebensbeichte abgelegt und damit die Ermittlungen stark unterstützt.

Kiosk in Bochum soll als Drogendepot gedient haben

Sieben weitere Verhandlungstage

Die 11. Strafkammer hat sieben weitere Verhandlungstage bis 8. November angesetzt.

Erst vor kurzem hatte das Landgericht Bochum in einem Großverfahren gegen acht Angeklagte (35 bis 55) einen Dealer zu acht Jahren Haft verurteilt.

Mehrfach soll er in die damalige Wohnung der jetzt Angeklagten in Altenbochum gefahren sein und neues Rauschgift geliefert haben. Als Depot soll manchmal auch der Kiosk gedient haben, den der Angeklagte betrieben hatte. Trotzdem sagte der Mann, dass er die Trinkhalle weitgehend aus seinen Geschäften habe heraushalten wollen.

Bei der Razzia hatte die Kripo bei den beiden Angeklagten auch im Gefrierschrank, im Kühlschrank und im Kleiderschrank diverse Drogen und Zubehör gefunden, darunter Amphetaminöl, einen Kanister mit Methanolöl und 45 Ampullen Testosteron. Mit diesem Doping gehandelt zu haben, streitet der 32-Jährige allerdings ab.

Vorgeworfen wird ihm auch der Handel mit gefälschten Corona-Impfpässen. Die Preise: ein Pass mit Erst- und Zweitimpfung kostete 75 Euro, zusätzlich mit Booster-Impfung 150 bis 200 Euro.