Bochum. Fahrgäste des ÖPNV in Bochum beschweren sich über Maskenverweigerer. Sie werfen der Bogestra vor, die Maskenpflicht kaum zu kontrollieren.
Der Bus 368 öffnet am Halt „Amtsstraße“ seine Türen. „Bitte die Maske anziehen“, stoppt der Busfahrer einen jungen Mann, der sich unmaskiert an der Fahrerkabine vorbeischieben will. „Mache ich ja“, erwidert dieser. „Jetzt stehen Sie aber schon mitten im Bus!“, ärgert sich der Busfahrer. Szenen wie diese am Donnerstagabend sind in Bochums Bussen und Bahnen immer mal wieder zu beobachten. Zu selten greife die Bogestra auf diese Weise ein, beklagen einige Fahrgäste. Sie werfen dem Verkehrsbetrieb vor, die Maskenpflicht im ÖPNV kaum zu kontrollieren.
Bochumer Fahrgäste beklagen: Bogestra kontrolliere Maskenpflicht zu lasch
Zu ihnen gehört auch Michael Herrmann. Seit einem Schlaganfall im letzten Jahr ist der Bochumer häufig mit Bus und Bahn unterwegs. Seine Beobachtung: „Von Mal zu Mal sind es weniger Leute, die eine Maske tragen.“ Manchmal zähle er im U-Bahn-Waggon die Maskenverweigerer. „Als ich am Dienstag mit der U35zum Arzt fuhr, hatten rund ein Drittel der Fahrgäste keine Maske auf“, ärgert sich Herrmann. Laut der Bogestra hält sich der „absolute Großteil der Fahrgäste“ an die Maskenpflicht.
Wenn Michael Herrmann oder seine Freundin selbst Fahrgäste darum bitten, die Maske aufzusetzen, würden diese häufig aggressiv reagieren. „Ein Maskenverweigerer hat meiner Freundin mal gedroht, er würde ihr auf die Nase hauen, wenn sie aus der Bahn aussteigt“, sagt der Bochumer. Ältere Fahrgäste würden häufig besorgt tuscheln, sich aber nicht trauen, die Fahrgäste ohne Maske anzusprechen.
Auf seine Rückfragen bei der Bogestra und dem Ordnungsamt hin habe man ihm versichert, man kümmere sich um die Maskenpflicht. Häufiger sei er mit seinem Anliegen schon auf Bus- oder Bahn-Fahrerinnen und Fahrer zugegangen. „Einer hat mir gesagt, aus Angst würde er die Fahrgäste nicht mehr auf die Maskenpflicht ansprechen. ,Einige meiner Kollegen lagen schon im Krankenhaus, weil bei ihnen die Konflikte eskaliert sind’, hat er gesagt.“
Aggressive Maskenverweigerer – laut Bogestra eine „absolute Ausnahme“
Laut Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns seien Fahrgäste, die aggressiv sind oder ausfallend werden, eine „absolute Ausnahme“ und ein Fall für die Polizei. Befragt zu internen Beschwerden von Fahrerinnen und Fahrern, gibt die Sprecherin an, solche Beschwerden lägen nicht vor.
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„Unsere Fahrerinnen und Fahrer sowie Kundenbetreuer und Betreuerinnen sind weiterhin angehalten, die wenigen Fahrgäste, die der Maskenpflicht nicht nachkommen, auf fehlende oder falsch aufgesetzte Masken anzusprechen und auf die Verpflichtung zum Tragen einer Maske hinzuweisen“, stellt Bruns klar. Falls Fahrgäste der Bitte nicht nachkommen und auch nicht aussteigen, würde die Polizei hinzugezogen – schließlich dürften Verkehrsbetriebe keine Personalien überprüfen und Bußgelder aussprechen.
Keine Statistik zu Maskenverstößen
Die Bogestra führt mehrmals im Jahr auch Kontrollen gemeinsam mit Ordnungsamt oder Polizei durch, erklärt Sprecherin Sandra Bruns. Zahlenmaterial zu Maskenverstößen lägen dem Verkehrsbetrieb nicht vor.
Was Beschwerden von Fahrgästen anbelangt, nennt die Bogestra eine Gesamtzahl von 10.000 Kundenanliegen – „im Jahr im gesamten Betriebsgebiet zu allen möglichen Themen“. „Im zweiten Halbjahr 2022 ging es dabei knapp 90 Mal um das Thema Maske insgesamt – inklusive Fragen zur allgemeinen Maskenpflicht in Bus und Bahn sowie der Corona-Schutzverordnung“, gibt Bruns an.
Die Stadtverwaltung will sich in der kommenden Woche zu den Maskenkontrollen im ÖPNV äußern.
Durchsetzung der Maskenpflicht: Laut Bogestra ist das Ordnungsamt zuständig
„Kontrollen sind jedoch in einem offenen System wie dem ÖPNV aufgrund des häufigen Fahrgastwechsels unter anderem an mehreren Türen kaum flächendeckend zu realisieren“, so Bruns. Auch sei es schwierig, den engen Fahrplan einzuhalten, wenn man alle Fahrgäste kontrollieren würde: „Das funktioniert im Alltag nicht.“ Für die Durchsetzung der Maskenpflicht sei die Bogestra letztlich nicht zuständig, diese Aufgabe obliege dem Ordnungsamt Bochum.
Fahrgäste wie Michael Herrmann sorgen sich um ihre Gesundheit. Ähnlich geht es auch der asthmakranken Astrid Funk aus Bochum. Viele Male habe sie vergeblich Bogestra-Fahrerinnen und Fahrer darum gebeten, Fahrgäste ohne Mund-Nasen-Schutz zu kontrollieren. Einmal habe sie gegenüber einer Bahnfahrerin darauf bestanden, dass diese die Polizei zu einem Konflikt dazuzieht. „Nach Rücksprache mit ihrer Leitstelle, hat die Fahrerin das auch gemacht“, so die Bochumerin. Eigentlich habe sie eine Maskenbefreiung, aber Ihre Lungenärztin habe sie gewarnt: Auch wenn sie selbst eine Maske trage, könne sie sich bei Maskenverweigerern in der Bahn anstecken. „Wenn zu viele Menschen ohne Maske sind, steige ich manchmal aus und warte auf die nächste“, sagt Funk.