Bochum. Beim Stadtwerke-Halbmarathon in der Bochumer Innenstadt versorgten Ehrenamtler des Deutschen Roten Kreuzes Verletzte. So lief ihre Schicht.

Aus den Musikboxen im Startbereich des Stadtwerke-Halbmarathons in der Bochumer Innenstadt wummert die Musik, einzelne Starter wärmen sich auf, joggen langsam auf und ab. Am Rande der Viktoriastraße, an der „Blauen Apotheke“, hat das Deutsche Rote Kreuz neben Feuerwehr und Polizei seine Zentrale aufgebaut. Das schwarze Zelt mit den vier Tragen für gefallene Sportler riecht nach Plastik.

Einsatzleiter Janek Scholz behält den Überblick. Für ihn und seine 25-köpfige Truppe war der Sonntag früh gestartet. 6.45 Uhr: Einsatzbesprechung in der Zentrale. 7.30 Uhr: Aufbruch. Eine Stunde später steht das Zelt an der Laufstrecke bereits. Die Notärztin überprüft das Material: Defibrillator, Beatmungsgerät, Absaugpumpe. Alles da, alles einsatzbereit. Die Notärztin trägt außerdem Betäubungsmittel bei sich. „Wir können hier intensivmedizinisch arbeiten, als wäre es ein Krankenhaus“, sagt Janek Scholz.

Stadtwerke-Halbmarathon in Bochum: 25 DRK-Helfer sind im Einsatz

Die Stimmung ist konzentriert, aber gelassen. „Wir sind gut aufgestellt und eigentlich recht entspannt“, sagt Janek Scholz, der eigentlich im achten Semester seines Medizinstudiums an der Ruhr-Uni Bochum ist. Bereits seit 2014 ist er ehrenamtlich für das DRK aktiv.

Womit rechnet man bei einem Halbmarathon? Prellungen, Zerrungen. Ein Problem: Brustwarzen. Bei den männlichen Läufern scheuern die über viele Kilometer am verschwitzten Lauf-T-Shirt. „Wir haben viel mit wundgeriebenen Brustwarzen im Nachhinein zu tun“, sagt Janek Scholz.

Er schaut prüfend in den blauen Himmel. Die Wetter-App auf seinem Handy hatte er am frühen Morgen schon studiert. Der 23-Jährige zieht die Stirn in Falten. „Es könnte nachher zu warm werden.“ Dann drohen vermehrt Kreislaufprobleme.

Hauke Grischek und Celina Gesing kontrollierten vor dem Start des Marathons sorgfältig ihre medizinische Ausrüstung.
Hauke Grischek und Celina Gesing kontrollierten vor dem Start des Marathons sorgfältig ihre medizinische Ausrüstung. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Erinnerung an eine Reanimation im Jahr 2014

Zuletzt war beim Iron Man in Duisburg ein Teilnehmer gestorben. Und auch Janek Scholz erinnert sich an ein für ihn prägendes Ereignis in Bochum. Im Jahr 2014 – damals war er gerade einmal 15 Jahre alt – brach ein Läufer im Ziel zusammen. „Ich war Teil des mobilen Einsatztrupps. Es gibt noch ein Foto, das zeigt, wie ich mit dem Rucksack und allen Sachen in den Zielbereich sprinte.“ Der zusammengebrochene Läufer muss wiederbelebt werden – Janek Scholz holt ihn zurück. „Das werde ich nicht vergessen.“

Startschuss! Die Läuferinnen und Läufer setzen sich in Bewegung. Knapp 1700 Anmeldungen hatte es gegeben. In den Vor-Corona-Jahren waren deutlich mehr Menschen auf dem Rundkurs durch die Innenstadt unterwegs. Das liege vor allem auch an in diesem Jahr fehlenden Schüler-Teams, sagt Stadtwerke-Sprecher Kai Krischnak.

Helferinnen und Helfer des DRK sind ehrenamtlich unterwegs

Mehrere mobile Einsatz-Teams sind an der Strecke unterwegs. Laura Markus (20) und Sabrina Kirschsieper (34) schultern gerade den roten Rucksack. „Im Patienten-Kontakt bitte nur mit Maske“, gibt Janek Scholz ihnen mit auf den Weg. Alle DRKler sind geschult darauf zu erkennen, wenn ein Läufer oder eine Läuferin schlecht aussieht. Der Klassiker: Ein Zusammenbruch kurz nach dem Zieleinlauf. „Darauf achten wir ganz besonders“, sagt Janek Scholz.

Was viele nicht wissen: Ein Großteil der Helferinnen und Helfer vom DRK ist auch beim Halbmarathon ehrenamtlich unterwegs. Sie freuen sich „dabei zu sein“, „Menschen helfen zu können“ oder genießen einfach „das Gemeinschaftsgefühl“.

Am Nachmittag ist klar: Es bleibt ein entspannter Arbeitstag. Sechs Menschen versorgen die Helfer des DRK, das meiste sind Lappalien. „Kleine Abschürfungen, Kreislaufproblem. Nur ein Mensch musste ins Krankenhaus“, sagt Janek Scholz. Der 23-Jährige zeigt sich zufrieden. „Das war ein erfolgreicher Einsatz.“