Bochum-Nord. Einem beliebten Teich in Bochum droht das Aus. Die Stadt möchte am liebsten ein Feuchtbiotop daraus machen. Doch der Widerstand ist groß.
Was wird aus dem beliebten Teich am Kirchharpener Bach im Bockholt? Die Stadt Bochumsieht für das Gewässer weiterhin keine Zukunft und schlägt an gleicher Stelle ein Feuchtbiotop vor. Die Bürger sind klar dagegen, wollen ihren Teich behalten. Dahin tendiert auch die Politik, die eine Entscheidung aufgeschoben hat. Mitte September soll bei einem Ortstermin abermals über die Zukunft des Bockholt-Teiches beraten werden.
Aus für beliebten Teich? Das plant die Stadt Bochum
Drei Varianten hat die Stadt Bochum für die Aufwertung bzw. Umgestaltung des Bockholt-Teiches erarbeitet. Ziel ist bei allen, die Europäischen Wasserrahmenrichtlinien zu erfüllen, wonach Bäche an Teichen vorbeigeführt werden sollen. Bei einem Erhalt des Bockholt-Teiches in der jetzigen Form inklusive Entschlammung ist das für die Stadt zu teuer. Diese Variante A würde laut Verwaltung eine Million Euro kosten. Zudem drohe weiterhin eine Austrocknung des Gewässers in den Sommermonaten.
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Variante B (Erhalt und Entschlammung) fällt aus Sicht der Stadt allein deshalb durch, weil sie weiter einen Durchfluss des Kirchharpener Baches vorsieht. Diese Maßnahme wäre ca. 160.000 Euro günstiger.
Stadt Bochum favorisiert ein Feuchtbiotop am Bockholt
Da die Stadt (auch nach Gesprächen mit der Biologischen Station) keine Zukunft mehr für den Bockholt-Teich sieht, wird „aus wassertechnischer und ökologischer Sicht“ Variante C bevorzugt: Der Teich weicht einem Feuchtbiotop mit Fließwasser und einer Auffangvorrichtung für Schlamm. Damit würden die EU-Richtlinien am ehesten erreicht, es koste „nur“ 710.000 Euro und verursache lediglich geringe Folgekosten, so die Stadt.
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Doch es bedeutet halt auch, dass der Teich, ein beliebtes Naherholungsziel, komplett verschwindet. Und mit diesem Gedanken wollen sich Bürger und Politiker nicht so recht anfreunden. Zudem wird der Stadt eine Mitschuld am schlechten Zustand des Bockholt-Teiches gegeben. „Unser Problem sind die Wege, die dort reingespült wurden, die Bäume, die nach Stürmen reingefallen sind“, sagt eine Bürgerin in der Bezirksvertretung Nord. „Die Wege-Rinnen sind immer dicht. Es wurde nie was gemacht, auch kein Baum rausgeholt.“ Sie ist sicher: „Wäre der Teich gepflegt worden, stünden wir jetzt nicht an diesem Punkt. Es ist der Wunsch der Harpener: Lasst es uns versuchen, den Teich zu erhalten.“
Vorwurf: Stadt Bochum selbst schuld am schlechten Zustand des Teiches
Auch Christian Schnaubelt von den Grünen sagt, dass die Stadt „selbst schuld“ sei: „Wäre öfter ausgebaggert werden, wäre der Teich heute nicht in diesem Zustand.“ Er schlägt vor, zunächst Variante umzusetzen und zu sehen, wie sich der Teich entwickelt. Bei Bedarf könne man später immer noch auf Variante C zurückkommen. „Entscheiden wir uns aber jetzt für das Feuchtbiotop, ist der Teich für immer weg.“ Schnaubelt glaubt, dass genug Wasser da sei, wenn die Wege vernünftig gemacht würden und der Schlamm rauskäme. „Ich bin sicher: Ein Biotop ist in drei Jahren genauso verschlammt.“
Teich am Ostbach bleibt erhalten
Während die Politik die Entscheidung über den Bockholt-Teich vertagt hat, wurde in der Bezirksvertretung Nord eine über den Teich am Ostbach in Hiltrop getroffen. Dieser bleibt nach einstimmigem Beschluss erhalten. Der Bach wird abgetrennt und das Gewässer entschlammt. Dies wird ein Boot mit einem Saugrüssel übernehmen. Insgesamt 4700 Kubikmeter Schlamm müssen rausgeholt werden.
Mit Entnahme des Schlamms soll mehr Wassertiefe den Fischen mehr Platz bieten, auch kühlere Bereich für den Hochsommer. Im Süden des Teiches soll der Schilfbereich ausgeweitet werden, der eine reinigende Funktion übernimmt, so die Stadt. Frösche, Amphibien, Insekten und Vögel sollen durch Hecken an den Rändern künftig besser geschützt sein. Kosten: gute 900.000 Euro.
Um mehr Fakten und Informationen zu bekommen, gibt es auf Wunsch mehrerer politischer Gremien nun Mitte September einen Termin vor Ort mit allen zuständigen Experten aus der Stadtverwaltung. Dort bleibt man dabei, dass ein Feuchtbiotop die beste Lösung ist. „Die entscheidende Frage lautet: Wie können wir angesichts dessen, was uns als Niederschlag zur Verfügung steht, für die Zukunft vernünftig aufstellen?“, sagt Alexander Wüstenfeld vom Tiefbauamt.
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Am Bockholt gebe es keine natürlichen Zuflüsse, „da fließt sei zweieinhalb Monaten kein Tropfen mehr“, so Wüstenfeld. „Das Wasser kommt nicht an, weil es nicht regnet, und nicht, weil der Teich nicht freigeschnitten ist.“ Die Wasserknappheit sei aber nicht das einzige Problem. Weil der Teich so wenig Zulauf habe, komme es zu starkem Algenwachstum, insbesondere von Blaualgen. „Die sind toxisch und gefährlich für Mensch und Tier.“ Auch Phosphor sei im Wasser nachgewiesen worden. Wegen Sauerstoffmangels mussten bereits Fische entnommen und der Teich künstlich belüftet werden. All diese Maßnahmen würden bei einem Erhalt des Gewässers auch in Zukunft nötig sein, so die Experten.