Harpen. Erneut ist der Wasserspiegel im Bockholt-Teich gesunken. Eine Belüftungsanlage sorgt für Sauerstoff. Doch in Zukunft kommt eine andere Lösung.

Wasser führt der Kirchharpener Bach in seinem Oberlauf südlich der Josef-Baumann-Straße derzeit keines. Mit den Renaturierungsarbeiten des Ruhrverbandes wurde das Abwasser vom Bachwasser getrennt. Doch der Zulauf, der eigentlich den Teich im Bockholt versorgt, ist trockengefallen. Beinahe die Hälfte der Wasserfläche gibt es nicht mehr. Wenige Entenfamilien suchen in dem trüben Schlick nach Nahrung. Luftblasen lassen erahnen, dass dort auch noch Fische leben. Nicht zum ersten Mal muss die Stadt eingreifen.

Erste große Rettungsaktion vor zwei Jahren

So sah die Situation bei der Rettungsaktion vor zwei Jahren im Bockholt aus. Der Biologe Oskar Weber zeigt einen Farbkarpfen, der damals wegen der Trockenheit umgesiedelt wurde.
So sah die Situation bei der Rettungsaktion vor zwei Jahren im Bockholt aus. Der Biologe Oskar Weber zeigt einen Farbkarpfen, der damals wegen der Trockenheit umgesiedelt wurde. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Bereits vor zwei Jahren gab es dort eine große Rettungsaktion an dem Teich. Schon damals, wie auch in diesem Sommer, hatten sich Spaziergänger bei der Stadt gemeldet und auf die Situation aufmerksam gemacht. Mitarbeiter des Tiefbauamtes fischten etliche große Karpfen aus dem Gewässer und setzten sie an anderer Stelle, wie am Ümminger See oder Harpener Teichen, wieder aus. Grund auch damals: Der Wasserspiegel sank bedenklich, ein Fischsterben drohte. Vor wenigen Wochen zeigte sich etwa am Ümminger See, was passiert, wenn zu wenig Sauerstoff im Wasser ist. Hunderte Fische verendeten und mussten aus dem See geholt werden.

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Belüfter läuft sprudelnd rund um die Uhr

Obwohl im Bockholter Teich nur noch wenige Fische leben, reagierte die Stadt dort jetzt, bevor auch dort ein Fischsterben einsetzt. „Am vergangenen Donnerstag wurde ein mobiler Belüfter installiert“, so Stadtsprecherin Sarah Schmuttermair. In den vergangenen Jahren seien solche Aggregate bereits am Stadtparkteich oder an der Josef-Baumann-Straße erfolgreich eingesetzt worden.

Völlig ausgetrocknet ist der Kirchharpener Bach, als Zulauf zum Bockholt-Teich. Wie die Stadt mitteilt, sei das regelmäßig der Fall. Langfristig, so schlägt die Verwaltung vor, sei der Teich nicht zu halten, sondern könne in ein Feuchtbiotop umgewandelt werden.
Völlig ausgetrocknet ist der Kirchharpener Bach, als Zulauf zum Bockholt-Teich. Wie die Stadt mitteilt, sei das regelmäßig der Fall. Langfristig, so schlägt die Verwaltung vor, sei der Teich nicht zu halten, sondern könne in ein Feuchtbiotop umgewandelt werden. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Der Teich werde im Rahmen von turnusmäßigen Kontrollen, insbesondere in den Sommermonaten, „im Auge behalten“ sowie der Sauerstoffgehalt gemessen. Seit letztem Jahr wird bereits an dieser Problematik gearbeitet. Das Tiefbauamt plant mit einem externen Ingenieurbüro die Sanierung der Teichanlage und des Gewässers. Hierfür müssen die verbliebenen Fische jedoch entnommen und umgesiedelt werden. Im Hochsommer 2020 wurde der Teich im Bockholt zum Schutz der Fische bei akuter Sauerstoffknappheit bereits „abgefischt“.

Gründe für extremen Wassermangel der Teiche

Die Ursachen für das Problem der Sommer-Trockenheit beim Teich im Bockholt aber auch vielen anderen städtischen Teichen, wie etwa dem Teich im Volkspark Hiltrop liegen, so erläutert die Stadt, eindeutig daran, dass Acker und Wiesenflächen in der näheren Umgebung zu Bauland umgewandelt und damit versiegelt wurden.

Dadurch versickert das Regenwasser nicht mehr im Boden, sondern wird über die Kanalisation abgeführt. Den Teichzuläufen, wie etwa dem Kirchharpener Bach, der oberhalb des Teiches entspringt, fehlt also das Grundwasser.

Hinzu kommen, so die Stadt in einer Mitteilung, veränderte Regenmengen durch den Klimawandel und das Laub der Bäume, die die Teiche belasten. Das Tiefbauamt arbeitet gemeinsam mit der Biologischen Station östliches Ruhrgebiet an einem neuen Konzept für die Teiche.

Dabei wurden jedoch nicht alle Exemplare erwischt. Die verbliebenden Karpfen seien, so die Stadt, eine robuste Art und könnten auch mit sehr niedrigen Sauerstoffwerten auskommen. Durch das von Anwohnern beobachtete Atmen an der Wasseroberfläche könnten die Fische die niedrigen Sauerstoffwerte kompensieren. Mit der Sanierung des Teiches solle, so hatte die Stadt vor einiger Zeit mitgeteilt, begonnen werden, sobald die Sanierung des Stadtparkteiches abgeschlossen sei.

Teich wird womöglich in Feuchtbiotop umgewandelt

Im April des Jahres hatte das Tiefbauamt in der Bezirksvertretung Nord über die Situation berichtet. In zwei Varianten wurden die Möglichkeiten einer Gestaltung in der Zukunft vorgestellt. Dabei stellte die Verwaltung klar, dass sie die nahe liegende Möglichkeit, den Teich zu entschlammen, unter anderem aufgrund der zu geringen Zuflusswassermenge über den Kirchharpener Bach nicht für sinnvoll halte. Denn diese Maßnahme müsse dann alle zehn bis 15 Jahre wiederholt werden. Vielmehr will die Verwaltung den Teich in ein Feuchtbiotop umwandeln, wodurch auch der Park aufgewertet werde. Hier werde es bald eine entsprechende Beschlussvorlage geben.

Anwohnerin: Ein bisschen wie Urlaub

Anwohnerin Bärbel Stanger spricht sich nachdrücklich für einen Erhalt des Teiches aus. „Das ist hier ein bisschen wie im Urlaub.“ Regelmäßig gehe sie am Teich spazieren. Für sie war der Teich mit dem kleinen Naherholungsgebiet sogar vor vielen Jahren der Hauptgrund, weshalb sie in die unmittelbare Nähe gezogen sei.