Bochum. Eine Gefahrenstelle an der Wittener Straße soll nun entschärft werden. Anlass war ein schwerer Radunfall. Die Politik räumt „Planungsfehler“ ein.

Nach dem potenziell lebensgefährlichen Fahrradunfall auf der Wittener Straße in Höhe Lohring-U-Bahn-Haltestelle in Bochum will die rot-grüne Koalition diese Gefahrenstelle entschärfen. Ein gemeinsamer Antrag wird vorbereitet. Die WAZ hatte in der vorigen Woche groß über den Unfall berichtet. Jetzt herrscht im Rathaus ein Umdenken in dieser Sache.

Ein Radfahrer (14) war am 22. August auf dem Radweg in Höhe Hausnummer 101 einer Fußgängerin (13) ausgewichen und dabei auf die Fahrbahn gestürzt. Eine Autofahrerin konnte rechtzeitig bremsen, sonst hätte der Wagen den Jungen überrollt. Ein nachfolgender Pkw krachte allerdings ins Heck der Frau. Das Tückische: Der Radweg wird an dieser Stelle aus Platzmangel auf den Gehweg geführt, so dass die Situation dort extrem eng ist.

Bochumer Bürger wies frühzeitig auf die Gefahrenstelle hin

Im Februar hatten SPD und Grüne eine sofortige Entschärfung noch abgelehnt, obwohl ein Bürger klar auf die Gefahr hingewiesen hatte. Abgelehnt wurde auch ein (von den Stadtgestaltern vorgeschlagener) Pop-up-Radweg auf der Straße, dieser wäre zulasten des Autoverkehrs gegangen. Nun aber korrigiert sich die Koalition.

Kein Mut für große Würfe in der Verkehrswende„Zumindest in Höhe der Hausnummer 101 brauchen wir kurzfristig eine neue Lösung für Radfahrerinnen und Radfahrer“, erklären Martina Schnell (SPD) und Raphael Dittert (Grüne). Die Stelle müsse man „jetzt leider neu bewerten“.

Grüne: Bis 2023 soll auf der Wittener Straße „ein richtiger Radweg“ geplant werden

Dittert spricht von einem „Planungsfehler der Vergangenheit“. Bis 2023 soll nun auf der Wittener Straße „ein richtiger Radweg“ geplant werden. Zwar soll die Wittener Straße samt Radwegen ohnehin umgebaut werden, aber das, so die Koalition, „dauert noch ein paar Jahre. Bis dahin könnte ein markierter Pop-up-Radweg eine Lösung sein“.

Das fordert jetzt auch der ADFC. „Es kann nicht sein, dass wir das Leben oder die Gesundheit von Radfahrern dem Komfort opfern. Sicherheit geht vor. Mit Pop-up-Radwegen und anderen Maßnahmen. Auch wenn dadurch die Fläche für den übrigen Verkehr reduziert werden muss“, sagt Gerlinde Ginzel, Vorsitzende des ADFC.

Stadtgestalter: „Befindlichkeiten in der Politik“ oft wichtiger als Bürgerinteressen

Auch die Stadtgestalter, deren Vorschlag, einen Pop-up-Radweg einzurichten, im Februar von SPD, Grünen und anderen noch abgeschmettert worden war, äußerten sich nach dem WAZ-Bericht. „Die Politik muss sich die Frage stellen, wie sie mit inhaltlich sachgerechten Vorschlägen umgeht, auch wenn sie von einer unbequemen Fraktion kommen. Aktuell geben in der Bochumer Politik leider zu oft Befindlichkeiten den Ton an und nicht die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger. Solche Situationen dürfen sich gerade in Belangen der Verkehrssicherheit nicht wiederholen“, sagt Nikolas Lange, verkehrspolitischer Sprecher der Stadtgestalter.