Bochum-Weitmar. Die Stadtwerke Bochum wollen eine neue Wasserleitung verlegen, die auch durch den Schlosspark Weitmar führt. Kritiker befürchten Baumschäden.

Die Stadtwerke Bochum wollen ab Herbst 2022 eine neue Wasserleitung verlegen, die zwischen Nevelstraße und Hattinger Straße durch den Schlosspark in Weitmar verläuft. „Meine Sorge ist, dass viele Bäume unter dieser Baumaßnahme leiden könnten“, betonte Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD) in der Bezirksvertretung Südwest. Dort sorgte das Thema für eine lange und intensive Diskussion.

Bezirk Südwest fordert maximalen Schutz des Baumbestandes

„Es müssen alle Vorkehrungen getroffen werden, um den Baumbestand dort bestmöglich vor Schäden und Fällungen zu schützen“, so Gräf weiter. Er blickte dabei nicht nur, aber vor allem auch auf die attraktive Baumallee an der Schlossstraße mit ihren alten, wertvollen Linden.

Die Befürchtung einiger Politiker ist, dass bis zu 20 Prozent des Baumbestandes in dem gesamten Bereich entlang der neuen Wasserleitungstrasse durch die Bauarbeiten beschädigt werden könnten. „Wir sehen diese Maßnahme sehr skeptisch“, so Monika Engel von der Grünen-Bezirksfraktion. Sie fragte nach, „warum derzeit diese Eile besteht, es besteht doch noch gar kein rechtsgültiger Bebauungsplan für das dort vorgesehene Baugebiet“. Die Stadt Bochum hat dort gemeinsam mit dem Investor Adams Wohnungsbau ein großes Neubaugebiet entwickelt.

Arbeiten sollen schon im Herbst starten

In der Tat soll es sehr zügig vorangehen mit dem Bau dieser neuen Wasserleitung, die die alte, laut Stadtwerke marode Leitung aus dem Jahr 1922 ersetzen soll. Dafür ist ein neuer Trassenverlauf vorgesehen.

Der geplante Verlauf der neuen Wasserleitung zwischen Hattinger Straße und Nevelstraße durch den Schlosspark Bochum-Weitmar.
Der geplante Verlauf der neuen Wasserleitung zwischen Hattinger Straße und Nevelstraße durch den Schlosspark Bochum-Weitmar. © Stadtwerke Bochum

„Zurzeit läuft die Ausschreibung der Baumaßnahme, Baubeginn ist für Oktober geplant“, so Stadtwerke-Sprecher Kai Krischnak. Vor einer Vergabe muss die Zustimmung des Naturschutzbeirates abgewartet werden – der sollte eigentlich am Mittwoch, 24. August, dazu tagen, aber die Sitzung fiel aus und wird am 22. September nachgeholt. Da der Neubau der Wasserleitung teilweise im Landschaftsschutzgebiet liegt und „geschützte Landschaftsbestandteile“ berührt, muss erst das Votum des Naturschutzbeirates eingeholt werden.

Trasse durch den Schlosspark Bochum-Weitmar

Von der Hattinger Straße aus betrachtet, verläuft die neue Trasse auf Höhe des Friedhofes entlang der Schlossstraße, um vor der Brücke nach Westen abzubiegen. Kurz vor dem Springorum-Radweg biegt sie nach Norden ab, unterquert den Radweg, erreicht oberhalb der Geländeböschung die große Grünfläche im Westen des Schlossparkes, die in nordöstlicher Richtung gequert wird. Am Nordrand der Wiese verschwenkt die Trasse erneut und verläuft hier dann auf der Trasse des Fußweges, um schließlich auf die Nevelstraße zu treffen. Der Teich im Schlosspark sei von der Maßnahme nicht direkt betroffen.

Neue Wasserleitung ist 540 Meter lang

Die neue Leitung hat einen Durchmesser von 60 Zentimetern und eine Länge von rund 540 Metern. Ab Oktober sollen im Bauabschnitt Schlossstraße vorbereitende Arbeiten (auch Baumfällungen) erfolgen, die eigentlichen Arbeiten zur Umlegung der Wasserleitung für diesen Bereich sind dann ab November vorgesehen. Die Bauzeit für diesen Abschnitt soll rund sechs bis acht Monate betragen.

In den Grünbestand soll für die neue Wasserleitung so schonend wie möglich eingegriffen werden, sagen Stadt und Stadtwerke Bochum.
In den Grünbestand soll für die neue Wasserleitung so schonend wie möglich eingegriffen werden, sagen Stadt und Stadtwerke Bochum. © WAZ | Drews

Alte Wasserleitung ist 100 Jahre alt

Die alte Wasserleitung, bei deren Installation vor 100 Jahren noch Bleimuffen verwendet worden sind, bleibt im Boden und wird laut Stadtwerke mit einem Betongemisch verfüllt.

Auch interessant

Viele Fragen

In der Sitzung der Bezirksvertretung Südwest zugegen waren auch der städtische Baum-Manager Marcus Kamplade und Vertreter der Stadtwerke Bochum. Kamplade betonte, dass nicht viele Bäume von der Maßnahme betroffen sein würden, vor allem nicht an der Baumallee Schlossstraße. Eine alte, kranke Kastanie an der Ecke zum Fuß-/Radweg müsse definitiv entfernt werden. Der Eingriff in den Grünbestand werde „so schonend wie nur irgendwie möglich vorgenommen. Ersatzpflanzungen, falls nötig, sind vorgesehen. Auch das Umsetzen eines Baumes ist geplant.“ Um schonend vorzugehen, würden Saugbagger eingesetzt. Und die Wurzelbereiche der Bäume in der Allee Schlossstraße seien nicht betroffen.

Auch interessant

Wichtig für die Wasserversorgung

Sven Schlickewei von den Bochumer Stadtwerken betonte, dass die Erneuerung dieser besonders für die Wasserversorgung des Bochumer Nordens und Wattenscheids wichtige Leitung schon seit Jahren geplant sei. Maria Stellberg vom Büro „Ökoplan Kordges“ begleitet dazu die Planungen der Stadtwerke, sie stand ebenfalls in der Sitzung des Südwest-Bezirkes für Fragen zur Verfügung.