Bochum-Weitmar. Wie steht es um den Wald in Bochum? Beim Gang durchs Weitmarer Holz sparen Bürger nicht mit Kritik. So schätzt der Förster die Lage ein.
Wie geht es unserem Wald? Diese Frage beschäftigt offenbar viele Bürger aus Bochum. Dementsprechend groß ist der Andrang beim Spaziergang durchs Weitmarer Holz, zu dem Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD) am Mittwochnachmittag eingeladen hat. Förster Hannes Rüge und der Baum-Manager der Stadt Bochum, Marcus Kamplade, stehen als Experten zur Verfügung. Sie haben keinen leichten Stand, denn die Teilnehmer sparen nicht mit Kritik.
Bochum: Wie geht es unserem Wald? Bürger diskutieren mit dem Förster
Einige Bürger sprechen die Fachleute bei der Runde durch Bochums größtes Waldgebiet immer wieder auf die vielen gefällten Bäume an, deren Stämme noch immer in großer Zahl im Unterholz liegen. Das Weitmarer Holz wirke dadurch verwahrlost, der Anblick sei „eine Beleidigung für unsere Augen“, so Inga Rüsen. Barbara Lange, ihre Mitstreiterin von der Bürgerinitiative „Bürgerstimme Weitmar-Mark“, hat Sorge, dass der Wald durch die Ausdünnung nun lichter sei und in heißen Sommern vertrocknen könne.
Dieses Szenario drohe nicht, versucht Stadtförster Hannes Rüge zu beruhigen. „Wir brauchen im Wald Verjüngung“, erklärt er. Ohne Eingriffe ginge das nicht. Diese würden gemäßigt erfolgen. „Wo ein Baum gefällt wird, entsteht Raum für neue Bäume, die dann besser wachsen können. Rüge versichert: „Jeder gefällte Baum ist aus einem bestimmten Grund ausgewählt worden.“ Er verweist auf die Bäume im Weitmarer Holz, die einen schwarzen Ring am Stamm haben. „Das sind Zukunftsbäume“. Diese sollen durch die Forstpflege gesichert und zudem Platz für neue Bäume geschaffen werden.
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Dass so viele Stämme liegen bleiben, hat laut Hannes Rüge ebenfalls gute Gründe: „Der Wald braucht auch Totholz. Das Holz auf dem Boden wird im Laufe der Zeit von Mikroorganismen zu Humus verarbeitet. Das ist nicht unbedingt schön fürs Auge, aber für die Natur unheimlich wichtig.“ Rüge erklärt: „Der Wald ist keine bloße Ansammlung von Bäumen, er ist ein komplexes Ökosystem.“ Und dieses gelte es in seiner Gänze zu schützen.
Rüge räumt allerdings auch ein, dass sicherlich einige Baumstämme weniger im Weitmarer Holz lägen, wenn sie besser zu Geld gemacht werden könnten. „Jungstämme sind aktuelle schwierig zu vermarkten. Von daher lassen wir sie vorerst liegen und schauen, wie sich der Markt entwickelt.“
Ohnehin ist es inzwischen schwierig, große Baumstämme aus dem Weitmarer Holz zu entfernen. „Wegen der Bergbauschäden können wir nicht mit schwerem Gerät rein“, erinnert Baum-Manager Marcus Kamplade an die vielen Hohlräume im Untergrund. „Wir sind ja auch für die Sicherheit hier zuständig, daher müssen wir die Stämme liegen lassen.“
Durchforstung alle fünf bis zehn Jahre
Mit der Durchforstung des Weitmarer Holzes sei man durch, sagt Förster Hannes Rüge. Zumindest vorerst. „In fünf bis zehn Jahren müssen wir wieder ran.“Rund 600 Bäume seien innerhalb des vergangenen Jahres im Weitmarer Holz gefällt worden, wollen die Mitglieder der Bürgerinitiative „Bürgerstimme Weitmar-Mark“ bei ihren Spaziergängen gezählt haben. Und das seien nur, die man von den Wegen aus sehen könne. Die Baumstämme lägen nun herum, speziell an der Roomersheide und am dortigen Tennisclub. Bezirksbürgermeister Marc Gräf kündigt an, dass sich die Politik diese Stellen noch einmal gesondert ansehen wolle.
Förster Rüge macht zum Ende hin noch einmal deutlich, dass die Stabilität des Waldes für ihn an erster Stelle steht. „Es ist ein hohes Gut, so viele unterschiedliche Baumarten wie hier im Weitmarer Holz zu haben. Das hilft zum Beispiel bei Schädlingsbefall. Dann geht der Wald nie ganz verloren.“
Besonders stolz ist Hannes Rüge auf die Waldstücke mit den Altbuchen. „Diese sind weit mehr als 150 Jahre alt. Sie sorgen für einen intensiven Schatten und sind sehr robust.“ An diese Bereiche gehe man auch nicht ran, sie könne man sich selbst überlassen. Im Gegensatz zu dem erwähnten Mischwald. „Hier gibt es eine große Dynamik, die Bäume bedrängen sich gegenseitig, das können wir nicht so lassen. Hier müssen wir eingreifen.“