Bochum. Das große Knattern: Bochumer Traktor-Fans besuchten ihre Freunde in Niedersachsen – mit dreitägiger Anfahrt und 18 km/h in der Spitze.

„Echte Männer fahren Traktor“, prangt auf dem Schild an der Eingangstür der Holzhütte. Wenn Bernd Pape auf Knatter-Tour geht, hat er seine Behausung samt Klo und Küche hinten auf dem Hänger im Schlepptau. Und unterwegs ist der 62-Jährige mit seinen Treckern regelmäßig. Gerade ist er mit seinen Kumpel von einer Reise nach Niedersachsen zurückgekehrt. 750 Kilometer in sieben Tagen. Der Hintern tat weh. Aber das Herz hat gelacht.

Trecker-Fan: „Mit zehn Jahren konnte ich Traktor fahren“

Bernd Pape ist ein Bochumer Urgestein, vielfältig vernetzt und engagiert. Seit mehr als 35 Jahren führt er eine Versicherungsagentur an der Herner Straße, betreut 1200 Kunden. Und findet doch Zeit für allerhand Hobbys und Nebentätigkeiten. Der Gemeindekarneval in Grumme gehört seit mehr als drei Jahrzehnten ebenso dazu wie die Unterstützung des Fußballclubs Eintracht Grumme. Seit 2019 ist Pape als freier Trauerredner aktiv. 105 Beisetzungen hat er allein im vergangenen Jahr begleitet. Tendenz: stark steigend.

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Sein ältestes Steckenpferd sind die Traktoren. „Als kleiner Junge war ich häufig bei meinem Onkel Hermann im Weserbergland. Der hatte einen Bauernhof. Mit zehn Jahren konnte ich Trecker fahren“, erzählt der Versicherungskaufmann. Die Leidenschaft für Landwirtschaft und -maschinen ließ ihn nie wieder los. Doch es dauerte bis 2010, ehe sich der Familienvater seinen ersten gebrauchten Traktor zulegte: einen Porsche (ja, auch den haben die Zuffenhausener einst gebaut) mit 26 PS.

Ein Porsche mit 26 Pferdestärken (hier ein Archivbild) war der erste Traktor von Bernd Pape.
Ein Porsche mit 26 Pferdestärken (hier ein Archivbild) war der erste Traktor von Bernd Pape. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Oldtimer kosten als Sammlerstücke bis zu 20.000 Euro

Vier Trecker umfasst seine aktuelle Sammlung. Den letzten – einen nicht ganz billigen Fendt – hat er am vergangenen Wochenende in Hessen geschossen. „Den hab’ ich dem Bauern direkt vom Acker weggekauft.“

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Zeitweise hatte Pape acht Garagen angemietet. Bei einem Sammlerwert zwischen 6000 und 20.000 Euro brauchen seine Schätzchen ein schützendes Dach. Nun stehen sie samt Anhängern in einer Gewerbehalle unweit seiner Wohnung in Grumme. Mehrfach im Jahr werden sie bewegt. Um Grünschnitt (auch den der Nachbarn) zur Kippe zu bringen. Gern auch zu Tages- und Wochenend-Ausfahrten. Jetzt im Sommer finden in der Region zahlreiche Trecker-Treffen statt. „Da geht’s hoch her. Man kennt sich in der Szene.“

Der langsamste Traktor fährt vorweg: mit 18 km/h

Der große Schrauber ist Pape nicht. Wartung und Reparaturen erledigt ein Freund. Der ist besonders gefragt, wenn die Trecker-Truppe zum jährlichen Sommer-Ausritt antritt. Ziel war diesmal Bremervörde im Landkreis Rotenburg (Wümme). Im Ortsteil Hesedorf unterhalten die Bochumer eine Freundschaft mit örtlichen Traktor-Freunden.

Mit dem Trecker auf den Weihnachtsmarkt

Ein besonderes Anliegen war den Bochumer Trecker-Freunden in den vergangenen Jahren der Besuch auf dem Weihnachtsmarkt in der Innenstadt.

Die Traktoren waren der Hingucker. In Weihnachtsmann-Kostümen verteilten Bernd Pape und seine Mitstreiter Süßigkeiten und Gebäck an die Kinder.

Ob die Aktion in diesem Advent wiederholt wird, ist noch ungewiss. Es bedarf einer Abstimmung mit der Bochum Marketing GmbH. Die Trecker-Fans stünden bereit.

Neben Bernd Pape schwangen sich Jörg Itzen, Gerd Bank und Frank Bachmann auf die nicht ganz so bequemen Fahrersitze, allesamt Herrschaften in den 60ern. Drei Tage dauerte die 350 Kilometer lange Anreise „auf eigener Achse“. Jörg Itzen steuerte vorweg den mit 18 km/h langsamsten Trecker, Baujahr 1958. Mehr als 100 bis 120 Kilometer pro Tag sind da nicht drin. Übernachtet wurde auf Campingplätzen. Vorteil Pape: Er hat sein Hänger-Hütten-Heim immer dabei.

Diese Holzhütte hat Bernd Pape bei seinen mehrtägigen Traktor-Touren im Schlepptau.
Diese Holzhütte hat Bernd Pape bei seinen mehrtägigen Traktor-Touren im Schlepptau. © Bernd Pape

Maschinen schlucken reichlich Diesel

Ins Schwärmen gerät Bernd Pape, wenn er von der Hin- und Rückfahrt erzählt. „Auf der Landstraße haben sich hinter unserem Konvoi Staus von einem Kilometer Länge gebildet. Trotzdem hielten die meisten Autofahrer bei unserem Anblick den Daumen hoch.“ Frei vom Alltagsstress sei man obendrein: „Das Handy-Klingeln hört man nicht, den Vibrationsalarm spürt man nicht.“

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Klar: Als Umweltschützer gehen die Trecker-Enthusiasten nicht durch. 160 Liter Diesel hat sich seine Landmaschine auf den 750 Kilometern (Ausfahrt in Hesedorf inklusive) reingetan. „Aber das machen wir ja nur einmal jährlich. Und nicht zu vergessen: Trecker sind ein Kulturgut!“

Das sieht Papes Ehefrau ähnlich. „Sie sagt immer: Du bist bekloppt. Aber schön bekloppt.“