Bochum. Seit zehn Jahren wacht Tana Schanzara als Bronzestatue über das Schauspielhaus. Das berühmte Bochumer Mädchen wurde aber gar nicht hier geboren.

Wer in Kiel geboren wird und in Dortmund und Köln aufwächst, der muss schon einiges für Bochum leisten, um später als eins der berühmtesten Kinder der Stadt zu gelten. Konstanze Schwanzara ist dies gelungen – unter diesem Namen kennen sie jedoch nur die wenigsten. Der Name Tana Schanzara allerdings ist, nicht nur in Bochum, vielen Menschen geläufig. 2011 starteten das Schauspielhaus und die WAZ eine Spendenaktion, um sie mit einer Bronzestatue zu ehren. Heute steht diese auf dem nach ihr benannten Platz an der Oskar-Hoffmann-Straße.

Bronzene Tana zog erst zwei Jahre später an ihren jetzigen Standort

Bei der Einweihung am 3. Juli 2012 musste die von Karl Ulrich Nuss geschaffene Skulptur noch mit einem vorläufigen Platz auf dem Theatervorplatz unmittelbar vor dem Schauspielhaus vorliebnehmen. Durch Bauarbeiten auf der Oskar-Hoffmann-Straße konnte die Statue, die komplett aus Spenden finanziert wurde, erst zwei Jahre später auf den nur wenige Meter entfernten Tana-Schanzara-Platz umziehen. Hier erinnert sie nun Passanten, Theatergänger, ehemalige Kolleginnen und Kollegen an das Wirken des Ruhrpott-Originals.

„Sie war sooo lustig. Sie fehlt!“ Schauspielerin Jele Brückner erinnert sich gut an Tana Schanzara.
„Sie war sooo lustig. Sie fehlt!“ Schauspielerin Jele Brückner erinnert sich gut an Tana Schanzara. © Fatih Kurceren

„Ich mochte Tana Schanzara besonders gern“, erinnert sich die bekannte Theater- und Fernsehschauspielerin Jele Brückner. Zwar standen die beiden nie zusammen auf der Bühne, gehörten aber einige Zeit lang zum selben Ensemble. „Tana war so etwas wie die Seele und der gute Geist des Theaters. Immer zugewandt vom Herzen her, auch wenn sie manchmal schnoddrig und ruppig wurde im Tonfall. Ihre große Tierliebe war ja stadtbekannt. Aber ich fand sie tatsächlich auch sehr ‚kollegenlieb‘. Man konnte sich totlachen mit ihr, sie war sooo lustig. Sie fehlt!“

Kritischer WAZ-Bericht gab den Anstoß für ein Denkmal

Die Idee, der beliebten Duse ein Denkmal zu widmen, kam Anfang 2011 auf, nachdem die WAZ nach Leserhinweisen den bis dahin wenig attraktiven Zustand des Tana-Schanzara-Platzes kritisiert hatte, der im Frühjahr 2011 mehr einer schäbigen Hundewiese glich als einem ehrenvollen Andenken an die beliebte Schauspielerin. Bei einem Vor-Ort-Termin wurde der Wunsch nach einem Denkmal geboren.

50 Jahre am Schauspielhaus

Tana Schanzara wurde 1925 als Tochter eines Opernsänger-Paares in Kiel geboren und zog im Alter von zwei Jahren mit ihren Eltern nach Dortmund. Von 1956 bis 2006 gehörte sie zum Ensemble des Schauspielhauses.

Mit 50 Jahren Bühnenpräsenz war sie dienstälteste Schauspielerin in Bochum – ein Rekord, der so schnell wohl nicht eingestellt werden wird. In ihrer ersten großen Rolle verkörperte sie 1957 eine Hure in Bertolt Brechts Dreigroschenoper.

Zuletzt lebte sie in einem Altenheim in Herne. Tana Schanzara starb am 19. Dezember 2008 in einer Klinik in Bochum.

Es folgte ein Ideen- und Spendenaufruf in der WAZ. Eine Jury entschied sich am Ende für die Anregung der Bochumerin Heidi Bösel. Die WAZ-Leserin wünschte sich damals eine bodenständige Figur – passend zum bodenständigen Menschen. So entstand die ganz in Bronze ausgeführte Skulptur der sitzenden Tana, die vor zehn Jahren unter dem Applaus von über 100 Menschen auf dem Theatervorplatz enthüllt wurde.

Über 100 Menschen kamen zur Einweihung vor zehn Jahren

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In Bronze gegossen wurde die rund 45.000 Euro teure Skulptur vom Bildhauer Karl Ulrich Nuss. Er gestaltete 1971 auch das Reliefbild des ehemaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss auf der Zwei-D-Mark-Münze. Darüber hinaus ist er vor allem für seine Gestaltung menschlicher Figuren bekannt, sowie für den Rattenfängerbrunnen in Hameln. In Bochum hat er zuvor schon den Jobsiadebrunnen (Kortumbrunnen) auf dem Husemannplatz geschaffen.

Zu den Großspendern gehörten die beiden damaligen Eigentümerfamilien der WAZ_Gruppe Brost und Funke (jeweils 10.000 Euro), der Unternehmer Gerd-Uwe Drobig (Seco Kältetechnik), die Sparkasse Bochum und Modehaus-Chef Andor Baltz mit jeweils mehreren 1000 Euro.