Bochum-Laer. Für die vielen Schwäne und Gänse ist das Nahrungsangebot im Ümminger See in Bochum enorm verlockend. Aber dadurch leidet die Wasserqualität.

Die drastischen Bilder von sterbenden und toten Schwänen der jüngsten Zeit haben die Besucher und Freunde des Ümminger Sees aufgeschreckt. Die Feuerwehr wurde eingeschaltet, konnte aber letztlich nur einen verendeten Schwan abtransportieren. Die genaue Ursache für den Tod des Vogels konnte nicht ermittelt werden, da das Veterinäramt bei der Bezirksregierung in Arnsberg ihn über das Wochenende nicht untersuchen konnte.

Eine Leitung durch den halben Bochumer Osten

Am Ümminger See trifft eine unglückliche Verkettung von Umständen zusammen, und bei den umfangreichen Umbaumaßnahmen sind weit mehr Aspekte der ökologischen Aufwertung im Uferbereich vorgesehen als in der Wasserfläche selbst möglich sind.

Der Ümminger See verändert sich, wie dieses Archivbild zeigt. Die Überreste der alten Stege aus den 1970er Jahren ragen aus dem Wasser.
Der Ümminger See verändert sich, wie dieses Archivbild zeigt. Die Überreste der alten Stege aus den 1970er Jahren ragen aus dem Wasser. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Das Ziel hinter den Baumaßnahmen ist allerdings, den Nährstoffgehalt im See um mehr als die Hälfte zu verringern, damit die Gefahr des „Umkippens“ abgewendet werden kann. Die Abkoppelung des salzigen Grubenwassers, das von den Harpener Teichen über den Harpener Bach in den Ümminger See geleitet wird, ist da ein erster Baustein. Damit kann sich zumindest der Harpener Bach wieder erholen.

Das Wasser im Bach wird sauberer

Dadurch wird der Harpener Bach um die Teiche herumgeführt und somit vom Grubenwasser getrennt. Bisher floss beides gemeinsam in Richtung Ümminger See, durch den See hindurch und dann weiter zur Ruhr. Jetzt sollen der Bach und das Grubenwasser getrennt voneinander fließen, um eine bessere ökologische Qualität im Harpener Bach zu erhalten und eine annähernd natürliche Entwicklung zu erreichen.

„Der Ümminger See bleibt ein Brackwassersee“, hat ein Gutachten des Umweltbüros Essen schon vor geraumer Zeit festgestellt. Das heißt, dass hier immer ein Zusammentreffen von Frisch- und Salzwasser vorherrschen wird. Allerdings wird über eine „Wasserweiche“ der Harpener Bach umgeleitet, ein Teil des Oberflächenwassers geht dann weiter in den Ümminger See.

Das System führt zur Ruhr

Weiter südlich stößt der Langendreerer Bach auf das System. Er wird noch im Hinterland der Schule am Leithenhaus renaturiert, das Wasser fließt dann mit dem des Harpener Bachs in den Ölbach und am Ende in die Ruhr.

Maßnahmen gegen die Gänse

Die Stadtverwaltung unterstreicht, dass alle Maßnahmen rund um den See, mit Verbindungsleitung und den umweltpädagogischen Maßnahmen, werden zu 90 Prozent aus Mitteln des Landes (40 Prozent) und der Europäischen Union (50 Prozent) gefördert. Mit den drei Zuwendungsbescheiden sind Maßnahmen für insgesamt 5,44 Millionen Euro bewilligt worden. Die Renaturierung des Harpener Bachs wird voraussichtlich zu 80 Prozent gefördert. Die Baukosten liegen bei circa 1,05 Millionen Euro.

Gegen die weitere Verbreitung der Kanada- und Nilgänse sollen niedrige Hecken die Vögel in der flugunfähigen Zeit von den Bänken und der neuen Promenade abhalten. Raue Gräser sollen die Tiere von den Liegewiesen vertreiben. Sollte das nichts bringen, fasst die Verwaltung ins Auge, den Bestand über die Gelege zeitweise zu reduzieren. Da aber der Bestand in der ganzen Region sehr groß ist, werde es immer wieder zu Neuzugängen kommen

Die Biologische Station Östliches Ruhrgebiet mit Sitz in Herne hat die Planung zur Umgestaltung des Sees fachlich begleitet und auch ein Gutachten über die Population der Kanada- und Nilgänse erarbeitet.

Richard Köhler, Zoologe und Ökologe der Station, bringt es auf eine Kurzformel: „Bei dem Wetter der letzten Zeit entsteht da eine Kombination extrem ungünstiger Parameter.“ Die Tiere, ob Fische oder Vögel, würden zunächst selbstverständlich vom großen Nährstoff-Angebot im See angelockt. „Denen geht es dann erst einmal extrem gut, bis sie an der Konzentration aber sterben.“

„Daran ist kaum etwas zu machen“, bedauert Köhler, „der See ist krank“.

Zu viel Stickstoff und Phosphor

Die Biologische Station appelliert dringend, nicht im Ümminger See zu schwimmen oder das Wasser zu trinken. Dasselbe gelte für alle anderen Seen des Ruhrgebietes, die nicht ausdrücklich als Trinkwasser oder Badegewässer frei gegeben sind.

Denn am Grund flacher, euthropher Stillgewässer, also mit einem Überangebot von Stickstoff und Phosphor, kann es vor allem im Sommer zur verstärkten Bildung von Faulschlamm kommen. In seltenen Fällen entstehen dann auch Giftstoffe wie Botulinum. Tiere im und am Wasser wie Gänse und Enten können daran verenden. Auch Menschen sollten das Wasser selbst in geringen Mengen nicht zu sich nehmen, wie es beim Schwimmen automatisch geschieht.