Bochum. Es gibt genügend Ausbildungsplätze in Bochum – aber offenkundig nicht die richtigen. Beide Seiten, Firmen wie Bewerber, müssten flexibler sein.

Eine steigende Zahl von Arbeitslosen und mehr als 700 noch unversorgte Jugendliche ohne Ausbildungsplatz. Das sind die Eckdaten der aktuellen Situation auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt in Bochum.

713 junge Menschen in Bochum suchen noch eine Ausbildungsstelle

Einige Wochen vor dem Beginn des Ausbildungsjahres 2022/23 bleibt die Situation für 713 Schulabgängerinnen und Schulabgänger schwierig. Noch haben sie keine Lehrstelle gefunden. Dabei mangelt es nicht an Angeboten. Für jeden unversorgten Jugendlichen gibt es eine Lehrstelle – theoretisch. Wählen können sie unter 1186 noch unbesetzten Ausbildungsplätzen in Bochum. Immerhin geht die Entwicklung in die richtige Richtung. Noch Ende April waren 1609 junge Bochumerinnen und Bochumer ohne Lehrstelle.

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Einmal mehr besteht die große Herausforderung darin, den richtigen Bewerber für die richtige Stelle zu finden – das sogenannte Matching. „Natürlich gibt es oft ein Passungsproblem“, sagt Bochums Arbeitsagenturchef Frank Neukirchen-Füsers. „Der Einstieg in den Traumberuf ist auch in Zeiten, da immer weniger Bewerber auf immer mehr offene Stellen treffen, nicht immer realisierbar.“

Mit VR-Brille eintauchen die virtuelle Welt von 90 Berufen

Chancen und Möglichkeiten gebe es dennoch reichlich. In Beratungsgesprächen, aber auch mit Hilfe neuer Formen der Vermittlung. Wer sich in Sachen Ausbildungsmöglichkeiten orientieren möchte, könne mit VR-Brillen in die virtuelle Welt von mehr als 90 Ausbildungsberufen eintauchen. „Einfach im Kundencenter melden. Eine Terminabsprache ist nicht erforderlich“, so Neukirchen-Füsers.

Der Agenturchef appelliert auch an die Unternehmen, sich mehr um junge Nachwuchskräfte bemühen und unter Umständen etwas von ihren Idealvorstellungen abzuweichen, wenn sie ihre eigenen Fachkräfte ausbilden wollen.

Arbeitslosenquote in Bochum steigt auf 8,6 Prozent

Auf dem Arbeitsmarkt sieht die Situation auf den ersten Blick ernüchternd aus. 569 zusätzliche Frauen und Männer ohne Job im Vergleich zum Vormonat registriert die Arbeitsagentur. Die Arbeitslosenquote ist daher um 0,3 Prozentpunkte auf 8,6 Prozent deutlich gestiegen. 16.774 erwerbsfähige Personen sind derzeit ohne Arbeitsplatz.

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Das indes sei, so die Agentur, vor allem auf eine Rechtsänderung zurückzuführen – und kein Zeichen für eine deutliche Verschlechterung auf dem Arbeitsmarkt. Denn: Durch den Wechsel in der Betreuung der geflüchteten Menschen aus der Ukraine vom Asylbewerberleistungsrecht ins SGB II steige die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen.

4156 Arbeitsplätze in Bochum sind noch unbesetzt

Seit dem 1. Juni werden die seit Kriegsbeginn im Februar aus der Ukraine Geflüchteten von den Jobcentern betreut. Aktuell sind beim Jobcenter Bochum 628 Personen aus der Ukraine arbeitslos gemeldet. „Wir erwarten, dass sich diese deutliche Steigerung noch fortsetzen wird“, so der Bochumer Agenturchef.

Zugleich registriere die Agentur, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften leicht rückläufig ist. Neukirchen-Füsers: „Die schon in der Pandemie zu beklagenden Materialengpässe, aber auch die steigenden Materialpreise und insbesondere die Entwicklungen am Energiemarkt geben offenbar zunehmend Anlass zur Sorge.“ Im Juni haben Unternehmen 742 offene Stellen bei der Arbeitsagentur gemeldet. Insgesamt gibt es 4156 unbesetzte Arbeitsplätze.