Bochum-Nord. . Stadtverwaltung regt an, Industriefläche an der Josef-Baumann-Straße zu vergrößern – und trifft auf den geballten Unmut der Bezirksvertretung Nord.
Die Fläche misst nur etwa fünf Hektar – und doch ist sie groß genug für einen gehörigen Krach in der Bezirksvertretung Nord. Denn die Pläne der Stadtverwaltung, im Zuge des Regionalplans Ruhr das Gewerbegebiet entlang der Josef-Baumann-Straße im südlichen Teil zu vergrößern, stößt bei den Bezirksvertretern auf energische Ablehnung.
Über alle Parteigrenzen hinweg äußern die Politiker ihren Unmut über die Erschließungspläne: „Die Fläche ist völlig ungeeignet“, kritisiert Philipp Welsch (SPD). „Topographisch ist das nicht ausgegoren“, ergänzt Friedel Donschen (Freie Bürger). „Die Verkehrsbelastung ist in diesem Gebiet längst über die Grenze des Zumutbaren gewachsen“, sagt Ratsmitglied Ernst Steinbach (SPD). „Wir brauchen ein besseres Gleichgewicht zwischen Gewerbe, Wohnungsbau und Umweltschutz“, so Christian Schnaubelt (Grüne). „Gewerbegebiete gibt es im Norden genug.“
Wie berichtet, sollen in den kommenden Jahren im gesamten RVR-Gebiet zusätzliche Flächen für Wohnen und Industrie entstehen. Dies sieht der Regionalverband Ruhr (RVR) vor. Noch sind es bloße Planspiele, doch bis etwa im Jahr 2034 sollten den Plänen Taten folgen. Im Bezirk Nord sind bislang vergleichsweise wenige Flächen in den Fokus gerückt: Ein Gebiet von 11,2 Hektar wurde vom Stadtplanungs- und Bauordnungsamt geprüft. Zum Vergleich: Im Bezirk Ost sind es 85,7 Hektar, Mitte: 37,9 Hektar, Süd: 15,1 Hektar.
„Mögliche Potenzialflächen“
Falko Kupsch, Sachgebietsleiter für Rahmenplanung und Stadterneuerung, wird vor der Bezirksvertretung Nord nicht müde zu betonen, dass es sich hierbei lediglich um „mögliche Potenzialflächen“ handle und „noch längst kein formales Verfahren“ begonnen habe. „Ob wir die Flächen in Anspruch nehmen, wissen wir nicht, aber wir halten uns die Option offen.“ Dies sei in anderen Städten anders: Da würde der RVR selbst die Vorschläge machen.
Bürgerprotest formiert sich
Gegen die mögliche Erweiterung des Gewerbegebiets an der Josef-Baumann-Straße formiert sich bereits Bürgerprotest: Unter Federführung des Harpener Anwalts Christof Wieschemann trafen sich knapp 50 Personen im Gemeindehaus der Vinzentiuskirche, um frühzeitig Widerstand zu signalisieren. „Uns ist bewusst, dass der förmliche Prozess erst 2017 beginnt“, so Wieschemann. Doch die von der Verwaltung favorisierte Fläche führe „zu einer Selbstverpflichtung der Stadt gegenüber dem RVR. Faktisch wird daher bereits jetzt über die zukünftige Flächennutzung entschieden“.
Bezirksbürgermeister Henry Donner (SPD) hat unterdessen Kontakt zur Eigentümerin des fraglichen Grundstücks aufgenommen. „Sie hat mir mitgeteilt, nicht daran zu denken, ihr Grundstück zu verkaufen.“ Den Bezirksvertretern reicht das nicht. Deutliche Worte richtet Hubert Wegener (CDU) an die Verwaltung: „Wir kennen die Ängste der Bürger gut“, sagt er. „Sie sollten sich gut überlegen, ob diese fünf Hektar es wert sind, sich mit dem ganzen Bochumer Norden anzulegen.“