Bochum-Langendreer. Obwohl politisch so beschlossen, gibt eine Initiative aus Bochum-Langendreer nicht auf, um den Freibad-Erhalt zu kämpfen. So geht sie dabei vor.
Politisch ist die Sache klar: Nach dieser Sommer-Saison wird es den Freibad-Bereich im Ostbad in Bochum-Langendreer so nicht mehr geben. Die Außenfläche soll zu einer Freizeit- und Wasserlandschaft umgestaltet werden. Die Bürgerinitiative „Das Freibad Langendreer darf nicht ,baden’ gehen“ will das verhindern. Mit allen Mitteln.
Bochum: Kampf um Freibad-Erhalt in Langendreer – Initiative gibt nicht auf
Große Hoffnung setzten Vertreter der Initiative in einen Besuch bei Marcus Müller. Dieser ist Chef der Wasserwelten GmbH, die die städtischen Bäder betreibt. Die Freibad-Initiative Langendreer übergab ihm 1857 Kommentare, die bisher zum Erhalt des Freibades auf der Seite der Online-Petition eingegangen sind. Insgesamt wurde die Petition bisher von fast 6300 Menschen gezeichnet.
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„Die Kommentare geben ein Bild darüber ab, warum Menschen der Meinung sind, dass eine Schließung des Langendreer Freibades aus ihrer Sicht nicht passieren soll“, sagt Christina Seidenstücker von der Bäderinitiative. Die Spannbreite der Unterzeichner reiche von ganzen Schulklassen aus dem Bochumer Osten über Anwohner bis hin zu Funktionsträgern.
So wird Dolf Mehring, ehemaliger Jugendamtsleiter in Bochum, zitiert: „Kinder, Jugendliche und Familien brauchen ortsnah eine Möglichkeit, Badespaß zu erleben. Im Rahmen der Ferienaktionen sind Schwimmbäder wichtige Anlaufstellen vor allem für Familien, die sich keinen teuren Urlaub leisten können. Freibäder gehören zur Infrastruktur einer lebenswerten Großstadt.“
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Und auch die Klasse der Grundschule am Volkspark hat Argumente für einen Freibad-Erhalt genannt: Schwimmen lernen, Freizeitgestaltung, Trainieren, Abkühlen an heißen Sommertagen, Entspannen und Erholen, gemeinsames Miteinander, Freunde finden, Arbeitsplätze.
Das Gespräch mit Marcus Müller habe allerdings nichts Neues gebracht, bedauert die Bürgerinitiative. „Es ist schon enttäuschend, dass bisher keine einzige konkrete Frage über eingesparte Kosten, Vergleich der Kosten zwischen Freibadbetrieb und Betrieb eines Freizeitgeländes oder Höhe der Eintrittspreise beantwortet wurde“, kritisiert Christina Seidenstücker. Müller habe mehrfach betont, dass die Geschäftsführung den Auftrag habe, dass Freibad abzuwickeln, sprich zu schließen. Er er sei sich auch sicher, dass der dann errichtete erweiterte Wasserspielplatz ein toller Erfolg werde.
Die Bürgerinitiative sieht das keineswegs so, sondern befürchtet, dass hier unnötig Geld für eine von vornherein nicht gewollte und kaum erfolgversprechende Minilösung ausgegeben wird. „Zusätzlich als Attraktivierung für das bestehende Freibad wären solche Maßnahmen sicherlich wünschenswert und sinnvoll“, erklärt Gisa Knepper von der Initiative. Sie und ihre Mitstreiter wiesen in dem Gespräch noch einmal auf die sozialen Aspekte und die Wichtigkeit eines kostengünstigen Freibadbesuches in Zeiten von hoher Inflation und steigenden Flüchtlingszahlen hin.
Planungen werden am Mittwoch vorgestellt
„Wir haben am Dienstag, 7. Juni, in unseren Räumen mit der Bürgerinitiative gesprochen und die Kommentare der Online-Petition entgegen genommen“, teilen die Wasserwelten mit. „Das Gespräch war offen und konstruktiv“, zieht Sprecher Kai Krischnak ein Fazit.
Die Planungen für das geplante „Urban Blue & Sports“ am Standort Langendreer werden in dieser Woche im Aufsichtsrat der Holding für Versorgung und Verkehr beraten und im Anschluss – am Mittwoch, 15. Juni – der Öffentlichkeit vorgestellt. In die Planungen sind laut Wasserwelten viele Anregungen aus der Bürgerveranstaltung, der Veranstaltung mit den Schulen und Eingaben auf der Internetseite der Wasserwelten eingeflossen.
Die Hoffnung auf den Erhalt des Freibades haben der Aktiven der Bürgerinitiative noch nicht begraben. „So lange es steht, versuchen wir weiter, etwas zu bewegen“, sagt Christina Seidenstücker. Von vielen Verein und Gruppen erfahre man Unterstützung, beim Stadtteilfest „Bänke raus“ in Langendreer habe man die nächsten 170 Unterschriften sammeln können. Das bestärkt.
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Seidenstücker versteht nicht, „wie man sich so vor dem Bürgerwillen und dem breiten Widerstand im Stadtteil verschließen kann“. Die Online-Petition laufe bis Ende September weiter. Vermutlich wird die Bürgerinitiative auch beim Stadtpicknick am Sonntag, 19. Juni, zugegen sein, um auch über Langendreer hinaus für das Freibad einzutreten.
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Sollte es letztlich nicht zu retten sein, plädiert die Bürgerinitiative für eine behutsame Vorgehensweise. „Dann sollte man die Außenbecken nicht sofort abreißen, sondern erstmal mit einem Wasserspielplatz starten. Um zu sehen, ob so etwas überhaupt ankommt“, sagt Christina Seidenstücker. Auch sollte das Freibad so lange erhalten bleiben, bis das Hallenbad saniert (2026/27) und über eine Spezialkonstruktion im Sommer nach Außen geöffnet werden kann.